[Buchrezension] Die Blutkönigin - Sarah Beth Durst
"Warum?", fragte Daleina. "Warum hilfst du mir?"
Sie zuckte mit den Schultern und vermied es, Daleina in die Augen zu sehen. "Während des ganzen Unterrichts bist du die Einzige gewesen, die es gewagt hat, eine Frage zu stellen, die Einzige, der das Lernen wichtiger war, als ein abgerichteter Affe von denen zu sein und blöde Examen zu bestehen. Offen gesagt, ich brauche jemanden zum Reden, und du bist die Einzige, die zumindest ein Fünkchen Grips im Kopf zu haben scheint."
Daleina musterte sie. Sie ist einsam, ging es ihr durch den Kopf. "Danke."
"Sicher, angesichts deines Mangels an Talent wird dir bestimmt nur ein kurzes Leben beschieden sein, aber ich werde deine Gesellschaft genießen, bis zu in Fetzen gerissen wirst."
Daleina wiederholte: "Danke", etwas weniger dankbar. Dann schlossen sie sich den anderen Schülerinnen an, um zu hören, wer bestanden hatte und wer durchgefallen war.
INHALT
Das Land Renthia ist von Geistern bevölkert, die nur zwei Dinge im Sinn haben: Erschaffen und Zerstören. Um diese beiden Ziele in Einklang zu bringen, braucht jedes Königreich eine Königin, die die Geister kontrolliert. Nur Frauen besitzen die Gabe, sie zu befehligen - und als die junge Daleina aus dem Königreich Aratay ihre Familie vor einem Geister-Angriff bewahrt, wird deutlich, dass auch sie mit dieser Fähigkeit gesegnet ist. Und sie ist eine der Auserwählten, die eine der Akademien für Thronanwärterinnen besuchen dürfen. Allerdings ist sie ganz eindeutig nicht die Beste und so stehen ihre Chancen, jemals Königin zu werden, denkbar schlecht. Jedenfalls bis sie von einem Meister erwählt wird, der sie ausbilden will: Es ist Ven, der vor Jahren von der amtierenden Königin verraten wurde...
MEINE MEINUNG
Es ist lange her, dass ich das letzte Buch von Sarah Beth Durst gelesen habe - aber ihr bildlicher Schreibstil und ihre phantastischen wie originellen Ideen sind mir im Gedächtnis geblieben. Sie schreibt keine konventionellen Fantasy-Romane, die nach bewährtem Schema ablaufen, und das wird auch in "Die Blutkönigin" schnell deutlich. High Fantasy für junge Leser hat oft einen faden Beigeschmack, weil sich statt auf das Worldbuilding mehr auf die Liebesgeschichte konzentriert wird. Zum Glück ist das hier nicht der Fall: Der packende Schreibstil zieht einen schnell in eine Geschichte voller Überraschungen und großartiger Ideen. Und mit der jungen Daleina und ihrem Mentor Ven gibt es zwei Protagonisten, die man sehr gern begleitet.
Daleina ist bei weitem nicht diese "besondere" Hauptfigur, die alles kann und von jedem bewundert wird. Im Gegenteil - sie ist die wahrscheinlich am wenigsten talentierte Kandidatin. Doch was sie nicht an Fähigkeiten vorweisen kann, macht sie durch Intelligenz, Mut und Persönlichkeit wett. Sie hat Fehler, aber sie versucht immer, Gutes zu bewirken, und das macht sie sehr sympathisch. Meister Ven ist ein tief enttäuschter Mann, der seiner Vergangenheit mit der Königin nachhängt, ihr aber auch des Öfteren die Stirn zu bieten vermag. Er ist streng und unnachgiebig, aber mit seiner fürsorglichen Art dennoch etwas wie ein Ziehvater. Durch die Tatsache, dass nur Frauen Oberhaupt der Königreiche von Renthia werden können, sind die Charaktere zum größten Teil weiblich - eine tolle Abwechslung. Zugegeben, Daleinas Freundinnen konnte ich nicht alle auseinander halten, das ist zum Teil aber auch der Fülle geschuldet. Und Zickenkrieg sucht man vergebens: Selbst die talentierte und hochnäsige Merecot ist insofern keine Konkurrenz für Daleina als dass sie einander trotzdem helfen - auch ungewöhnliche Freundschaften werden geschlossen, was wunderbar zu lesen ist.
