[Buchrezension] Zweilicht - Nina Blazon
Eine Stiefelspitze schob sich unter sein Schlüsselbein und drehte ihn auf den Rücken. Die beiden Gesichter über ihm wirkten vor dem schmalen Stück Himmel zwischen den Häuserschluchten dunkel. Aber sogar im goldenen Gegenlicht erkannte er, dass Ivy triumphierend lächelte. "Hallo Jay!", sagte sie sanft. "Willkommen in der Wirklichkeit!"
Jay ist als Austauschschüler nach New York gekommen, um endlich nicht mehr mit seinem anscheinend wirren verstorbenen Vater verglichen zu werden und möglichst ein neues Leben anzufangen. Doch nachdem es anfangs ziemlich gut für ihn lief, häufen sich die seltsamen Ereignisse. Er wird von einem Mädchen verfolgt, das ihm erzählen will, seine Welt sei nicht real und Madison, das Mädchen seiner Träume, verheimlicht ihm anscheinend etwas. Und bevor er sich versieht, steckt er mitten in einem ungleichen Kampf gegen etwas, mit dem er nie gerechnet hätte, und in einer Zwickmühle der Entscheidungen: Welche Welt, welches Mädchen, welches Leben soll er wählen?
BUCHAUFMACHUNG
Nina Blazons Bücher sind, das kann ich wohl behaupten, grundsätzlich immer mit die schönsten in den Buchregalen. Man merkt ihnen grundsätzlich an, das sie mit viel Liebe und Herzblut gestaltet wurden, weil sie einfach perfekt sind.
Auch das Cover von "Zweilicht" ist wieder ein echter Hingucker: Der grüne Efeu, der einen guten Bezug zur Geschichte bildet und das, zwar obligatorische, aber dennoch sehr ansprechend wirkende Mädchengesicht wirken als echte Eyecatcher. Außerdem liebe ich es, über die erhabene Goldschrift des Titels zu streichen.
Unter dem Umschlag verbirgt sich ein ebenso schönes, dunkelgrünes gebundenes Buch, das auch so ins Regal gestellt werden kann.
MEINE MEINUNG
Lange mussten wir Fans auf Nina Blazons neues Buch ja nicht warten - schon ein halbes Jahr nach "Ascheherz" ist nun "Zweilicht" erschienen, das von mir mit viel Spannung erwartet wurde. Und wie immer kann ich nur sagen, dass es schon einen Grund hat, warum die Autorin zu meinen Favoriten zählt.
Gleich von Anfang an wurde ich durch den wieder einmal wunderbar poetischen und geschwungenen Schreibstil sofort in den Bann gezogen. Im Gegensatz zu anderen, die das öfter bemängeln, gefällt mir nämlich grade dieses schnörkelige, weil ich finde, dass man dadurch einfach noch mehr die Liebe zum Schreiben, zur Geschichte und zu den Figuren bemerkt. Deswegen habe ich mich auch sofort in dieses Buch einfühlen können und fand es durchweg sehr angenehm zu lesen.
Anders als in Blazons anderen großen Fantasybüchern spielt hier zum ersten Mal ein Junge die Hauptrolle, was für mich eine willkommene Abwechslung darstellte. Jay war mir ein sehr sympathischer Charakter und ich konnte ihn super nachvollziehen - obwohl mich das fast schon etwas gestört hat. Ist es nicht so, dass Mädchen und Jungen einander fast nie verstehen? Allerdings hätte das der Geschichte vielleicht auch einen Abbruch getan. So jedenfalls konnte ich exzellent mit Jay mitfiebern, ich war mit ihm gemeinsam wütend, habe mit ihm gehasst, geliebt und verziehen. Und wenn es schlimm um ihn stand, habe ich die Luft angehalten, weil ich um ihn bangte und weil ich nicht wollte, dass ihm etwas widerfährt.
Auch Ivy und Madison, die beiden Mädchen, sind wunderbar gelungene Figuren, gegensätzlich wie Sonne und Mond - so wie sie oftmals auch dargestellt werden. Ivy ist lebensfroh trotz der Schicksalsschläge, die sie erlitten hat und Madison ist oftmals kälter und doch fühlt sie ebenso heftig...Interessant fand ich bei mir selbst, wie ich erst für die eine war und sich das dann drastisch wandelte. Sowas ist mir bisher eher selten passiert, normalerweise bleibe ich bei einer. Aber ich vermute, dass das hier manchen so gegangen ist.
Während man anfangs noch über manche Ungereimtheiten die Stirn runzelt, schreitet die Geschichte weiter voran, nimmt an Spannung auf, verwirrt und entwirrt, geht irgendwann in eine Richtung, die man niemals vermutet hat und lässt einen in einen Strudel von Emotionen fallen. Das Buch ist gleichzeitig Fantasyroman und Dystopie, Nina Blazon hat beide Elemente meisterhaft verwoben und alle Details, die unlogisch erschienen, im Laufe der Geschichte durch bestimmte Aspekte, die auftraten geklärt, sodass letztendlich keine Frage offen bleibt.
Das Buch wird von einem weiten Spannungsbogen ausgezeichnet, mich jedenfalls hielt es die gesamte Zeit über bei Laune, immer wieder kam etwas überraschendes, die Figuren waren nicht wie sie erschienen oder Jay geriet wieder in einen Strudel von unvorhersagbaren Geschehnissen. Der Showdown allerdings war nicht so stark wie ich erwartet hätte. Für mich war die Lösung etwas zu einfach und etwas zu schnell gefunden. Zwar war sie intelligent, aber es entwickelte sich leider kein richtiger Kampf.
Das Ende dafür ist Blazon wieder wunderbar gelungen, es treten noch einmal all die grandios charakterisierten Haupt- und Nebenfiguren auf, von denen mir keine auch nur einmal unglaubwürdig oder -authentisch erschien. Es ist schön für den Leser zu wissen, wie glücklich Jay mit seiner Wahl ist und was noch bei der anderen passiert - und es ließe sogar Platz für einen Nachfolger, der aber nicht unbedingt sein muss.
FAZIT
Nina Blazon hat mit "Zweilicht" eine sehr schöne und andersartige Dystopie geschaffen, aus der Sicht eines Jungen und mit einer Wucht, die umhaut. Die Story war wunderbar, die Charaktere auch - 4,5 Punkte wegen der zwei kleinen Mängel.
Titel: Zweilicht
Originaltitel: -
Reihe: Nein
Reihe: Nein
Autor: Nina Blazon
Übersetzer: -
Verlag: cbt
Seitenzahl: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3570161173
Sehr schöne Rezi. Ich kann dir nur in allen Punkten zustimmen ;)
AntwortenLöschenschön :), würde mich freuen, wenn du auch mal bei mir vorbeischauen würdest , bin jetzt regelmäßiger leser^^
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