[Buchrezension] Anything for Love - Sarah Dessen
"Wenn du ihn nicht besuchen gehen willst, dann lass es bleiben", sagte sie. "Sag deiner Mutter einfach, du bist noch nicht so weit."
"Ich weiß nicht, ob ich das jemals sein werde. Ich habe meinen Bruder immer geliebt, weißt du", sagte ich. "Aber im Moment hasse ich ihn richtig."
Irgendwo auf dem Schulhof lachte jemand. Zwei Mädchen in Hockeytrikots schlenderten an uns vorbei, die eine hatte ihr Telefon am Ohr, die andere wickelte einen Kaugummi aus. Glückliche, normale Menschen, die ein glückliches, normales Leben führten in einer Welt, die alles andere war als glücklich und normal. Hatte man dies einmal begriffen, hatte man einmal etwas erlebt, das einem das klarmachte, konnte man es nicht mehr vergessen. Wie ein Gesicht. Oder einen Namen. Und egal, wie man zu dieser Erkenntnis gelangt: Ist sie einem erstmal bewusst, dann wird man sie nie wieder los.
Sydney stand schon immer im Schatten ihres Bruders: In der Kindheit aufgrund seiner einnehmenden Art, mit der er jeden um den Finger wickeln konnte. Und in der Jugend, als seine Probleme und Vergehen immer mehr in den Vordergrund rückten - bis er schließlich betrunken einen Jungen anfuhr und dafür ins Gefängnis musste. Jetzt ist zwar nur noch Sydney ihren Eltern geblieben, aber trotzdem dreht sich alles nur um ihren Bruder und sie fühlt sich mehr und mehr wie unsichtbar. Bis sie nach dem ersten Tag an der neuen Schule eine Pizzeria betritt und dort auf Layla und Mac trifft, die sie fast sofort in ihre Gruppe aufnehmen. Layla wird schnell zu ihrer engsten Vertrauten. Und Mac scheint sie als Erster wirklich zu sehen. Doch im Hintergrund brodeln die Probleme und Sydney ist sich nicht sicher, ob sie ihr neues Leben mit dem alten vereinbaren kann...
MEINE MEINUNG
Sarah Dessen ist ein Garant für Bücher zum Wohlfühlen, zum Eintauchen in eine wunderbare Liebesgeschichte, gespickt mit ein bisschen Drama, aber vor allem ganz viel Realismus. Genau so verhält es sich auch mit "Anything for Love", dessen Originaltitel "Saint Anything" allerdings einen deutlich besseren Bezug zum Inhalt herstellt. Wie immer ist der Schreibstil ruhig und ganz und gar unaufgeregt - trotzdem schafft er jedoch eine Atmosphäre, die einen sehr schnell an die Seiten fesselt. Die übliche Ich-Perspektive wird auch hier eingesetzt und verschafft einem einen perfekten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin.
Man kann Sydneys Gefühle und ihren Wunsch, es allen Recht zu machen, durchaus nachvollziehen. Sie steht klar an zweiter Stelle und zeigt dafür im Anbetracht der Lage auch Verständnis - wenn auch etwas zu viel. Oft schluckt sie ihren Ärger nur hinunter und bleibt weiter passiv, tut selbst kaum etwas, um ihrem Glück näher zu kommen. Dass sie immer wieder einsteckt und nicht einmal wirklich der Auslöser für die Veränderungen zum Ende hin ist, ist manchmal doch schwer zu verstehen. Die Charakterstärke, die ihr fehlt, zeigt dagegen ihre neue Freundin Layla. Sie ist zwar etwas naiv, aber ihre quierlige, wunderbar fröhliche Art macht sie zu einer echten Sympathieträgerin. Love-Interest Mac ist, wie immer in den Büchern der Autorin und dennoch absolut erfrischend bei den vielen Bad Boys, ein ganz normaler Kerl. Er sieht gut aus, ja, aber er ist auch höflich, zärtlich und vor allem immer auf das Wohl anderer bedacht. Er ist allerdings schon etwas zu langweilig geraten, was auch daran liegen mag, dass er über die erste Hälfte des Buches relativ wenig sagt.
Besonders schön an Dessens neuestem Roman ist, wie stark die Freundschaft im Vordergrund steht. Zwar entwickelt Sidney im Laufe der ersten 200 Seiten zarte Gefühle für Mac, aber erst nach über der Hälfte nimmt die Romanze Fahrt auf. Bis dahin haben die Figuren die Chance, eine eigene Dynamik untereinander zu entwickeln, was perfekt gelingt. Besonders Lylas ganz unterschiedliche Freunde bilden eine geniale Truppe, die oft zum Lachen bringt. Der Handlungsstrang rund um Sydneys übervorsichtige Mutter, die die Schuld ihres Sohnes einfach verdrängt, wird derweil ein bisschen zu stark ausgewalzt und hätte wohl auch ein wenig gekürzt werden können. So verliert die Geschichte zwischenzeitlich ein wenig an Schwung. Nichtsdestotrotz begleitet einen durchgehend ein Gefühl von sommerlicher Leichtigkeit, das einen auch am Schluss zufrieden seufzen lässt. Für mich das ultimative Dessen-Geräusch, das zwingend auf jeden ihrer Romane folgt.
