[Buchrezension] Ohne dich kein Sommer - Jenny Han
Es dauerte eine Minute, bis ich endlich begriff. Conrad war nicht einfach abgehauen, weil er surfen wollte. Er war auch nicht abgehauen, weil er weg wollte. Er war gekommen, um das Haus zu retten.
Ein paar Monate, nachdem Belly endlich ihren langjährigen Schwarm Conrad erobert hat, ist alles schon wieder vorbei: Seine Mutter stirbt und sie sagt auf der Beerdigung schreckliche, ja, unverzeihliche Dinge. Lange sieht sie weder ihn noch seinen Bruder Jeremiah. Doch dann soll das alte Strandhaus der Familie verkauft werden, womit die drei Freunde unendlich viele Erinnerungen verbinden. Belly entschließt sich, gemeinsam mit den Brüdern darum zu kämpfen - und um ihre Vorstellung, dass alles wieder wird wie früher. Doch nur allzu bald wird ihr klar, dass das alles viel schwieriger ist als gedacht...
Buchaufmachung:
Das Cover vermittelt durch das Meer und das Mädchen im Kleid ein ziemliches Sommer-Feeling, gleichzeitig wird durch deren Pose auch die Sehnsucht und Melancholie des Werkes perfekt beschrieben. Ansonsten könnte es aber in der Buchhandlung oder im Onlineshop sehr leicht untergehen.
Meine Meinung:
"Ohne dich kein Sommer" klang für mich von der Beschreibung her von Anfang an sehr interessant und lesenswert. Erst später wurde mir klar, dass dies der 2. Band der "Summer-Novels" von Jenny Han ist, was in mir Bedenken auslöste, dass ich nicht alles verstehen könnte. Doch entgegen meiner Erwartungen war ich sofort mittendrin - und konnte das Buch schon bald nicht mehr aus der Hand legen.
Schnell wird klar, dass dies kein eigentliches Sommerbuch ist, dafür geht es viel zu tief, dafür ist es an manchen Stellen viel zu traurig. Man ist schnell gefangen in dieser Geschichte um Belly und ihre Sommer ins Cousins, die nun, nach Susannahs Tod, in weite Ferne gerückt zu sein scheinen. Nichts ist mehr wie vorher, die Beziehung zwischen ihr und Conrad ist zerbrochen, ihre Mutter zieht sich immer weiter zurück, Jeremiah ist so weit entfernt. Dieser Sommer ist der erste, den Belly nicht im Strandhaus verbringt und das nagt an ihr, macht sie traurig, was eine melancholische Atmosphäre mit sich bringt.
Dennoch wirkt Belly nicht wie ein im Selbstmitleid versinkendes Mädchen, jedenfalls meistens nicht. Sie ist unsicher und nicht unbedingt selbstbewusst, aber sie kann auch mutig, stark und kämpferisch sein, was sie absolut sympathisch macht. Ich konnte mich von Anfang an perfekt in sie hineinversetzen, was mir sehr wichtig ist. Nur in ihrer beinahe schon bedingungslosen Liebe zu Conrad konnte ich sie nicht verstehen. Jeremiah mochte ich von den beiden Brüdern definitiv lieber, denn er ist eher extrovertiert, fröhlich und einfach jemand, der einem in den schlimmsten Momenten ein Grinsen entlockt. Conrad war mir viel zu verschlossen, zu wütend und zu gemein, aber ich habe ihn ja auch nicht vor dem Tod seiner Mutter kennengelernt. Es wird zwar klar, dass er für Belly etwas empfindet, dennoch konnte ich seine Art, damit umzugehen, nicht leiden.
Jenny Han erzählt ihr Buch in vielen Rückblenden, ab und zu auch mal aus der Sicht von Jeremiah - diese Kapitel mochte ich ganz besonders, weil man so erfährt, was er über die Geschehnisse denkt und was hinter Bellys Rücken passiert beziehungsweise passiert ist. Die ganze Geschichte ist in der 1 Person Präsens verfasst und wird so zwischendurch sehr intensiv. Langsam kommt man allem auf die Spur: Was zwischen Belly und Conrad geschehen ist, was Jeremiah fühlt, wie die drei zusammen aufgewachsen sind und wie Susannah krank wurde. Alles fügt sich zusammen, ergibt ein ganzes Bild und ist so ungeheuer spannend.
Obwohl es hier - selbstverständlich - keine Action gibt, weiß das Werk zu fesseln. Die Geschichte ist einfach so intensiv, so gut nachzuvollziehen und so realistisch, dass man gar nicht anders kann, als die gesamte Zeit über mitzufiebern. Die Geschehnisse im Strandhaus sind nervenaufreibend und emotional, die Situation spitzt sich zu und die Spannung entlädt sich irgendwann. Ich wusste zwischenzeitlich nicht mehr, was ich denken sollte und bin immer noch ein wenig durch den Wind. Ja, ich hing gebannt an den Seiten und ja, vor allem fällt es mir ein wenig schwer, mich von den Figuren zu lösen. Aber zum Glück warten ja noch der 1. Band und bald hoffentlich auch der 3. auf mich.
Fazit:
Obwohl "Ohne dich kein Sommer" der 2. Band der Sommer-Reihe von Jenny Han ist - wovon ich vorher nichts wusste -, kann man ihn ohne Vorwissen lesen, denn in gewisser Weise ist dies eine Geschichte in sich. Nach anfänglicher leichter Skepsis war ich bald mittendrin, war vollkommen gefesselt von den Ereignissen und dem mitreißenden Schreibstil, den atemberaubenden Emotionen und den [fast immer] wunderbaren Charakteren. 4,5 Punkte!
Das Buch auf der Verlagswebsite: Hier!
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!
http://hanser-literaturverlage.de |
Danke für den Hinweis mit dem 2. Band. Das wusste ich nämlich auch nicht. Zeit sich auf die Suche nach dem ersten Teil zu begeben. Das man es gut als Einzelband lesen kann ist durchaus ein Vorteil. Wenn ich mich nicht gedulden kann und spontan zugreife, dann mache ich es einfach wie du. Schöne Rezi! :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Reni
@Reni:
AntwortenLöschenDer erste Band ist "Der Sommer, als ich schön wurde", falls du noch auf der Suche bist. Und ich werde mir den auch auf jeden Fall zulegen! ;)