[Buchrezension] Blanche: Der Erzdämon - Jane Christo
Eben noch lag die Straße unter ihr, einen Augenblick später befand sich dort ein gigantischer Krater. Dabei wurden auch die anliegenden Häuser nicht verschont, die allesamt aussahen, als hätte Godzilla ein Stück aus ihnen herausgerissen. Von oben betrachtet wirkte es, als hätte jemand eine monströse Seifenblase heraufbeschworen, die ihre Umgebung in sich aufgesaut hatte und anschließend mit ihrer Beute verpufft war.
Blanche lugte über die Bruchkante des Regierungsgebäudes, auf dem sie kauerte. Dreiviertel des Bauwerks waren verschwunden - ein klaffendes Loch endete einen halben Meter vor ihren Füßen.
Blanches Mentor Wayne wurde getötet - ein Profikiller sondergleichen, ihr Vorbild, ihre Familie. Sie schwört sich, die Mörder zu finden und zur Strecke zu bringen. Doch ihre Pläne werden von einem Mann durchkreuzt, der plötzlich in ihrer Wohnung steht und sich als Erzdämon Beliar vorstellt. Dieser wurde vom Teufel höchstpersönlich geschickt, um die Schulden eines Pakts, den Wayne geschlossen hatte, einzutreiben. Denn dieser ist nicht in der Hölle erschienen. Blanche hat drei Tage Zeit, um seine Seele dorthin zu verfrachten, ansonsten muss sie seinen Platz einnehmen. Und während plötzlich noch so einige andere Wesen aus der Unterwelt hinter ihr her sind, muss sie sich eingestehen, dass der Dämon eine ungeahnte Anziehungskraft auf sie ausübt. Doch das darf nicht sein...
BUCHAUFMACHUNG
Das Cover ist jedes Mal wieder ein absoluter Eyecatcher. Die schwarzen Federn vor dem Gesicht der jungen Frau sind eine leichte Andeutung auf den Inhalt, sie selbst sieht genauso aus wie man sich Blanche vorstellt, jedenfalls von dem her, was hier abgebildet ist. Das strahlend blaue Auge passt perfekt zum weiß-blauen Titel. Ich kann irgendwie nicht genug davon bekommen...
MEINE MEINUNG
Lange habe ich mich auf dieses Werk gefreut, schon allein wegen der tollen Gestaltung. Allerdings war das Ganze doch nicht ganz so wie ich erwartet hatte. Der erste Teil der "Blanche"-Reihe ist nicht nur vom Titel her etwas unschlüssig. Irgendwie kann er sich nicht entscheiden zwischen den typischen Klischees und eigenständigen Ideen, weshalb er nicht vollständig überzeugen kann.
Die Geschichte ist toll, keine Frage. Blanche, die mit 8 Jahren aus dem Waisenheim abgehauen ist, in dem die Kinder misshandelt wurden, wuchs beim Profikiller Wayne auf. Dieser ist nun tot - und sie muss, einen gruseligen und irgenwie doch anziehenden Dämon auf den Fersen, seine Seele in die Hölle befördern. Natürlich, den Aspekt mit dem gefährlichen aber heißen männlichen Helden hat man schon öfter gelesen, hier passt dies jedoch ganz gut. Jane Christos Schreibstil ist von Anfang an wunderschön bildhaft, bringt dabei aber auch ausdrucksstark und mit Schimpfwörtern gespickt die Gedanken der Protagonistin rüber. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und brachte mich das ein oder andere Mal zum Kichern.
Blanche ist eine starke, eigenwillige und dickköpfige Heldin, die die meiste Zeit über versucht, gegen ihre Gefühle anzukämpfen. Das wirkt allerdings auch relativ schnell ausgelutscht, besonders, als sie auch nach einigen außergewöhnlichen Dingen immer noch nicht glauben will, dass Beliar ein Dämon ist. Ich habe zwar gern von ihr gelesen, aber ihr Verschließen vor der Wahrheit erschien irgendwann nicht mehr glaubwürdig. Er selbst gefiel mir da schon etwas besser. Zwar ist er der Handlanger des Teufels und hat schon einige böse Dinge verbrochen, dennoch wirkt er keinesfalls kalt oder abweisend. Er ist nicht der typische gut aussehende Retter, dabei aber trotzdem irgendwie heiß. Einzig und allein sein wirklich schneller Sinneswandel vom Bad Boy zum guten Kerl wurde mir nicht deutlich genug.
