[Buchrezension] Die Magier Seiner Majestät - Zen Cho
Sie hielt inne und dachte nach. "Vielleicht werde ich bei den Frauen andeuten, ich möchte die Geschichte geheim halten, weil ich mich ein wenig in Mr Hsiang verliebt habe und es mir jetzt im Nachhinein leidtut, meine Tugend verteidigt zu haben. Bei den Männern werde ich natürlich eine andere Herangehensweise wählen müssen."
"Dein unmoralischer Einfallsreichtum bei der Verfolgung deiner Interessen ist absolut schockierend", sagte Zacharias.
"Ja, nicht wahr?", fragte Prunella geschmeichelt.
Zacharias Wythe ist erst seit Kurzem der Königliche Magier und er ist nicht gerade beliebt. Dass er afrikanischer Herkunft ist löst bei den anderen Zauberwirkern Misstrauen und Missgunst aus. Kein Wunder also, dass sie ihm den Mord an seinem Mentor anhängen wollen und ihn außerdem dafür verantwortlich machen, dass die Magie in Großbritannien schwindet. Zacharias macht sich auf die Suche nach dem wahren Grund und begegnet in einer Mädchenschule der jungen, dickköpfigen Prunella Gentleman. Diese hütet ein Geheimnis, dass England retten könnte - die beiden aber auch in große Gefahr bringt.
MEINE MEINUNG
"Die Magier Seiner Majestät" ist der erste Band der "Sorcerer Royal"-Reihe und wird mit den Romanen Jane Austens verglichen - was seltsam anmuten mag, geht es doch um Zauberer. Tatsächlich kann man das Buch aber in das Regency-Genre einordnen, nur spielt eben auch ein bisschen Magie mit. Man merkt dem Schreibstil richtig an, wie viel Spaß die Autorin dabei hatte. Er ist altmodisch und teilweise etwas gestelzt, in vielen Momenten aber auch urkomisch. Die Erzählweise ist eher auktorial und begleitet nicht nur Zacharias und Prunella, sondern manchmal auch Nebenfiguren.
Zacharias ist ein Protagonist, dem ich ziemlich schnell Sympathien entgegen gebracht habe. Er wollte das Amt des Königlichen Magiers nie, aber er nimmt die Pflicht an und tut diese so gut er kann. Und obwohl er fast ausschließlich schlecht behandelt wird, lässt er seinen Ärger darüber doch nie an jemandem aus - was natürlich auch mit dem Anstand zu tun haben kann, der eben zur Zeit Napoleon Bonapartes galt. Der weibliche Gegenpart Prunella hat es mir dagegen oftmals eher schwierig gemacht. Eingeführt wird sie als starke, etwas aufmüpfige junge Frau. Bald 200 Seiten lang quält sich einen dann aber mit unglaublicher Oberflächlichkeit und Arroganz. Sie kann und weiß alles und ist sich dessen sicher, was mich ziemlich angestrengt hat. Zum Glück besinnt sie sich zum Ende hin wenigstens zum Teil, auch wenn ihre Eingebildetheit nicht nachlässt. Am Besten haben mir definitiv der unkonventionelle Damerell und Zacharias' Ziehmutter Lady Wythe mit ihrer gewitzten, gutmütigen Art gefallen.
Die Geschichte kommt anfangs recht träge ins Rollen und braucht ihre Zeit, um Wirkung zu entfallen. Es gibt viele Besprechungen, viele Diskussionen und bei dem Thema überraschend wenig Magie. Letzteres bleibt auch die meiste Zeit so. Trotzdem gelingt es der Autorin, einen immer wieder mit verspielten Details zu erfreuen, und ihre vielen absurden Einfälle, die als völlig normal dargestellt werden, entlocken einem immer wieder ein Lächeln. Schade ist, dass die Liebesgeschichte so kurz kommt. Entweder hätte sie weggelassen oder ausgebaut werden müsen - so kommt nicht auch nur ein Gefühl beim Leser an und Chemie entwickeln die beiden schon gar nicht. Dafür wird es auf den letzten 100 Seiten dann überraschend spannend und vor allem magisch. Endlich werden Geheimnisse gelüftet und überraschende Taten vollzogen. Das Ganze wird ziemlich gut abgeschlossen und lässt eigentlich keine Fragen offen. Ich könnte mir daher durchaus vorstellen, dass es in den folgenden Bänden um andere Charaktere geht.
FAZIT
Anfangs war ich recht skeptisch, ob das Buch etwas für mich wäre - und habe daher auch lange gebraucht, um mich mit dem Stil und der Art der Erzählung anzufreunden. Es ist jedoch nicht zu verkennen, dass Zen Cho eindeutiges Talent hat und ihr witziger, origineller Stil lädt oft zum Schmunzeln ein. "Die Magier Seiner Majestät" ist weit weniger zauberhaft als vermutet, dafür detailreich und überraschend. Ein Fan von Regency-Romanen sollte man aber sein. Sehr knappe 4 Punkte!
Titel: Die Magier Seiner Majestät
Originaltitel: Sorcerer to the Crown
Reihe: Die Magier Seiner Majestät/Sorcerer Royal
Reihe: Die Magier Seiner Majestät/Sorcerer Royal
Autor: Zen Cho
Übersetzer: Julia Becker
Verlag: Droemer Knaur
Seitenzahl: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3426519141
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht was 'Regency' ist, aber die Idee klingt toll. Ich mag Magie sehr gern auch wenn ich nicht weiss ob die mir hier nicht zu spärlich vorkommt. Aber ich denke, ich werde es einfach ausprobieren.
AntwortenLöschenLG,
Sina
Probieren geht ja bekanntlich über studieren! Ich finde, schon wegen der tollen Dialoge (und des schönen Covers) lohnt sich die Lektüre eigentlich. Ich bin gespannt, ob dir der Roman auch gefällt! ;)
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