Back Down to Earth


[Filmrezension] 47 Ronin

"Ich werde in tausend Leben und zehntausend Welten nach dir suchen. Bis ich dich gefunden habe."

STORY
Kai ist ein Halbblut und wird daher von von den übrigen Bewohnern des japanischen Dorfes, in dem er lebt, nur geduldet, nicht jedoch akzeptiert. Dann allerdings wird Fürst Asano durch eine Intrige von Fürst Kira zum Tode verurteilt und seine Samurai werden zu Ronin, ohne Herrn und somit auch ohne Rechte. Um die Ehre des Fürsten wieder herzustellen, beschließen die Männer, Kira zu töten - und dabei brauchen sie Kais Hilfe, denn er ist der beste Kämpfer der Umgebung...

MEINE MEINUNG
"47 Ronin" basiert auf einer alten japanischen Legende, die für das Kino und die Massen leicht abgewandelt, mit einer Liebesgeschichte unterlegt und in kleinen Maßen amerikanisiert wurde. Dennoch ist der Film insgesamt so asiatisch, dass das Budget von 170 Millionen durchaus mutig ist - und leider hat das Ganze nicht funktioniert, denn der Film ist stark gefloppt, sogar in Japan selbst. Und das, obwohl grade die leisen Töne und die Atmosphäre doch so besonders sind... 

Keanu Reeves ist nicht der grandioseste Schauspieler, den es je gab, aber seine relative Emotionslosigkeit passt hier sogar recht gut - schließlich ist seine Figur Kai nicht nur das gehasste "Halbblut", er wurde auch noch aufgezogen von Tengu, die bekannt sind für ihre Gefühlskälte. Die übrigen Darsteller sind allesamt Japaner - außer natürlich Rick Genest als Savage, der aber für das große Pushing nur eine unverschämt kleine Rolle inne hat - und bestechen hauptsächlich durch die Ausdrücke in ihren Augen, weniger durch die Mimik. Hiroyuki Sanada als Oishi und Ko Shibasaki als Mika machen ihre Sache jedoch sehr eindrucksvoll, und vor allem Rinko Kikuchi als böse Hexe konnte mich begeistern.

Die Geschichte selbst birgt natürlich keine außerordentliche Originalität. Den Kampf von Gut und Böse, unterlegt von einer kleinen Liebesgeschichte und der Gefahr des Todes haben wir alle schon öfter gesehen. Eines macht der Film jedoch anders: Er führt keine überwältigend großen Schlachten an oder lässt die Story in der Action versumpfen, sondern bleibt überwiegend eher ruhig. Das mag anfangs etwas langatmig sein, weil es recht lange dauert, bis es überhaupt zur Rache der Ronin kommt, gleichzeitig strahlt der Film so aber auch eine gewisse Eleganz aus. Er möchte seine Geschichte erzählen und macht dies auch gut. Gerade dadurch wird allerdings wiederum das 3D sehr unbefriedigend - denn durch die wenigen großen Kämpfe gibt es auch wenig, das besonders hervorstechen könnte, und allgemein ist die Konvertierung eher mäßig erfolgreich verlaufen.

Die Umsetzung besticht dann vor allem durch die wunderschönen Kostüme und Kulissen. Vieles ist bunt und fasziniert durch prächtigen Schmuck, die Szenen sind von Kirschblüten oder Schneeflocken unterlegt, was kitschig klingt, es aber gar nicht ist. Sicherlich, in Sachen Story habe auch ich mich gefragt, warum Kai seine Gabe, die ihm bei seiner Ausbildung mitgegeben wurde, nicht öfter einsetzt [dann wäre der Fantasy-Anteil nämlich auch höher] - wenn er es jedoch tut, sind dies beeindruckende Momente. Und die Kämpfe mit den Samurai-Schwertern sind sowieso die Highlights. Beinahe die ganze Zeit über bleibt der Streifen fesselnd und mitreißend, und insbesondere der Schluss überzeugt in seiner traurigen Konsequenz, sodass einem das Ganze sicherlich noch etwas im Gedächtnis bleiben wird.

FAZIT
"47 Ronin" ist ganz sicher nicht perfekt, und wird mit der langsamen Entfaltung der Geschichte bestimmt nicht jedem gefallen - meiner Meinung nach ist der Streifen aber lange nicht so schlecht wie überall behauptet wird. Dazu sind die Kulissen und Kostüme viel zu schön, und auch die Geschichte ist absolut in Ordnung. Besonders aber wegen des Endes lohnt es sich schon absolut, den Film zu schauen. Ich vergebe sehr gute 3,5 Punkte!



  2 Kommentare:

  1. Grüß Dich, Sonne.
    Hier hatte wohl der Film ein ähnliches Schicksal wie der "Halbblut" - zwischen den Stühlen sitzend. Dem US-Publikum zu unspektakulär, dem japanischen zu westlich. Bei einer kostspieligen Produktion natürlich ein Dilemma.

    Mit dem System der Samurai des absoluten Gehorsams bin ich nie warm geworden.
    Die modernistische Mystifizierung tut da noch ihr übriges, bei mir.
    Ein Film, der mit dem Mythos des, vor lauter Ehre nicht mehr lauffähigen, Samurai aufräumt, wäre interessant.
    Gut, ich beäuge das jetzt mehr aus der historischen Sicht. :-)

    bonté

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  2. @RoM:
    Ich denke, du triffst da den Nagel ziemlich auf den Kopf. Das Ganze ist ja sogar in Japan extrem stark gefloppt, es muss also an dieser halb/halb-Orientierung liegen. Sehr schade für den Film!
    Und nun, ich kann deinen Standpunkt in Sachen Gehorsam durchaus verstehen. ich selbst würde mich da auch niemals wiederfinden. Aber irgendwie ist es auch recht interessant, diesen Aspekt der Kultur zu sehen, egal, wie häufig dies nun schon vorgekommen ist...

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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