[Buchrezension] Ewiglich: Die Sehnsucht - Brodi Ashton
Das Boot verfing sich, und wir wurden nach vorn geschleudert. Und dann war ich in der Luft.
Sekunden schienen zu vergehen, als die Berge auf beiden Seiten des Canyons in mein Blickfeld wirbelten und der schmale Streifen blauer Himmel hin und her schwang.
Dann brach das Wasser über mich herein.
Einhundert Jahre war Nikki in der Unterwelt, im Ewigseits, wo die Unsterblichen sich von den Emotionen anderer nähren. Eigentlich müsste sie danach in die Tunnen, einen finsteren Ort - doch unerwarteter Weise überlebt sie und entscheidet sich, noch einmal für ein halbes Jahr in die Oberwelt zu gehen, um sich von ihren Lieben verabschieden zu können.
In der Realität trifft sie auch Jack wieder, ihre große Liebe, der sie nie vergessen hat. Er war ihr Licht in der Dunkelheit und nun hat sie ihn endlich wieder - doch die Schatten der Unterwelt greifen nach ihr und sie weiß: Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, ehe sie ihn erneut verlassen muss...
Buchaufmachung:
Zwar ist auch auf dem Cover dieses Buches wieder einmal das typische Frauengesicht zu sehen, allerdings diesmal nur ein Teil davon und das in den blau-weißen Farben, die es sehr kalt wirken lassen, so wie Nikki sich fühlt. Die ganze Gestaltung wurde mich hellen, kühlen Tönen vorgenommen, was die Atmosphäre sehr gut vermittelt, besonders die der Ewiglichen - während die rote Frucht wohl mit den alten Mythen und Niks und Jacks Liebe zusammenhängt. Für mich eine wunderbar gelungene Aufmachung!
Meine Meinung:
Der 1. Band der "Ewiglich"-Trilogie löste ja regelrecht Begeisterungsstürme aus, weshalb ich absolut gespannt war. Oft ist es ja so, dass ich eine gänzlich andere Meinung habe - doch auch ich konnte mich schon ab der ersten Seite partout nicht mehr losreißen.
Brodi Ashton schafft es durch ihre interessante Gliederung ihrer Geschichte, eine grandiose Spannung aufzubauen - sie wechselt immer wieder zwischen dem Jetzt, in dem die Wirklichkeit abläuft, und vergangenen Momenten, in denen erklärt wird, wie es dazu kam, dass Nikki in die Unterwelt ging. Der Prolog erzählt von der "Nährung", wie das Aussaugen der Emotionen genannt wird, und wirft so mitten in die Geschichte. Als Leser ist man etwas verwirrt, weil man ja noch keine Ahnung hat, aber auch gefesselt, weil die Geheimnisse gelüftet werden wollen. So wird eine wunderbare Atmosphäre geschaffen.
Auch die Charaktere tragen dazu bei. Nik ist eine sehr tragische Person, der nach ihrer Rückkehr nachgesagt wird, sie wäre auf Drogen. All ihre Bekannten haben sich von ihr abgewandt und sie hat keine Ahnung, wie sie mit ihrem Ex-Freund Jack und ihrer früheren besten Freundin Jules umgehen soll, vor allem, das sie weiß, dass sie wieder wird gehen müssen. Auch Jack ist eine eher traurige Figur - an seinem Schmerz nach Nikkis Verschinden ist er beinahe zerbrochen und nun weiß er ebenso wie sie nicht, wie er sich verhalten soll, was ihn sehr sympathisch wirken lässt.
Auch Cole, der Ewigliche, der Nik dazu bewegen will, mit ihm zu kommen, ist eine interessante Persönlichkeit: verletzlich, zwiegespalten, besitzergreifend. Er will sie, um jeden Preis, und bemerkt dabei selbst recht verwundert, dass da mehr im Gange zu sein scheint...Die restlichen Charaktere werden nur sehr oberflächlich aufgegriffen, was ich ein wenig schade fand - ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wie Jules genau ist oder Nikkis Bruder. Trotzdem empfindet man für fast jeden etwas - sei es Mitleid, Traurigkeit oder Sympathie.
Ashton treibt die Handlung ihrer Geschichte in einem rasenden Tempo voran, sodass man kaum nachkommt. Die sechs Monate vergehen wie im Flug mit Nikkis Schulbesuchen, ihrem verzweifelten Abwehren Coles und ihren tiefen Gefühlen für Jack, die von Seite zu Seite deutlicher werden. Man könnte sagen, es passiert nicht wirklich viel abgesehen vom Aufdecken einiger Geheimnisse, dennoch war ich komplett gebannt. Die Gefühle sind so intensiv, die Gespräche so authentisch und der Schreibstil zwar nicht besonders detailreich, aber dennoch bildreich, dass ich mich vollkommen in der Geschichte verlor.
Und obwohl ich es kaum für möglich gehalten hätte, steigert sich die Autorin auf den letzten Seiten noch einmal, die ganze Geschichte nimmt noch mehr an Fahrt auf, wird zum echten Page-Turner. In Verbindung mit der griechischen Saga von Eurydike und Orpheus wird einem noch einmal wirklich bewusst, wie originell der Plot ist, bevor der Showdown losgeht, der überraschend und doch gleichzeitig nicht überraschend endet - aber definitiv so spannend, dass man sofort die Fortsetzung möchte!
Fazit:
Überrascht musste ich feststellen, dass ich von "Ewiglich: Die Sehnsucht" ebenso begeistert und gefesselt war wie die meisten anderen auch. Der Plot ist frisch, die Protagonisten gut ausgefeilt und die Spannung bis zuletzt vorhanden. Auch wenn einige Nebenfiguren etwas blass geraten sind, kann ich nicht anders: Das Buch bekommt die volle Punktzahl!
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Herzlichen Dank für das Leseexemplar!
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Sehr schöne Rezension! :)
AntwortenLöschenLG Lydia