Die Nebenfiguren sind allesamt sehr interessant, manchmal allerdings etwas schwer zu durchschauen. Die Prostituierte Nella beispielsweise, eine Informationsquelle von Blanche und kurz darauf die Geliebte eines Mafiabosses. Ihre Rolle im Ganzen wurde mir irgendwie nicht wirklich klar, ebenso wie die des Bosses und seines Ansinnens hinter seinen Aktionen. Zusammenreimen kann man sich alles, ein paar mehr Details wären aber schön gewesen. Richtig gut hingegen hat mir Bösewicht Zoey gefallen. Dieser ist widerlich, schmierig und abscheulich, passt damit aber absolut in die Geschichte.
Zimperlich geht es auf jeden Fall nicht zu. Es werden Personen aufgeschlitzt, blutige Gemetzel geführt, Gebäude gesprengt. Die Action wirkt durchdacht und ist absolut spannend, besonders, da die Hauptperson selbst richtig tough ist und eigene Kämpfe führt, ohne andauernd gerettet werden zu müssen. Trotz dieser Szenen allerdings war ich nicht unbedingt mitgerissen. Dafür ging mir beispielsweise die Liebesgeschichte eindeutig viel zu schnell, denn Blanche und Beliar kennen sich bei ihrem ersten Kuss vielleicht drei Tage. Zu schnell ist es Liebe, zu schnell ist es Leidenschaft. Gestört hat mich auch, dass sich die Wesen hier wieder einmal von Sex ernährten - muss es das denn immer sein?
So besteht "Blanche" zu einem großen Teil auch aus Klischees, die man schon oft an anderer Stelle gefunden hat. Die unnahbare Protagonistin, die sofortige Anziehungskraft, der Bösewicht und der Ober-Bösewicht, der hier noch nicht in Erscheinung tritt, et cetera. Das verträgt sich leider nicht wirklich gut mit den neuartigen Elementen, wodurch manches seltsam wenig authentisch wirkt. Das Ende jedoch ist dann wieder überraschend gut, auch wenn der Showdown schon dreißig Seiten davor zu Ende war - denn am Schluss werden noch einmal ein, zwei Geheimnisse aufgedeckt, die Lust auf die Fortsetzung machen. Das Potenzial für eine Steigerung ist auf jeden Fall da.
FAZIT
"Blanche: Der Erzdämon" weiß mit seiner Action und dem männlichen Gegenpart der Protagonistin zu begeistern, reißt ansonsten aber eher weniger mit. Jane Christo verbindet zu viele Klischees mit Neuem, wodurch es ein wenig überladen wirkt, außerdem stört die Hauptfigur, weil sie sich andauernd gegen die Tatsachen sträubt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den 2. Teil lesen werde, Möglichkeiten zur Steigerung gibt es aber durchaus. 3 Punkte.
Titel: Der Erzdämon
Originaltitel: -
Reihe: Blanche
Reihe: Blanche
Autor: Jane Christo
Übersetzer: -
Verlag: Sieben Verlag
Seitenzahl: 210 Seiten
ISBN-13: 978-3864430480
Eine wie immer gelungene Rezension. Zum Glück wollte ich das Buch sowieso nicht lesen, denn du beschreibst einiges, das mich wahrscheinlich auch stören würde.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Diti
@Diti:
AntwortenLöschenDas Buch ist wirklich nicht schlecht - vielen hat es ja auch sehr gut gefallen - und hat sicherlich Potenzial, nur wird dieses halt nicht voll ausgeschöpft. Aber wenn du es sowieso nicht lesen wolltest, habe ich dich wohl kaum damit überzeugt :D
Sehr tolle Rezension zu einem nicht gerade tollen Buch :) Gefällt mir.
AntwortenLöschen@Paramantus:
AntwortenLöschenDanke schön, freut mich sehr! ;) Schlecht fand ich es ja nicht - nur eben auch nicht "sehr toll", wie du sagst :D