Back Down to Earth


[Filmrezension] Dark Shadows

"Du hast so einen Schatten!" - "Unsereins hat weder einen Schatten, mein Liebe, noch ein Spiegelbild!"

Story:
Als Vampir Barnabas Collins nach 200 Jahren seinen Sarg verlässt, mischen sich in seiner Reaktion Staunen und Zorn. Die Welt der 1970er Jahre ist ihm so fremd wie seine letzten Nachkommen, die Frau aber, die jetzt den Ton in der Stadt angibt, so vertraut wie verhasst, weil sie, eine verführerische, aber eifersüchtige Hexe, einst seine grosse Liebe tötete und ihn zum Untoten machte. Kann Barnabas seiner zerrütteten Familie näherkommen und dabei die romantisch gestörte stalkende Zauberin auf Distanz halten?

Meine Meinung:
"Dark Shadows" von Tim Burton sollte grade aufgrund der Riege hoch angesehener Schauspieler und ob der originellen Story eines der Highlights des Kinojahres werden. Nach einigen negativen Kritiken bin ich dennoch skeptisch geworden - zu Recht. Denn nur durch das Herunterschrauben meiner Erwartungen blieb mir eine totale Enttäuschung erspart.

Aus der Geschichte hätte absolut alles herausgeholt werden können - leider aber verliert sie sich irgendwann in den Details und der Fülle der Informationen - hier der Humor, dort ein paar Geister, an anderer Stelle die Wiederbelebung des alten Fischereibetriebs der Collins und dann auch noch die böse Hexe Angelique. Dass das alles viel zu überladen wird, muss wohl nicht noch einmal explizit erwähnt werden. So ergeht sich der Film oft in langweilenden Episoden mit zwar schönen Kulissen, aber keinem nennenswerten Voranschreiten im Plot.

Johnny Depp spielt gewohnt grandios und sehr überzeugend, geht in seiner Rolle des Vampirs Barnabas Collins geradezu auf. Dieser ist verwirrt ob der Entwicklungen, die die Gesellschaft in den 200 Jahren, die er in einem Sarg eingesperrt war, durchgemacht hat. Diesen Part bringt er genauso gut rüber wie die düsteren, ernsteren Momente. Helena Bonham Carter war die Darstellerin, auf die ich mich am meisten gefreut hatte, doch ihr gesamtes Können darf sie hier nicht zeigen - dafür ist ihr Charakter zu blass und zu selten dabei. Michelle Pfeiffer bringt Hausherrin Elizabeth toll rüber und überraschte mich geradezu - ihre Mimik passte besonders in den skurrileren Momenten perfekt.

Chloë Moretz ist glaubwürdig in ihrer Rolle der aufsässigen, allzeit genervten Tochter Carolyn, ihr Charakter jedoch nervt die meiste Zeit über stark und kann auch mit kaum witzigen Aussprüchen punkten, denn diese wirken in Verbindung mit dem aufgesetzt genervten Gesichtsausdruck oft etwas überzogen. Am meisten enttäuschte mich jedoch die Wiedergeburt der großen Liebe, Josette, in Gestalt von Victoria Winters und gespielt von Bella Heathcote - diese wirkte die gesamte Zeit über stets blass und blieb mir kaum im Gedächtnis, im Gegensatz zu Eva Greens zärtlich-böser, grausamer Darstellung der Hexe [die ein riesiges Grinsen besitzt, das ich einfach erwähnen muss].

Der Film plätschert vor allem die ersten 50 Minuten so vor sich hin. Nach einer  schier endlos wirkenden Ankunft der neuen Gouvernante dauert es ewig, bis Barnabas endlich ins Schloss einzieht und dann noch einmal circa zehn Minuten, bis er endlich auf Angelique trifft. Bis dahin ist man als Zuschauer bestenfalls leicht gelangweilt. Einige Witze zünden, viele jedoch nicht - ich habe selten gelächelt und schon gar nicht gelacht. Die unterhaltsamste Szene war wohl die, in der Barnabas krampfhaft einen Schlafplatz sucht und sich immer neue Orte sucht - vom Hängen von der Decke über dem Bett bis zum obersten Fach des Schrankes ist alles dabei.

Als "Horrorkomödie" ist der Streifen aber schon allein wegen des ansonsten selten vorhandenen Witzes nicht anzusehen, gruselig ist er jedoch auch nur an ganz wenigen Stellen und auch dann grade einmal minimal - und das sage ich als Angsthase. Die düsteren, grandiosen Kulissen reichen eben nicht, um eine schaurige Atmosphäre zu erschaffen, es fehlt einfach das Etwas. Nachdem das Ganze endlich an Fahrt aufnimmt und der Zuschauer sich  gefesselt fühlt, fällt der Showdown doch etwas mau aus. Und besonders das Ende konnte mich in dieser Weise kaum vom Sessel reißen, hatte ich mir hier doch etwas viel Spektakuläreres erhofft...Nur die letzten Sätze aus dem Off runden das ganze so ab, dass es wenigstens ansatzweise wie ein gutes Ende wirkt.

