[Buchrezension] Masken: Unter magischer Herrschaft - Mara Lang
Das Zischen nahmen sie zu spät wahr. Was passierte, erkannten sie erst, als sich die brennenden Pfeile vor ihnen in den Erdboden bohrten, in Baumstämmen stecken blieben, über ihre Köpfe hinwegschwirrten. Als kleine Flämmchen aufzüngelten, hüpften und tanzten, sich vermehrten. Als das Feuer auf der Suche nach Nahrung das trockene Laub entzündete, an Zweigen und Ästen leckte, über Lianen kletterte, seinen Weg unaufhaltsam fortsetzte. Als es knisterte und rauchte.
Als der Dschungel brannte.
Seit die Pheytaner vor 200 Jahren den Kampf gegen die Merdhuger verloren haben, gehören sie bis zum 17. Lebensjahr zur untersten Schicht. Erst danach erhalten sie eine Maske, die sie so schön macht wie die Merdhuger selbst und sie zu einem angesehenen Bürger aufsteigen lässt.
Ferin fieberte diesem Augenblick schon lange entgegen - doch zwei Tage nach dem feierlichen Ereignis zerfällt ihre Maske zu Staub. Als Strafe für den Ungehorsam soll sie in ein Arbeitslager abgeschoben werden, doch Rebellen aus dem Dschungel retten sie. Bei ihnen erfährt Ferin, was wirklich hinter allem steckt - und auch, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten sie besitzt. Doch die Lage wird gefährlicher und die Pheytaner wissen: Sie müssen um ihre Freiheit kämpfen.
Buchaufmachung:
Da das Mädchengesicht auf dem Cover sehr hübsch ist, könnte es eine Merdhugerin sein - ansonsten sagt das Titelbild wirklich wenig aus. Schade, hier hätte man einiges anders machen können: Beispielsweise Pheytaner mit ihren Malen abbilden. So wirkt der Roman leider wie jeder andere auch, einzig der erhabene, wunderschön violette Titel macht aufmerksam.
Meine Meinung:
Innovative Fantasy-Romane gibt es mittlerweile nicht mehr allzu oft. "Masken" klang da aber wie genau so ein Buch, das mich mal wieder so richtig begeistern könnte. Frisch und innovativ ist es tatsächlich - nur begeistert hat es mich leider nicht.
Natürlich muss der Leser erst einmal in die Geschichte eingeführt werden, wenn die Welt im Buch so anders ist als die in der Realität. Dennoch war dieser Einstieg für mich definitiv zu langsam - denn es dauert beinahe 100 Seiten, bis Ferin endlich auf die Rebellen trifft. Davor erhält sie ihre Maske, ergeht sich in endlosen Wunschträumen und nach dem Verlust in absolutem Selbstmitleid. So war ich schon anfangs etwas gelangweilt und hatte eher weniger Lust, weiterzulesen. Mara Lang erzählt ihre Geschichte in der dritten Person Präteritum, sodass sie zwischenzeitlich auch in andere Sichten wechseln kann. Ihr Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Protagonistin Ferin.
Diese ist anfangs recht schwächlich und wenig selbstbewusst. Es dauert lange, bis sie erkennt, dass die Masken ein Zweck zur Unterdrückung sind, und sie endlich aufhört, ihrer eigenen hinterher zu weinen. Erst dann beginnt sie sich weiter zu entwickeln. Diese Veränderung allerdings ist sehr schön und nachvollziehbar gelungen, denn sie dauert weder zu lang noch geht sie zu schnell. Ferin entwickelt sich zu einer starken jungen Frau, die auch eigene Entscheidungen treffen kann. Martu, der junge Mann, den sie verletzt im Dschungel findet und gesund pflegt, blieb mir jedoch definitiv zu blass. Er weckte bei mir keinerlei Emotionen, gibt sich entweder sanft oder unnahbar und konnte daher nur spärliche Sympathie meinerseits einfangen. Besonders sein Sinneswandel zum Ende hin kam mir zu abrupt nach seinen endlosen Tiraden.
