Back Down to Earth


[Filmrezension] Love life

"Möchtest du noch irgendetwas wissen?" - "Nein. Nein, es ist alles gut. Ich weiß, was ich wissen will. Wenn du nur glücklich bist, egal mit welcher Frau, ist alles gut."

INHALT
Stijn und Carmen sind das ultimative Traumpaar: Sie sind jung, gut aussehend, erfolgreich, haben einen großen Freundeskreis und eine bezaubernde kleine Tochter Luna.
Doch auch nach der Hochzeit mit Carmen lässt Stijn nichts anbrennen und geht regelmäßig fremd. Carmen wusste, auf wen sie sich einlässt und lässt ihm seine Seitensprünge durchgehen. Für Stijn stehen diese sowieso außerhalb seiner Ehe. Carmen ist und bleibt die Liebe seines Lebens.
Die große Herausforderung für ihre Liebe beginnt, als Carmen schwer erkrankt. Stijn steht fest an ihrer Seite, in guten wie in schlechten Zeiten, wie versprochen. Trotzdem schafft er es nicht, das Fremdgehen sein zu lassen und zerstört beinahe alles. Erst ein Beinahe-Unfall zeigt ihm, was es wirklich heißt, zu lieben...

MEINE MEINUNG
Der Trailer zu diesem Film sah mir schon sehr gut aus, weswegen ich es kaum erwarten konnte, ihn zu schauen. Aber niemals - wirklich niemals - hätte ich gedacht, dass er mich so überwältigen würde, weswegen ich noch immer ganz hin und weg bin.

Das Liebesdrama wird aus der Sicht von Stijn erzählt, eine sehr ungewöhnliche Weise, wie ich finde. Stijn ist gutaussehend und kommt bei den Frauen sehr gut an, seine große Liebe aber ist Carmen, die er auch heiratet und schwängert. Aber wohl aus Angst vor Verlust geht er immer wieder fremd, was auch nicht unentdeckt bleibt. Seine Frau duldet es - bis sie schwer erkrankt und seine Liebe nötiger hat als je zuvor.

Gleich von Anfang an wird der Zuschauer vollkommen in den Bann geschlagen von dieser sichtbaren Liebe Stijns zu Carmen und umgekehrt. Die beiden passen einfach zueinander wie zwei Puzzlestücke, sie gehören zusammen und sie brauchen einander. Umso schlimmer ist es für einen, wenn man mitansehen muss, wie er sie verletzt, indem er fremdgeht. Warum tuen Männer so etwas, selbst, wenn sie absolut glücklich sind? Was kommt dann über sie? Das habe ich mich öfter gefragt und in diesen Momenten habe ich Stijn gehasst, weil mir Carmen so leid tat.

Im Laufe der Story beginnt Stijn eine Affäre mit einer anderen Frau, Roos, was geradezu in einen Sport ausartet, da er immer wieder gleichzeitig von ihr und seiner Frau gerufen wird. Trotzdem lässt er es nicht sein. Er kann es einfach nicht ertragen, seine Frau so zu sehen, ihr so viel geben zu müssen und einfach nichts mehr für sich zu haben; er will ebenfalls geliebt werden, will ebenfalls Nähe erfahren. Hier habe ich ihn sogar verstehen können, ich habe mit ihm mitgefühlt, seine Verzweiflung gespürt - und ihn dennoch verflucht, weil man eben nicht einfach immer davon laufen kann.

Barry Atsma spielt seine Rolle einfach grandios und überzeugender als jeder andere Schauspieler, den ich in diesem Jahr im Kino gesehen habe. Er wirkt so sympathisch und so abstoßend, so gutherzig und so kalt, er löst einfach alles im Zuschauer aus und dafür hat er meine gesamte Bewunderung. Aber auch Carice van Houten, die die immer schwächer und trauriger werdende Carmen mit so viel Liebe porträtiert, hat hier eine Erwähnung verdient.

Mit fortschreitender Handlung wird der Film immer bedrückender, immer trauriger, man hat es ja schon geahnt, aber...die Hoffnung bleibt, aber sie zerbröselt immer mehr. Regisseur Reinut Oerlemans löst hier gekonnt dieselbe Trauer und Anspannung im Zuschauer aus wie sie beide Charakteren selbst erleben. Und trotz des immer schneller werdenden Tempos und der immer schneller schwindenen Lebenskraft Carmens bleiben die Dialoge glaubwürdig und authentisch. Die gesamte Szenerie hat mich mehrmals sehr ergriffen.

Das Ende dann hat mich zu Tränen gerührt, was ich aber schon vorher habe kommen sehen. Es hätte gar nicht anders sein können. Das Schicksal von Stijn und Carmen, ebenso der traurige Blick ihrer Tochter hätte mich gar nicht kalt lassen können. Und auch wenn es letztendlich fast ein wenig kitschig wird, habe ich drüber hinweg gesehen, weil es mir einfach so wunderbar nahe gegangen ist.

FAZIT
"Love life" ist für mich bisher der schönste und gefühlvollste Film 2011. Die Charaktere und die Handlung sind wunderbar authentisch ausgearbeitet, die Schauspieler leisten klasse Arbeit und der Zuschauer ist von der ersten Minute an gebannt - so einen wunderbaren Film habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Mein Highlight!



  1 Kommentar:

  1. Wow, der Film klingt echt gut. Muss ich doch mal schauen, ob ich da rein komme.

    Sehr schöne Rezension! :)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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