Fazit:
"Dark Shadows" wird besonders die, die sich viel vom Film erhoffen, stark enttäuschen. Denn trotz der exzellenten Schauspieler, der düsteren Kulissen und der guten Idee nach der Serie aus den 70ern, wirkt das Ganze fade und witzlos, ebenso ist die Bezeichnung als "Horrorkomödie" selbst ein einziger Witz. Schade! 2,5 Punkte.



  9 Kommentare:

  1. hab den Film auch gesehen. Ich hingegen hab viel erwartet... doch so schlecht war es doch nicht. War aber peinlich da ein kleines Kind neben mir saß und nicht die Zweideutigkeit kapiert hat. Ich versteh es nicht wie die Mutter es ihr auch noch erklären konnte....

    lg

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  2. Na da sind wir ja im Großen und Ganzen einer Meinung. Leider, leider, man hätte wirklich so viel machen können aus der Idee und den Schauspielern.
    Michelle Pfeiffer konnte mich irgendwie nicht so überzeugen, aber da ging es mir wohl so wie dir mit Chloe Moretz: Ich fand die Rolle einfach nervig^^

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  3. Ich will ihn mir am Dienstag angucken. Schade, dass du so wenig überzeugt davon bist. Ich hingegen habe bisher nur gutes von dem Film gehört. Bin also gespannt und lasse mich überraschen :-)

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  4. @Alisia:
    Er ist ja auch nicht schlecht - nur eben unterdurchschnittlich für einen Burton, der so hoch gehypt wurde vorher.
    Ich bin sowieso der Meinung, dass man in diesen Film nicht mit einem kleinen Kind gehen sollte - das versteht doch das meiste nicht und die Kulissen sind doch auch viel zu düster?! Tzz, Eltern gibt es...

    @Katie:
    Ja, der Meinung bin ich auch. Hier wurde leider viel verschwendet, vor allem das Talent der Schauspieler.
    Elizabeth als Rolle fand ich eigentlich ganz in Ordnung - sie wurde einfach von der schreckliche Carolyn übertrumpft :D Daher gefiel mir Pfeiffer auch gut ;)

    @Shelty:
    Wo hast du denn etwas Gutes dazu gehört? :D Also ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber das einzige Positive habe ich in der Kino-Zeitschrift "Kino & Co" gefunden und die lobt alles in den Himmel ;)
    Aber ich wünsche dir trotzdem möglichst viel Spaß!

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  5. HA! Ich habe noch überlegt, ob ich den Film sehen muss.

    Den Depp mag ich nämlich eigentlich ganz gerne, aber dann werde ich das wohl lassen und darauf warten, dass er im TV läuft :)

    Danke! Bin dann auch mal Leserin geworden! Toller Blog :)

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  6. @Lesefee:
    Ja, Johnny Depp ist schon ein zu Recht angesehener Schauspieler - seine Mimik ist einfach toll. Aber der Film bringt es vom Plot und der Spannung her einfach nicht genug.
    Danke für das Kompliment und es freut mich sehr, dich als neue Leserin begrüßen zu dürfen :)

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  7. Hi, Sonne.
    Als Drama hat mir der Burton gefallen. Soweit ich mich erinnere, der erste Film aus seiner Hand. Inhomogen ist er allerdings auch geraten, stimmt. Und ja - Eva Green ist besonders. Speziell in ihrer Vielfältigkeit.
    Würde mich nicht wundern, wenn einige Szenen zwischen Barnabas & Victoria geschnitten wurden. Irgendwann ist sie einfach weg und taucht erst wieder zum Finale auf. Schade.

    bonté

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  8. @RoM:
    Wie ich ja schon schrieb, die Storyline selbst, auch mit den traurigen & düsteren Aspekten, gefiel mir sehr. Es kommt nur einfach zu viel zusammen im Film. Eva Green fand ich sehr interessant, nur ihr Lachen - von Ohr zu Ohr - hat mich etwas irritiert ;)
    Der Film hatte mehr Potenzial als er letztendlich ausgeschöpft hat...

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  9. Hach, diesen Film habe ich mir auch gleich bei der Premiere angesehen, war aber auch nur mäßig begeistert. Erwartungen hatte ich eigentlich keine vorher, aber ein bisschen mehr Handlung wäre durchaus wünschenswert gewesen.
    Johnny Depp fand ich in seiner Rolle auch genial und alleine dafür hat es sich, wie ich finde, schon gelohnt den Film zu sehen auch wenn der Rest besser hätte sein können...
    liebe Grüße

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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