Von den Nebenfiguren her gefiel mir Magier Sobenio am Besten. Er hat eine wichtige Person verloren und seitdem auch den Glauben in seine Macht. Er ist oftmals unausstehlich, hat aber auch eine weiche Seite und entdeckt mit Ferin seine wirklichen Fähigkeiten. Rhys, der junge Mann, der bald Ferins bester Freund wird, besticht durch seine sympathische Art und seine tollen Sprüche, während seine Schwester Jasta mit ihrer Aufsässigkeit und ihrem vielen Geschrei die meiste Zeit über bloß nervt. Dagegen gefiel mir Laquor, ein Hauptmann der Merdhuger mit einem weichen Herz.
Nach dem anfänglichen Geplätscher nimmt das Ganze schnell an Fahrt auf, als Ferin im Unterschlupf der anderen Pheytaner ankommt. "Rebellen" kann man die jedoch kaum nennen, denn außer ein paar ihrer Landsleute aus Arbeitslagern zu befreien, tun sie alle herzlich wenig. Die Liebe zwischen Ferin und ihrem Seelenverwandten Martu ging mir definitiv zu schnell, auch wenn die beiden sich schon von früher kannten. Ganz plötzlich haben die beiden unglaubliche Gefühle füreinander, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Denn dass die beiden schon einmal zusammen gewesen sind, wird viel zu wenig thematisiert, über die genauen Hintergründe, wann und wo, wird nichts bekannt. Genauso wie die wenig mitreißende Liebesgeschichte störte mich auch Ferins Naivität im Bezug auf die Gefühle eines anderen Rebellen, die sie einfach partout nicht begreift.
Zum Ende hin wird es dann noch einmal spannend, denn endlich beschließen die Pheytaner, etwas gegen die Unterdrückung zu tun. Die Art dieser Rebellion ist ebenso einfach wie gut beschrieben, Mara Lang hat in diese letzten 100 Seiten noch einmal alles hineingelegt. Tatsächlich war ich richtig gefesselt und wie mittendrin im Geschehen - sah, wie Kämpfe ausgefochten wurden und Menschen starben. Eine Szene rührte mich in der Tat beinahe zu Tränen. Der Schluss ist gleichermaßen schön und besonders gelungen. Hätte ich
mich mehr in alles einfühlen können, hätte ich diesen vielleicht ein bisschen besser würdigen können. So verhindert er leider nur, dass es ein mittelmäßiges Leseerlebnis wurde.
Fazit:
"Masken: Unter magischer Herrschaft" besticht mit einer grandiosen Handlungsidee und wunderbaren Nebenfiguren. Die Spannung ließ aber für mich oftmals zu wünschen übrig und der Gegenpart der Protagonistin konnte mich so gar nicht begeistern. Aufgrund des wunderbaren Endes vergebe ich jedoch 3,5 Punkte. Hier sollte man sich definitiv ein eigenes Bild machen!
Kaufen? Kaufen!
die zwei Seitenaufnahmen stammen aus "DU ODER DAS GANZE LEBEN" (Das beste Buch überhaupt.. Die Serie ist suepr..)
AntwortenLöschenEin Buch, das ich unbedingt noch lesen möchte! Hat ja bisher wirklich richtig gute Bewertungen und deine geht ja auch noch xD Das Buch klingt einfach mal nach etwas richtig anderem!
AntwortenLöschen@Kuno:
AntwortenLöschenDanke für die Info! Hab Band 1 bereits hier, mal schauen, wann ich den lese...
@ApfelSinchen:
Wie gesagt, die Storyline ist definitiv originell und eindeutig frisch. Nur für mich war die Umsetzung nicht vollständig gelungen. Das mag aber jeder anders sehen - vielen hat es total gefallen!
Von daher: Probier es aus! Würde mich interessieren, was du davon hältst!
Gute Rezi! "Masken" gehört zu meinen angefangen Büchern der letzten Wochen - gar nicht so einfach mich zum Weiterlesen zu annimieren, momentan. Ich fand den Einstieg um Ferin und die Masken ganz interessant, aber wie gesagt, richtig gepackt hat es mich bisher nicht. Obwohl, wenn ich deine Rezi so lese, scheint es sich jedoch zu lohnen, dranzubleiben - sieht man über einige, genannte Schwächen/den Gegenpart einmal hinweg. Ich werde es irgendwann auf jeden Fall nochmal versuchen. :)
AntwortenLöschenLG und ein schönes Wochenende!
Reni