[Buchrezension] Wereworld: Die Rückkehr der Wölfe - Curtis Jobling
Als er mit dem Fuß an einer Wurzel hängen blieb, fluchte er. Er wollte den Fuß lösen, das was er für eine Wurzel gehalten hatte, packte fester zu. Drew riss voller Entsetzen die Augen auf. Mit einem scharfen Ruck wurde der junge Mann brutal zurückgerissen und Gretchen rutschte von seinen Schultern, während er selbst in den Nebel gezerrt wurde.
Drew wächst wie ein ganz normaler Junge gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Trent auf der Farm seiner Eltern auf. Doch schon immer spürte er, dass an ihm etwas anders ist und dass sein Vater ein seltsames Misstrauen gegen ihn hegt. Als das Haus von einem schaurigen Wesen überfallen wird, bricht das Tier in ihm heraus: Drew verwandelt sich in einen Werwolf. Doch gegen das Monster kann er nichts ausrichten und so flieht er ihn den Wald.
Erst, als er dort auf einen Kundschafter und seinen Lehrling trifft und von diesen zu Herzog Bergan mitgenommen wird, erlebt er wieder menschliche Nähe. Drew erfährt: Es gibt noch einige mehr, die ihre Gestalt wandeln können wie er, aber sie alle werden unterdrückt. Doch kurz darauf wird der von König Leopolds Häschern gefangen genommen - denn dieser will auch den letzten Wolf vernichten. Und Drew begreift, dass er der Einzige ist, der dem Schrecken ein Ende bereiten kann...
BUCHAUFMACHUNG
Das Cover zeigt das Auge eines Wolfes mit ein bisschen grauem Fell, was für die Art von Buch nicht ungewöhnlich ist. Allerdings hätte sich hier ein wenig mehr Mühe gegeben werden können, denn Drews Augen beispielsweise werden bernsteinfarben, wenn er sich verwandelt. Der Titel allerdings hebt sich durch das Weiß mit dem blauen Schatten sehr gut ab. Insgesamt hübsch anzusehen, aber nicht innovativ. Nur die Karte vorne im Buch ist sehr hilfreich, um sich zu orientieren und die Abenteuer der Personen so nachzuvollziehen.
MEINE MEINUNG
Mein letztes Werwolf-Buch ist schon eine ganze Weile her und aufgrund des spannenden Klappentextes freute ich mich daher sehr auf die "Wereworld". Tatsächlich ist schon der Einstieg fesselnd und es bleibt die meiste Zeit über sehr spannend und originell, allerdings wird die Geschichte nicht von einigen Schwächen verschont...
Curtis Jobling gelingt gleich von Anfang an ein interessanter Start. Sein Schreibstil ist prägnant, meist in kurzen Sätzen gehalten, die allerdings nicht stören. Sie passen zum Protagonisten, aus dessen Sicht die meiste Zeit über in der 3. Person Präteritum geschrieben wird. Zwischenzeitlich werden allerdings mittendrin auch mal in die Gedanken und Gefühle einer anderen Person aufgezeigt. Dies gelingt jedoch so fließend und trotzdem deutlich, dass es nie zu Verwirrungen kommt.
Drew ist ein sehr sympathischer Charakter. Mit seinen 16 Jahren ist er auffallend nachdenklich, dennoch wird klar, dass er eine außerordentliche Stärke und einigen Mut besitzt. Es trifft ihn schwer, dass er sein Elternhaus verlassen und sich in die gefährliche Welt begeben muss, doch schafft er es durch Klugheit und seine Willensstärke oft sehr gut, sich aus gefährlichen Situationen hinauszumanövrieren. Wegbegleiter auf seinen unfreiwilligen Abenteuern werden dabei der junge Eberlord Hector, der durch seine ruhige und freundliche Art besticht, sowie dessen Cousine Gretchen, die sich von einer launischen Zicke zu einer netten jungen Frau mausert.
Auch einige andere Charaktere stehen im Laufe der Handlung auf Drews Seite und werden zumeist durch klare Eigenschaften geprägt - diese sind aber zum Teil auch etwas klischeehaft, wie beispielsweise der gutmütige, freundliche Werbär Herzog Bergan. Auch die Bösen sind doch in vielerlei Hinsicht eher einfache Stereotypen, die ohne Motiv grausam sind, wie unter anderem die Handlanger und Folterer des Königs oder dessen Sohn. Diese blieben mir definitiv zu blass, aber vielleicht wird da in den folgenden Bänden noch mehr herausgeholt.
