Back Down to Earth


[Filmrezension] The Revenant

"Alles, was ich hatte, war mein Junge. Und er hat ihn mir genommen."

STORY
Als Teil einer Expedition sind Hugh Glass und sein Sohn Hawk, ein Halb-Indianer, mit einer Gruppe anderer Männer in den Rocky Mountains unterwegs, um den Missouri River zu erforschen. Die Stimmung ist angespannt, besonders nach einem Angriff der Arikaree-Indianer, und so macht sich Glass allein auf den Weg in einen Wald - wo er von einer Bärin übel zugerichtet wird. Er schwebt in Lebensgefahr und wird daher mit seinem Sohn und zwei anderen Männern zurückgelassen, damit er ein Begräbnis erhält. Sein Begleiter Fitzgerald ist jedoch das Warten leid und macht kurzen Prozess: Er tötet erst Glass' Sohn und lässt diesen dann ohne Waffen und Schutz zurück. Doch wider Erwarten überlebt Glass und ist fortan getrieben von einem Gedanken: Rache.

MEINE MEINUNG
"The Revenant" ist ein Film, der auf der wahren, aber ungenauen Geschichte von Hugh Glass basiert, einige echte Personen übernimmt und ihnen durch eigene Details Leben einhaucht. Die interessante Mischung aus Eiswestern und Thriller zieht schnell in ihren Bann, der nicht nur während des Filmes sondern auch noch danach bestehen bleibt. Regisseur Alejandro G. Iñárritu lässt nicht nach in seinem Schaffen und ist nach "Babel", "Biutiful" und "Birdman" nun wieder auf dem besten Wege zu einer großen Menge Preise - und das völlig zurecht.

Ein Film wie dieser, der so stark von einer einzigen Person und deren Mimik lebt, steht und fällt aber natürlich mit seinem Hauptdarsteller. Zum Glück wurde hier mit Leonardo DiCaprio genau der richtige gefunden, der wieder einmal beweisen darf, wie viel mehr als das Jüngelchen aus "Titanic" in ihm steckt. Seine Figur spricht nicht viel, kann sich teilweise nicht einmal bewegen, und doch gelingt es ihm, all die Verzweiflung, die Liebe, aber auch den Hass und die Wut mit seinem Blick auszudrücken - eine große Leistung. Auch Tom Hardy liefert eine Glanzleistung ab als gebrochener, egoistischer und ums Überleben kämpfender Fitzgerald, ebenso wie Will Poulter in seiner sehr für ihn ein wenig ungewöhnlich ernsten Rolle als mit den Schuldgefühlen kämpfender Bridger. Und auch Domhnall Gleeson darf man nicht vergessen, der der ja schon immer eine Vorliebe für tragische Stoffe hatte und als gerechter Captain Henry ein echter Sympathieträger ist.

Es dauert tatsächlich relativ lange, bis es zum besagten Vorfall mit dem Bären und dem darauffolgenden Kampf durch die Wildnis kommt. Zuvor werden die Zusammenhänge dargestellt, der Hass zwischen den Weißen und den Arikaree-Indianern, der viele Tote fordert, Fitzgeralds Unmut über das Vertrauen, das in Glass gesetzt wird, obwohl dieser doch einen Halb-Indianer als Sohn hat, und die Verbindung zwischen diesen beiden, die so rau und doch tief ist. Mit wunderschönen Bildern der Landschaft untermalt, die immer wieder durchbrochen werden von der Grausamkeit der Kämpfe wie auch der Wildnis, entsteht eine immer beeindruckende, aber meistens auch atemlose, kalte und bedrückende Atmosphäre.

Es ist kein lustiger, kein schöner Film - natürlich nicht, bei der Geschichte, und er will es auch nicht sein. Glass' Überlebenskampf und seine Suche nach Fitzgerald ist spannend wie erschreckend zu beobachten, die Geschehnisse sind brutal und blutig, zeugen von dieser Zeit der Gewalt. Das Ganze wird nie langweilig, aber man weiß trotzdem wie es ausgeht, wie sich das für eine Rachegeschichte gehört, Überraschungen werden also nicht wirklich geboten. Dafür ist das letzte Aufeinandertreffen der beiden Feinde großartig inszeniert, animalisch und bestialisch, mit Messer und Axt, bis zum bitteren Ende. Das nicht weiter ausgeführt wird, keinen Abschluss braucht, weil es keinen gibt - schon gar nicht für den Protagonisten. Und so auch nicht für den Zuschauer, der auf diese Weise mit Glass auch nach dem Abspann noch verbunden bleibt.

