[Filmrezension] Ein ganzes halbes Jahr
"Ich möchte noch nicht reingehen. Ich möchte einfach ein Mann sein, der mit einer Frau in einem roten Kleid in einem Konzert war."
INHALT
Louisa Clarke ist eine sehr eigenwillige, besondere Person: Mit ihrer herzlichen Persönlichkeit und ihren schrillen Klamotten zieht sie alle Blicke auf sich. Das hilft ihr allerdings nicht, einen neuen Job zu finden, denn sie ist auch schwer vermittelbar. Bis sie sich auf das Stellenangebot der Traynors meldet: Für ein halbes Jahr den querschnittsgelähmten Will zu pflegen. Wider Erwarten wird sie für diesen Job genommen, doch Will bringt ihr erst einmal nur Arroganz und Ablehnung entgegen. Erst mit der Zeit kommen sie sich näher - dann verbindet sie jedoch eine tiefe Zuneigung. Aber sein Zustand macht ihre gesamte Beziehung überaus kompliziert...
MEINE MEINUNG
Jojo Moyes' Bestseller "Ein ganzes halbes Jahr" dürfte wohl an so gut wie keinem Leser vorbei gegangen sein - auch an mir selbstverständlich nicht. Ich habe mich in die gefühlvolle, schöne und auch traurige Liebesgeschichte verguckt, da war es keine Frage, auch die Verfilmung zu sehen. Wo Adaptionen oft verflachen oder sehr bedeutende Details auslassen, hat man hier gut gearbeitet. Nicht alles stimmt, aber Regie-Neuling Thea Sharrock hat einen Film erschaffen, der viele Fans der Vorlage sicherlich erfreuen wird.
Emilia Clarke passt überraschenderweise sehr gut in die Rolle der aufgedrehten, flippigen und herzensguten Lou. Besonders ihre Augenbrauen-Performance ist großartig anzuschauen und ihr Lächeln bringt einen immer wieder dazu mitzustrahlen - auch wenn sie es manchmal durchaus etwas übertreibt. Da ihre Figur aber eben so quirlig ist, stört das selten. Sam Claflin spielt da, auch bedingt durch die Eingeschränktheit von Will, deutlich dezenter - und sieht sowohl in den hochnäsigen, als auch in den verletzlichen äußerst hübsch aus. Den Schmerz nimmt man ihm dennoch ab. Etwas blass bleiben seine Eltern, gespielt von Janet McTeer und Charles Dance, dafür sind Brendan Coyle als Lous Vater und Jenna Coleman als ihre Schwester toll anzusehen. Matthew Lewis spielt Louisas idiotischen Freund Patrick genauso wie man ihn aus der Vorlage kennt - allerdings wird er zum Ende hin etwas schnell übergangen.
Natürlich ist "Ein ganzes halbes Jahr" in erster Linie ein Frauen- bzw. Liebesfilm und zielt daher vordergründig auf die romantische Ader ab. Und das macht er ziemlich gut: Die Entwicklung der Freundschaft zwischen Will und Lou ist ebenso schön anzusehen wie ihre aufkeimende Liebe, auch wenn das alles auf den 500 Seiten der Vorlage selbstverständlich deutlich mehr ausgelotet wurde. Aber es geht auch darum, dass Lou sich selbst findet und ihre eigenen Stärken, sogar über sich hinaus wächst. Ihre Entwicklung ist toll zu beobachten und ihre Entscheidungen fast immer nachzuvollziehen. Wills Leid durch seine Lähmung wird immer wieder glaubwürdig porträtiert, kommt aber teilweise ein wenig zu kurz - überzeugt dafür jedoch insbesondere in den Momenten, in denen er gezwungen ist, unter anderen Menschen zu sein. Zum Ende hin wird natürlich ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt, aber durch die mitreißenden darstellerischen Leistungen und die emotionale Beziehung, die man zu den Charakteren aufgebaut hat, funktioniert das außerordentlich gut - und bricht einem das Herz. Der Schluss ist dafür ein wenig zu kitschig geraten, reißt allerdings nichtsdestotrotz mit - und lässt berührt zurück.
FAZIT
Die Verfilmung des Bestsellers "Ein ganzes halbes Jahr" kommt in den 2 Stunden natürlich nicht an die Tiefe des Buches heran. Davon abgesehen aber ist es eine schön-traurige Adaption mit Charakteren, in die man sich nur verlieben kann. Dafür sieht man auch über den Kitsch am Ende hinweg. Gute 4 Punkte!
Den Film möchte ich auch noch unbedingt sehen, weil ich da bis jetzt echt nur Gutes von gehört habe!
AntwortenLöschenVor allem ist Sam Claflin einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler :)
Allerdings bin ich wohl einer der erschreckend wenigen Menschen, die das Buch nicht gelesen haben :D
Liebe Grüße!
Ich hab tatsächlich gar nicht mal nur Gutes gehört - oft wurde das Overacting von Emilia Clarke bemängelt. Lass dich davon aber auf keinen Fall abschrecken (wenn du nicht schon drin warst, bin ja recht spät dran), denn er ist es wirklich wert. Die Chemie ist toll und Sam Claflin ganz klasse ;)
LöschenUnd ich meinte nicht unbedingt, dass alle das Buch gelesen haben - nur, dass man davon auf jeden Fall gehört hat. Das ist ja kein Problem :D
Ein sehr schöne Kritik. Ich war bisher noch nicht drinnen, möchte aber noch rein und bin schon sehr gespannt. Jedoch kenne ich den Roman nicht und gehe da somit dann doch recht offen heran. Mir gefällt sowas in Filmform einfach immer besser, als als Buch und gerade den Cast finde ich toll.
AntwortenLöschenDanke dir für das Kompliment! Falls du noch nicht drin warst, wünsche ich dir mal jetzt noch ganz schnell viel Spaß! Der Roman ist klasse, noch besser meiner Meinung nach - aber der Film allein geht auch absolut. Ich denke, der könnte dir gefallen ;)
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