Die Geschichte selbst weiß in vielen Punkten gut zu fesseln und zu unterhalten. Mit seinen präzisen und bildlichen Beschreibungen liefert der Autor ein klares Bild der Orte, an die die Figuren kommen und auch der Gefahren, denen sie sich stellen müssen. Dabei bleiben die Kämpfe nicht aus und diese sind ebenso glaubhaft und spannend wie der Rest. Es geht zwischenzeitlich auch etwas blutig zu, was ich für ein Buch dieser Art aber durchaus als normal erachte. Auch die Verwandlung von Drew in sein anderes Wesen und die Zwiespalte, in denen er steckt, werden so deutlich geschildert, dass es sich anfühlt, als würde man als das selbst erleben.
Die Gefühle bleiben allerdings ebenfalls nicht auf der Strecke. Freundschaften werden geschlossen und auch ohne eine Liebesgeschichte - die ich in den folgenden Bänden aber durchaus für möglich halte - werden Zuneigungen und Sympathien durchaus deutlich. Natürlich darf der Endkampf bei einem solchen Buch nicht fehlen und dieser ist durchaus sehr fesselnd, sehr actionreich und vor allem recht gewalttätig. In erster Linie ist dies wohl ein Jungenbuch, was weibliche Leser aber nicht abschreckend sollte. Zum Schluss kommt es zumindest zu einer freudigen Überraschung, ansonsten ist das Ende relativ vorhersehbar, wenn auch nicht ganz logisch: Dass der Junge eine solche Fülle an Verletzungen so gut übersteht ist eigentlich unmöglich. Dennoch macht das Ende Lust auf mehr, denn es ist ganz klar - der nächste Kampf steht schon bevor.
FAZIT
Der 1. Teil der "Wereworld"-Reihe, "Die Rückkehr der Wölfe" [wobei dieser Titel irreführend ist; es ist schließlich nur einer], weiß durchaus zu fesseln und kann mit sympathischen Charakteren, einem guten Weltentwurf und spannenden Kämpfen punkten. Nur einige Nebenfiguren, insbesondere die Bösewichte, blieben mir zu blass und das Ende ist an einigen Stellen recht berechenbar und unlogisch. Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten und werde mir sehr wahrscheinlich Band 2 zulegen, der im März 2013 erscheint. Gute 3,5 Punkte!
Titel: Die Rückkehr der Wölfe
Originaltitel: Rise of the Wolf
Autor: Curtis Jobling
Übersetzer: Andreas Helweg
Verlag: cbj
Seitenzahl: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3570401101
Klingt interesssant Hab ich bisher noch gar nichts von gehört. Kleine Mängel sind ja zu verkraften, hat dir ja anscheinend gefallen ;-)
AntwortenLöschenSchöne Rezi!
@Juna:
AntwortenLöschenJap, das Buch unterhält definitiv gut und ist mal was anderes. Ich könnte mir vorstellen, dass Band 2 das vielleicht noch toppen kann. Vielleicht probierst du es ja mal aus ;)
Schöne Rezi! Das Buch kommt mir vom Cover her bekannt vor. Von der Inhaltsbeschreibung her hätte es mich jetzt spontan nicht angesprochen. Dennoch machst du mich neugierig auf das Buch. Es muss ja nicht immer eine Liebesgechichte sein und solange der Plot zu fesseln weiß. Ich bin noch nicht komplett überzeugt (dafür sind SuB + Wunschliste einfach zu groß/anspruchsvoll momentan), behalte die Reihe aber auf jeden Fall mal im Visier.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Reni
@Reni:
AntwortenLöschenWie ich ja schon schrieb, ein solches Cover ist bei Büchern dieser Art durchaus nicht unüblich. Daher kann das schon sein, dass es dir bekannt vorkommt ;)
Mit dem Buch wollte ich mal von meinen üblichen Wegen abweichen - und dafür fand ich es ja durchaus lesenswert. Vielleicht kann mich ja Band 2 total überzeugen und dann probierst es tatsächlich mit der Reihe - man wird sehen ;) Kann ich aber schon verstehen, dass du es vorerst nicht aufnimmst!
Grüß Dich, Sonne.
AntwortenLöschenDie einfach gestrickten Charaktere und gut/böse Zeichnungen deuten dezent auf die Eigenheiten eines Märchens.
Wäre vielleicht nicht überraschend, wenn sein Bruder in Teil 2 ein Wort mitredet!?
Ansonsten gefällt mir das Cover des Originals reichlich besser.
bonté
@RoM:
AntwortenLöschenMir gefällt das englische Cover auch sehr viel besser - es ist origineller und sagt mehr über den Inhalt aus. Nun ja...Und mhm, ein paar Aspekte deuten tatsächlich auf eine märchenhafte Erzählung hin - du hast Recht, auf die Idee bin ich noch nicht gekommen ;)
Und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass der Zwillingsbruder in Band 2 auftaucht und eine große Rolle einnimmt, das kann eigentlich gar nicht anders sein :D