[Buchrezension] Katertag - Regina Dürig
Dann kommst du ins Wohnzimmer, im Arm hast du eine Tüte mit Feuerwerk. "Es tut mir so so so so so leid", sagst du und die Tränen stehen dir in den Augen. Auf den ersten Blick kann ich nicht erkennen, ob du etwas getrunken hast oder nicht. Du siehst aus, als hättest du gerade unsere Katze überfahren. Abgesehen davon, dass wir keine Katze haben.
"Gerd", sagt Mim."Neinneinneinnein", sagst du. "Ich wollte gar nicht und dann dachte ich und..." Du lässt dich auf den Boden plumpsen, sitzt da und schaust uns nicht an.
Nico führt ein vollkommen normales Leben mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester und seinen Eltern - bis sein Vater seine Arbeit verliert. Von da an geht alles bergab. Er beginnt zu trinken, pöbelt und vergrault Nicos Freunde, er taucht tage- und nächtelang nicht mehr auf und verhält sich oft äußerst gereizt. Den restlichen Familienmitgliedern ist klar, dass sie etwas tun müssen, doch was? Denn schließlich gehört er ja immer noch zur Familie...
Die Buchaufmachung:
"Katertag" ist ein ganz kleines, gebundenes Buch. Das Format ist irgendwie niedlich, aber auch ungewohnt. Das Cover ist in hellblau mit einer grünen Umrandung gehalten, darauf sind Bierdeckel abgebildet. Insgesamt wirkt die Aufmachung nicht sonderlich interessant oder gar ansprechend, aber sie ist ganz in Ordnung.
Meine Meinung:
Meine Erwartungen an Regina Dürigs Erstlingswerk waren sehr hoch gesteckt, schließlich war sie Gewinnern des Goldenen Picks und konnte dadurch ein Buch verlegen. Doch was soll ich sagen? Ich bin nicht überzeugt.
Die Handlung wird durch einen Brief von Nico an seinen Vater beschrieben, in dem er erzählt, wie er sich bei alldem gefühlt hat und in dem er ihm zu erklären versucht, wie es war mit einem alkoholabhängigen Elternteil. Zwar spielt die Geschichte in etwa in einem Zeitraum von zwei-vier Jahren [genau wird das hier nicht geklärt, aber zweimal entschuldigt sich der Vater für seine 2jährige schlechte Führung], doch der Protagonist wirkte die gesamte Zeit sehr jung und unreif auf mich. Ihm ging es hauptsächlich nicht darum, seinem Vater zu helfen und ihn wieder auf den rechten Weg zu führen, sondern darum, wie er bei alldem wegkommt und was er davon denkt. Diese einseitige Sichtweise hat mich doch sehr gestört.
Außerdem ist das Werk viel zu kurz, als dass der Leser wenigstens etwas Nähe zu den Figuren entwickeln könnte. Mim und Sasa bleiben unscheinbar und blass - sie scheinen nur schrecklich naiv und vergebungshungrig zu sein -, Nicos Vater ist nur ein weinerlicher Alkoholiker und er selbst ist ein normaler Jugendlicher mit fast normalen Problemen. Sein Leben ist sicherlich schwerer durch das Problem mit "dem Eunk", aber so richtig kommt das nicht rüber. Ich habe kein einziges Mal mit den Charakteren mitgefiebert, weil ich sie einfach nicht richtig kennenlernen konnte.
Die Art des Buches gefällt mir sehr - ich mag Geschichten, die in der Du-Sicht verfasst sind, weil sich der Leser oftmals besser in alles hineinversetzen kann und sich angesprochen fühlt. Der Schreibstil ist einfach zu lesen und gut verständlich, aber auch sehr kindlich und nicht sonderlich anspruchsvoll. Außerdem hat es mich gestört, dass dauernd ohne ersichtlichen Grund zwischen Präteritum und Präsens bzw. Perfekt/Plusquamperfekt und Präsens hin- und hergesprungen wird, denn das wirkte nur chaotisch und abgehackt.
Das Thema selbst wurde mir viel zu oberflächlich angekratzt - der Vater ist Alkoholiker, ja, aber es wird nicht erklärt, was er dagegen tun kann, es wird nicht erklärt, wie es in der Klinik aussieht, der Leser wird einfach im Dunkeln gelassen. Hier fehlte mir drastisch die Recherche des Themas.
Das Ende selbst finde ich noch einmal unsäglich - der Antwortbrief des Vaters ist meiner Meinung nach vollkommen unpassend und viel zu schwülstig. Es ging doch hauptsächlich um Nico und dessen Gedanken, um seine Geschichte - und nicht darum, zu erfahren, was die Motive des anderen sind! Zwar wird hier manches noch einmal näher beleuchtet, aber ansonsten hat mir das gar nicht gefallen, weil ich einfach nicht fand, dass es dazu passte.
Fazit:
Ein schwieriges Thema ist hier leider nur sehr oberflächlich und kindlich aufgegriffen worden. Wenig überzeugend wirkten Story, Charaktere und Ende auf mich, weswegen es auch nur zwei Punkte gibt.
Das Buch auf der Verlagswebsite: Klick
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