FAZIT
"The Revenant" besitzt neben der mitreißenden Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn rächen will, und den großartigen Darstellern auch noch eine ganz eigene Atmosphäre, die vor allem durch die Aufnahmen der eisigen, rauen Landschaft entsteht. Obwohl besonders der Ausgang des Films wenig überrascht, hat das Gesamtpaket doch etwas ganz eigenes, das noch lange nachhallt. Dafür gibt es von mir sehr gute 4,5 Punkte.



  6 Kommentare:

  1. Schön, dass er dir auch so gut gefallen hat. Ich kann dir eigentlich nur zustimmen und muss noch dazu sagen, dass besonders die Kameraführung sehr speziell und für die besagte Atmosphöre nur förderlich war. Wenn Glass am Boden war, robben wir gemeinsam mit ihm über den Schnee, wenn er fällt, dann fallen wir auch. Alles befand sich stets in Augenhöhe mit den Protagonisten und das war einerseits unfassbar spannend, andererseits auch sehr authentisch. Mir war regelrecht kalt im Kino :D

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    1. Das wollte ich eigentlich auch noch dazu schreiben, aber irgendwie hatte ich dann schon so viel...Ich gebe dir aber völlig recht, die Kameraführung fand ich auch wunderschön und sehr passend zur gesamten Geschichte. Ich freue mich, dass wir das so ähnlich sehen!

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  2. Das was VanaVanille sagt - die Kameraführung und der Schnitt waren herausragend bei diesem Film. Wie das Panorama eingefangen wurde, hat mir wirklich fast den Atem geraubt. Und der Score, den fand ich ebenfalls ausgezeichnet.

    Ansonsten stimme ich dir auch total zu. Die Geschichte ist ja eigentlich an sich nicht so innovativ, aber die Art und Weise, wie sie erzählt wird und die großartigen Darsteller machen einen tollen Film daraus.

    Btw, ich war mir in der letzten Szene gar nicht mal so sicher, wie das ausgehen wird, aber vielleicht deswegen, weil ich auf dramatische Enden stehe :D

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    1. Oh ja, die Filmmusik fand ich auch unfassbar schön und traurig, zu jedem Zeitpunkt absolut passend.

      Ich hab eigentlich schon gewusst, dass Fitzgerald dran glauben muss, weil Glass ja in Wahrheit auch überlebt hat (auch wenn ja vieles im Film darüber hinausgehend auch ausgeschmückt wurde). Aber es hätte natürlich auch ganz anders kommen können, hätte auch gepasst ;)

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  3. Ya' at' eeh', Sonne.
    Leo war bereits in seinen Jugendrollen bedeutend mehr, als die seltsamen Vorwürfe, die Ihm zu seiner 'Titanic'-Figur gemacht werden. DiCaprio spielt im Grunde seit Jahrzehnten so gut, wie nichts wofür zb Christoph Waltz seine Oscars hinterher geschmissen bekommen hat. Was übrigens auch viel über die Bedeutungslosigkeit solcher Academy-"Auszeichnungen" aussagt.
    Inhaltlich wie dramaturgisch befindet sich Inárritus Film in guter Gesellschaft - wenn ich nur an den ähnlich gehaltenen 'Jeremiah Johnson' denke.

    Offenbar würde Leonardo DiCaprio wohl die besseren Karten ziehen, wenn er in diesem Jahrgang n i c h t von der Academy "beehrt" wird, hängt diesmal doch besonder viel white-old-men-Sumpf an der Statue.

    Weiters, mit dem Golden Globe für 'The Martian' als bester Komödie/Musical hat sich die internationale Presse zu Hollywood ein selten dämliches Ei gelegt. :-D

    Auszeichnungen können demnach auch alles Gegenteilige bewirken.

    bonté

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    1. Nun gut, Christoph Waltz will ich jetzt für DiCaprio nicht herabwürdigen, den mag ich nämlich ziemlich gerne und seine Leistung in "Django Unchained" fand ich durchaus zurecht gewürdigt. Auch wenn Candy natürlich eine viel schwierigere Rolle war, für die Leo das auch schon verdient gehabt hätte ;) Davon abgesehen sehe ich das mit der Bedeutung der Preise aber so wie du, das ist auch der Grund, warum ich keine Oscars mehr schaue...

      Und die Golden Globes mochte ich immer ganz gern, aber so sehr mit "Der Marsianer" auch gefallen hat, ne Komödie war das einfach nicht :D

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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