Sarah Dessen ist ein Garant für Bücher zum Wohlfühlen, zum Eintauchen in eine wunderbare Liebesgeschichte, gespickt mit ein bisschen Drama, aber vor allem ganz viel Realismus. Genau so verhält es sich auch mit "Anything for Love", dessen Originaltitel "Saint Anything" allerdings einen deutlich besseren Bezug zum Inhalt herstellt. Wie immer ist der Schreibstil ruhig und ganz und gar unaufgeregt - trotzdem schafft er jedoch eine Atmosphäre, die einen sehr schnell an die Seiten fesselt. Die übliche Ich-Perspektive wird auch hier eingesetzt und verschafft einem einen perfekten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin.
Man kann Sydneys Gefühle und ihren Wunsch, es allen Recht zu machen, durchaus nachvollziehen. Sie steht klar an zweiter Stelle und zeigt dafür im Anbetracht der Lage auch Verständnis - wenn auch etwas zu viel. Oft schluckt sie ihren Ärger nur hinunter und bleibt weiter passiv, tut selbst kaum etwas, um ihrem Glück näher zu kommen. Dass sie immer wieder einsteckt und nicht einmal wirklich der Auslöser für die Veränderungen zum Ende hin ist, ist manchmal doch schwer zu verstehen. Die Charakterstärke, die ihr fehlt, zeigt dagegen ihre neue Freundin Layla. Sie ist zwar etwas naiv, aber ihre quierlige, wunderbar fröhliche Art macht sie zu einer echten Sympathieträgerin. Love-Interest Mac ist, wie immer in den Büchern der Autorin und dennoch absolut erfrischend bei den vielen Bad Boys, ein ganz normaler Kerl. Er sieht gut aus, ja, aber er ist auch höflich, zärtlich und vor allem immer auf das Wohl anderer bedacht. Er ist allerdings schon etwas zu langweilig geraten, was auch daran liegen mag, dass er über die erste Hälfte des Buches relativ wenig sagt.
Besonders schön an Dessens neuestem Roman ist, wie stark die Freundschaft im Vordergrund steht. Zwar entwickelt Sidney im Laufe der ersten 200 Seiten zarte Gefühle für Mac, aber erst nach über der Hälfte nimmt die Romanze Fahrt auf. Bis dahin haben die Figuren die Chance, eine eigene Dynamik untereinander zu entwickeln, was perfekt gelingt. Besonders Lylas ganz unterschiedliche Freunde bilden eine geniale Truppe, die oft zum Lachen bringt. Der Handlungsstrang rund um Sydneys übervorsichtige Mutter, die die Schuld ihres Sohnes einfach verdrängt, wird derweil ein bisschen zu stark ausgewalzt und hätte wohl auch ein wenig gekürzt werden können. So verliert die Geschichte zwischenzeitlich ein wenig an Schwung. Nichtsdestotrotz begleitet einen durchgehend ein Gefühl von sommerlicher Leichtigkeit, das einen auch am Schluss zufrieden seufzen lässt. Für mich das ultimative Dessen-Geräusch, das zwingend auf jeden ihrer Romane folgt.
FAZIT
Man kann sagen was man will über Sarah Dessens Bücher, schreiben kann die Frau. Im Genre der Liebesromane sind Innovationen nur begrenzt möglich und so kennt man auch hier das Schema zum Teil - was aber nicht heißt, dass es langweilig wird. Der Schreibstil reißt von Beginn an mit und die Charaktere schließt man wieder einmal direkt ins Herz. Meine Sommer-Empfehlung! Gute 4 Punkte.
Man kann sagen was man will über Sarah Dessens Bücher, schreiben kann die Frau. Im Genre der Liebesromane sind Innovationen nur begrenzt möglich und so kennt man auch hier das Schema zum Teil - was aber nicht heißt, dass es langweilig wird. Der Schreibstil reißt von Beginn an mit und die Charaktere schließt man wieder einmal direkt ins Herz. Meine Sommer-Empfehlung! Gute 4 Punkte.
Originaltitel: Saint Anything
Reihe: Nein
Autor: Sarah Dessen
Übersetzer: Michaela Kolodziejcok
Verlag: dtv
Seitenzahl: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-71722-9
Danke für den Tipp! Ich hatte ihr neues Buch bisher nicht auf dem Schirm. Ich lese zwar immer seltener Jugendromane, doch Sarah Dessen Bücher sind für mich immer wieder lesenswert, eben weil die Autorin eine besondere und unaufgeregte Art des Schreibens hat. Da hat man schon das Gefühl, den Charakteren im wahren Leben über den Weg laufen zu können. Kommt gleich mal auf den Merkzettel. :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Doreen (Reni)
Mir geht es genauso wie dir! Jugendromane sind größtenteils gar nicht mehr meins, weil sie auch immer mehr in die YA-Schiene abrutschen. Aber Sarah Dessen bleibt sich und ihren Protagonistinnen treu, was ich toll finde. Ich hoffe sehr, dass dir das Buch auch so gut gefallen wird wie mir!
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