[Filmrezension] Fast verheiratet
"Okay und willst du noch was wissen? Für's Protokoll: Ja, das war ein vorgetäuschter Orgasmus. Und ich wette, du hast es nicht mal gemerkt. Ganz genau. Männer können das auch!"
Gourmetkoch Tom und Studentin Violet treffen sich bei einer Sylvester-Party in San Francisco und genau ein Jahr später macht Tom ihr einen nervösen Heiratsantrag. Ihr zuliebe gibt er seine Stellung in einem In-Restaurant auf und zieht mit ihr ins langweilig-frostige Michigan. Dies führt zu konstanten Verzögerungen und fünf Jahre später sind sie immer noch nicht verheiratet. Die Beziehung und Toms Ego gelangen an einen Tiefpunkt, doch ihre Liebe überwindet alle Hindernisse.
MEINE MEINUNG
Jason Segel gehört aufgrund seines innovativen Minenspiels und seiner sympathischen Art zu einem meiner Lieblingsschauspieler, daher war ich umso glücklicher, den neuen Film mit ihm bei einem Besuch in Hannover doch noch sehen zu können. Und nach einiger Skepsis kann ich letztendlich sagen: Ganz so typisch klischeehaft wie gedacht ist der Streifen gar nicht.
"Fast verheiratet" ist eine romantische Komödie, weshalb man sich natürlich sowohl von Story als auch von Tiefe nicht allzu viel erwarten darf. Es gibt das übliche Paar, die üblichen Verwicklungen und das übliche Ende. Dazwischen weiß der Film aber durchaus an der ein oder anderen Stelle wenigstens ein bisschen zu überraschen und durch die oftmals sehr gute Stimmung ein gutes Gefühl zu vermitteln. Dabei bleiben 08/15-Elemente nicht aus, aber sie werden schon dadurch ein wenig zurückgefahren, dass die Geschichte dort einsetzt, wo andere enden: Nämlich bei der Planung der Hochzeit.
Jason Segel und Emily Blunt wurden als Paar perfekt ausgewählt und besitzen eine unübersehbare Chemie. Er als wie immer sehr weicher Mann, der seiner Freundin zuliebe nach Michigan zieht, aber schon bald bemerkt, dass ihn das nicht glücklich macht. Anders als sonst hat seine Rolle in einigen Aspekten in der Tat ein besseres Durchsetzungsvermögen, weswegen er nicht komplett wie ein Waschlappen wirkt. Sie als toughe Karrierefrau Violet sammelt durch die fröhliche Art und die tollen Sprüche die Sympathien und überzeugt auch durch das Minenspiel - insbesondere in unangenehmen Momenten.
Die Parts der Nebencharaktere werden hauptsächlich von Chris Pratt als Toms bester Freund Alex und Alison Brie als Violets Schwester übernommen, die auf der Verlobungsfeier ungewollt ein Kind zeugen und kurz danach heiraten. Die beiden sind nicht perfekt, sind aber unglaublich sympathisch und lockern das Ganze immer wieder auf. Den Gegenspieler bzw. Buhler um Violets Gunst mimt hier Rhys Ifans, der ein paar seiner "The Amazing Spiderman"-Erfahrungen zeigt, als er in einer Szene über Autos, Tonnen und Zäune springt, was wunderbar anzusehen ist.
Die Witze zünden nicht immer und einige sind schon ausgelutscht - trotzdem vermag der Film es, einen über die relativ lange Spielzeit von über 2 Stunden ziemlich gut zu unterhalten. Zwischendurch kann der Zuschauer an der ein oder anderen Stelle auch schon mal laut auflachen, was nicht jede Komödie von sich behaupten darf. Allerdings ist die Geschichte an einigen Stellen auch etwas in die Länge gezogen oder arg übertrieben. Dass da so viele seltsame Menschen mit wirklich seltsamen Neigungen in der Umgebung des Paares leben, ist schon etwas weit hergeholt. Natürlich bringen grade diese einen oft zum Lachen, dennoch bleibt ein kleiner genervter Gedanke nicht aus.
Klischeehaft wird der Streifen vor allem zum Ende hin, als die zu erwartende und mittlerweile absolut gängige dramatische Wende kommt. Auch hier wird an einigen Stellen mit trauriger Musik, traurigen Gesichtern und traurigen Gesprächen gearbeitet, was sehr schade ist, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Komödie handelt. Typischerweise müssen sich die Charaktere über das im Klaren werden, was sie wollen, wobei ihnen - ebenso typischerweise - Freunde helfen. Dafür ist der Schluss dann allerdings wirklich wunderschön, originell und fast schon ergreifend gemacht, sodass der Unterhaltungswert des Filmes letztendlich nicht nur mittelmäßig ist.
FAZIT
"Fast verheiratet" ist in vielen Punkten die klischeehafte Komödie wie wir sie kennen: Typische Zeichnung der Nebencharaktere, eine Liebesgeschichte, ein dramatischer Umbruch. Dennoch ist der Film über weite Strecken sehr sympathisch und absolut klasse besetzt. Über kleinere Längen kann da auch mal hinweg gesehen werden. Gute 3,5 Punkte!
Ich war leider ein wenig von dem Film enttäusch. Ich fand ihn nicht besonders witzig und es gab einige Länge, dafür fand ich das Ende überraschend und sehr kreativ. Hey, wer wünscht sich nicht eine Hochzeit im Schnellflug und so ganz unerwartet. ;)
AntwortenLöschen@Sweety:
AntwortenLöschenDa ich von Anfang an sehr niedrige Erwartungen hatte - dafür sah mir schon der Trailer zu klischeehaft aus - wurde ich da nicht enttäuscht, worüber ich sehr froh bin. Ich fand die Darsteller einfach so klasse, dass ich den Film wohl gar nicht in die Tonne verbannen KONNTE. Aber du hast Recht: Das Ende könnte es gewesen sein, dass mich letztendlich doch noch so verhältnismäßig positiv gestimmt hat, denn das ist wirklich originell :D
Ich glaube, den Film werde ich mir irgendwann mal auf DVD ausleihen. Dafür gibt es derzeit einfach zu viele Filme, die ich im Kino schauen möchte, was wiederum extremst aufs Geld geht - Popcorn & Co. dürfen schließlich nicht fehlen. Danke also für die aufschlussreiche Filmreview.
AntwortenLöschenLG, Reni