[Laberparade] Anna Karenina
"Das muss aufhören! Wenn Ihnen nur etwas an mir liegt, dann lassen Sie mir meine Ruhe!" - "Für uns gibt es keine Ruhe. Es gibt nur Leid - und höchstes Glück."
Die schöne und kluge Anna Karenina hat alles, was ein Mensch sich nur wünschen kann. Sie ist reich verheiratet, geht am russischen Zarenhof ein und aus und lebt auch sonst ein glanzvolles Leben.
Eigentlich könnte sie also vollkommen glücklich sein, wäre da nicht ihre Ehe mit dem reichen und gefühlskalten Fürsten Alexei Alexandrowitsch Karenin. Anna steht Alexei zwar treu zur Seite, vermisst jedoch die Leidenschaft in ihrem Leben.
Dann lernt Anna Karenina eines Tages den jungen und sehr attraktiven Grafen Wronsky kennen - und verliebt sich in ihn. Anna ist hin und her gerissen zwischen ihrer Familie und der leidenschaftlichen Liebe zu Wronsky. Das Unheil nimmt unaufhaltsam seinen Lauf...
MEINE MEINUNG
CHARAKTERE
Vorab: Tolstois Roman habe ich nie gelesen. Ein Vergleich ist mir also nicht möglich.
Anna Karenina selbst ist zu Anfang eine zwar kluge und wunderhübsche Frau, ebenso unglücklich ist sie aber auch - ihre Ehe ist lieblos, ihre einzige Freude ist ihr Sohn. Das ändert sich, als sie Graf Wronsky trifft. Sie entbrennt in Leidenschaft und wirkt nahbarer auf den Zuschauer, ihre Entscheidungen sind allerdings nicht immer komplett nachzuvollziehen.
Alexei Karenin ist ein ruhiger, absolut besonnener sowie kühler Mann, der nie ganz greifbar wird. Gleichzeitig ist er mit seinem Sinn für Vergebung und das Richtige fast schon unerträglich gut.
Wronsky dagegen ist warm, liebevoll, zärtlich - aber auch jung, weswegen er die Auswirkungen seiner Entscheidungen nicht von Anfang an sieht.
Die sonstigen Charaktere sind manchmal liebenswürdig, oftmals intrigant und immer glaubhaft. Ohne einige der wichtigeren Nebenfiguren hätte hier definitiv etwas gefehlt.
SCHAUSPIELER
Meiner Meinung nach kann man Keira Knightley durchaus als sehr fähige Schauspielerin sehen und auch hier bringt sie die sich verzweifelt nach Liebe sehnende Anna wunderbar rüber. Die meiste Zeit muss sie zwar hauptsächlich nur Tränen vergießen - dennoch kann sie den Film gut tragen. Besonders hervorstechend ist aber ganz klar Jude Law als Alexei Karenin. Unbewegt, kalt, aber doch irgendwie gutmütig gelingt es ihm, den Zuschauer nie wissen zu lassen, woran er ist. Aaron Taylor Johnson als Annas Geliebter ist da das Gegenteil: Voller Leidenschaft und voller Mut versucht er sie für sich zu gewinnen. Besonders in den tragischen Momenten ist er komplett glaubwürdig.
Aber auch Matthew Macfadyen als Annas Bruder, Kelly Macdonald als dessen Frau oder Michelle Dockery als einzige verbliebene Freundin von Anna - es gibt keinen einzigen Ausfall, die Darsteller agieren und harmonieren perfekt.
GESCHICHTE
Die Geschichte von "Anna Karenina" dürfte den meisten wohlbekannt sein. Auch heute ist der Plot aus dem 19. Jahrhundert um Ehe, Ehre, Ächtung und Liebe tatsächlich noch sehr aktuell. Annas Schicksal, das ihrer Lieben sowie die zwei weiteren Geschichten um ihren Bruder sowie die Schwester ihrer Schwägerin, Kitty, berühren zutiefst und fesseln fast von Anfang an. Dabei ist eindeutig viel Liebe und viel Romantik im Spiel, das Ganze wird aber nie übertrieben dargestellt. Viel mehr geht es letztendlich auch darum, was das Richtige ist, nicht das Schönste. Annas Schicksal steht natürlich dennoch immer im Vordergrund - ein Schicksal, das es nicht gut mit ihr meint und für die, die es nicht kennen, sicherlich äußerst schockierend sein dürfte.
SPASSFAKTOR
Obwohl die Storyline tragisch und dramatisch ist, macht der Film doch eindeutig Spaß - und das liegt vor allem an der Inszenierung. Regisseur Joe Wright hat sich hier etwas einfallen lassen, das den Streifen komplett besonders macht: Denn beinahe der ganze Plot wirkt wie ein einziges Theaterstück, immer wieder wechseln Szenen, indem einfach ein anderes Bühnenbild herunter fährt oder ein Charakter eine Treppe nimmt, nur um dann an einem anderen Ort herauszukommen. Das habe ich so noch nicht gesehen und nachdem ich anfangs etwas verwirrt war, gefiel es mir nach kurzer Zeit ausnehmend gut. Allein deswegen würde ich mir den Film noch einmal ansehen. Ebenso schön sind aber auch die Kulissen selbst, die Kleider, die Tänze - ganz selten wirkt das alles zusammen ein wenig too much, darüber ist aber leicht hinwegzusehen.
FAZIT
"Anna Karenina" ist auch in der neusten Verfilmung wieder unbeschreiblich dramatisch, traurig und schön. Mit tollen Darstellern und einer wunderbaren Inszenierung, die zurecht für einen Oscar nominiert ist, versehen, ist der Streifen absolut sehenswert, wenn auch möglicherweise kein Stoff zum Lieblingsfilm. Gute 4 Punkte!
Anna Karenina wollte ich auch sehen :D
AntwortenLöschenLeider find ich irgendwie niemanden, der mit mir da rein will -.-
jetzt hab ich aber noch mehr Lust, da rein zu gehen xD
Muss ich jetzt wirklich mal anschauen :)
lg
Alisia
Grüß Dich Sonne.
AntwortenLöschenJoe Wright hat nicht nur ein Talent für packend vitale Romanverfilmungen. Der Brite bringt auch Miss Knightley förmlich zum schauspielerischen Glühen.
Da Du seine inszenatorische Unkonventionalität anmerkst (Bühnenbild), hättest Du vielleicht ähnlichen Gefallen an Terry Gilliams 'Doktor Parnassus' gefunden. Heath Ledgers letztem Film.
Aber ich schweife ab... :-)
Deshalb ein wie immer ehrliches,
bonté
@Alisia:
AntwortenLöschenIch hoffe sehr, dass du doch noch jemanden findest, mit dem du dir den Film anschauen kannst, denn er ist definitiv sehr sehenswert! Kann ich auch gar nicht verstehen, das fehlende Interesse...
@RoM:
Da hast du wohl Recht, Keira Knightley hat auch meiner Meinung nach möglicherweise das Glanzstück ihrer Karriere hingelegt. Ich jedenfalls fand sie klasse!
"Das Kabinett des Dr. Parnassus" dagegen fand ich nur aufgrund der Kulissen wirklich schön - die Geschichte war mir ansonsten persönlich zu vollgepackt und irgendwie auch zu verwirrend bzw. nicht auflösend genug ;)