Mit den Geistern, die die Welt instand halten und gleichzeitig die Menschen töten wollen, hat die Autorin ein abstraktes Konstrukt entworfen, das sie großartig erklärt. Noch viel besser gefällt aber ihre Welt: Denn die Bewohner Aratays leben in den Bäumen, in den Kronen und Ästen werden Häuser gebaut, verbunden sind einzelne Städte durch Brücken und Seildrähte - eine wunderbare Idee, die eine besondere Naturverbundenheit porträtiert. Der Leser begleitet Daleina während ihrer Ausbildung in der Akademie und bei Meister Ven, wobei sie dem Tod mehr als einmal knapp entkommen muss. Das Leben mit und unter Geistern ist gefährlich, und so ist es kein Wunder, dass man sich mehr als einmal von liebgewonnenen Figuren verabschieden muss. Es gibt eine kleine Liebesgeschichte, die aber nur einen Bruchteil der Handlung einnimmt (fast schon wieder zu kühl wirkt), ansonsten wird sich komplett auf Daleina und ihr Ziel konzentriert. Ein paar kleinere Längen im Mittelteil werden zum Glück immer wieder von actionreichen Szenen aufgelockert - und der Schluss ist erschreckend, überraschend und absolut konsequent. Band 2 handelt von einer anderen Protagonistin und man darf gespannt sein, wie die Geschichte weiter gesponnen wird.
Mit den Geistern, die die Welt instand halten und gleichzeitig die Menschen töten wollen, hat die Autorin ein abstraktes Konstrukt entworfen, das sie großartig erklärt. Noch viel besser gefällt aber ihre Welt: Denn die Bewohner Aratays leben in den Bäumen, in den Kronen und Ästen werden Häuser gebaut, verbunden sind einzelne Städte durch Brücken und Seildrähte - eine wunderbare Idee, die eine besondere Naturverbundenheit porträtiert. Der Leser begleitet Daleina während ihrer Ausbildung in der Akademie und bei Meister Ven, wobei sie dem Tod mehr als einmal knapp entkommen muss. Das Leben mit und unter Geistern ist gefährlich, und so ist es kein Wunder, dass man sich mehr als einmal von liebgewonnenen Figuren verabschieden muss. Es gibt eine kleine Liebesgeschichte, die aber nur einen Bruchteil der Handlung einnimmt (fast schon wieder zu kühl wirkt), ansonsten wird sich komplett auf Daleina und ihr Ziel konzentriert. Ein paar kleinere Längen im Mittelteil werden zum Glück immer wieder von actionreichen Szenen aufgelockert - und der Schluss ist erschreckend, überraschend und absolut konsequent. Band 2 handelt von einer anderen Protagonistin und man darf gespannt sein, wie die Geschichte weiter gesponnen wird.
FAZIT
Sarah Beth Durst hat sich in "Die Blutkönigin" eine umwerfende Welt erdacht, die einen schnell in ihren Bann zieht. Viele neue Ideen und starke wie liebenswerte Frauen runden das Bild ab. Bis auf ein paar kleinere Längen ein echtes Lesevergnügen. Sehr gute 4 Punkte!
Sarah Beth Durst hat sich in "Die Blutkönigin" eine umwerfende Welt erdacht, die einen schnell in ihren Bann zieht. Viele neue Ideen und starke wie liebenswerte Frauen runden das Bild ab. Bis auf ein paar kleinere Längen ein echtes Lesevergnügen. Sehr gute 4 Punkte!
Meine Empfehlung für Leser auf der Suche nach starken, kämpferischen Frauenfiguren in einer großartig erdachten Welt.
Hey,
AntwortenLöschenvielen Dank für diese interessante und informative Rezension ♥
Ich habe das Buch auch schon bei den Neuerscheinungen im Auge gehabt. Deine Rezension bestärkt mich darin, mir das Buch auf den Wunschzettel zu packen :D
Liebe Grüße
Charleen
Es freut mich sehr, dass ich dein Interesse wecken könnte! Wenn du Lust hast auf etwas andere Fantasy mit vielen tollen neuen Ideen, ist die "Blutkönigin" das richtige für dich. Solltest du es dir tatsächlich zulegen, wünsche ich dir ganz viel Spaß damit!
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