[Buchrezension] Die Herzentflammte - Eve Edwards
„Knie vor unserem Vater nieder, Janie“, murmelte Henry, packte sie am Arm und schob sie mit fester Hand auf ihren Vater zu.
Jane spürte, dass unter diesen Umständen jeder Widerspruch zwecklos war. Wie betäubt sank sie auf die Knie. Henry legte seine Hand auf ihren Kopf, schwer und autoritär. Nun hatte er sie da, wo er sie schon immer haben wollte.
„Ich gebe dir meinen Segen, Kind. Möge sich diese Verbindung für England und auch Frankreich als glücklich erweisen.“
In ihrem Inneren, wo niemand es sehen konnte, weinte Jane heiße Tränen.
England 1584. Als Lady Jane Rievaulx als Hofdame der Königin in den Palast in Richmond kommt, trifft sie auf ein einen Neuankömmling am Hofe – Master James Lacey.
Obwohl James' Bruder Lady Jane noch vor kurzer Zeit die Ehe versprochen hatte, ist James der Mann, den sie wirklich liebt. Und auch er kann seine Zuneigung zu ihr nicht verbergen. Aber er macht sich auf in das unbekannte Amerika, eine gefährliche Reise, bei der er schrecklichen Erlebnissen aus der Vergangenheit entfliehen will.
Als Lady Jane von ihrer missgünstigen Familie zu einer Ehe mit einem französischen Adligen gezwungen wird, kann ihr nur einer helfen. Wird James zu seiner geliebten Jane zurückkehren, bevor es zu spät ist?
BUCHAUFMACHUNG
Auch den 2. Teil der Reihe ziert wieder die Halbansicht einer jungen Frau, was ein wenig an die Trilogie von Kristin Cashore erinnert. Das Motiv des 1. Bandes gefiel mir hier aber besser, irgendwie sagten mir die Farben dort mehr zu. Außerdem stört es, dass sich aus dem Zopf des Mädchens eine Strähne gelöst hat. Dennoch passt die Gestaltung zur Art des Buches und zeigt den historischen Anteil durch das Gewand des Models.
MEINE MEINUNG
„Die Herzentflammte“ ist der Nachfolger des Buches von Eve Edwards, das mich Anfang des Jahres sehr begeistern konnte. Dass ich mir Teil 2 da nicht entgehen lassen konnte, ist klar. Auch dieser ist wieder romantisch-niedlich und mit schönen historischen Fakten gespickt, vermochte mich aber nicht ganz genau so mitreißen.
Der Schreibstil ist dem 15. Jahrhundert angepasst, aber nie schwer zu lesen, da sich die Autorin auf eine flüssige Erzählung versteht. Ihre Geschichte erzählt sie aus der personalen Perspektive vierer Personen: Janes, James, Milly und Diego, wobei sich ihre Art zu berichten aber nie groß verändert. Emotionen werden groß geschrieben, doch man bemerkt auch die Recherche, da sie viele Fakten besonders in Sachen Stil und Leben am Hofe einbringt. Die Art zu schreiben gefällt mir sehr, was verwunderlich ist, da mir ihr jüngstes Werk unter einem Pseudonym [„Finding Sky“] so gar nicht zusagen konnte.
Jane unterscheidet sich als Protagonistin sehr von Ellie. Sie ist weniger ein Wirbelwind als eine kühle Adlige, die nur in sehr emotionalen Momenten die Maske der hochnäsigen Schönheit fallen lässt. In der Vergangenheit verletzt und von ihrem Bruder und ihrem Vater immer wieder gedemütigt hat sie eine Mauer errichtet. Dennoch ist sie sehr sympathisch und menschlich, denn ihr wirklicher Charakter ist viel gütiger als viele glauben. James musste einige Monate zuvor ein schreckliches Massaker ansehen und hält sich seither selbst für einen Feigling und schrecklichen Menschen, weswegen er sich für sie auch nach dem Eingeständnis seiner Gefühle nicht als gut genug empfindet. Er hat zwar nicht ein solches Feuer wie sein Bruder, ist aber sehr liebenswert und auch in seinen Ängsten gut zu verstehen.
Neben den beiden gibt es noch ein weiteres Paar: Janes beste Freundin Milly und James' Diener Diego, die von früher eine enge Freundschaft verband und nun Liebe. Den beiden werden durch ihre Verschiedenheit – er ist ein nicht gern gesehener Ausländer – viele Steine in den Weg gelegt, doch diese meistern sie mit Charme und Liebenswürdigkeit. Janes Vater erschien mir ein wenig zu böse, wogegen sich Raleigh, ein Widersacher aus dem letzten Teil, als durchaus sympathischer als gedacht entpuppte und so nicht nur eindimensional wirkte.
Wie schon aus dem Klappentext hervorgeht besteht der größte Teil der Geschichte aus dem Zusammenfinden von James und Jane, daher ist das Ende von Anfang an klar. Anders als sonst kennen sich die beiden jedoch schon von früher und müssen nur alte Vorurteile und seine Ängste beiseite räumen. Dennoch entwickelt sich die Liebe relativ langsam und sehr glaubwürdig. Dagegen geht es bei Diego und Milly ein wenig schnell, denn im einen Moment scheint sie noch unschlüssig und im nächsten wollen sie heiraten – das ist etwas kurz geraten. Dennoch sind auch die beiden sehr niedlich und besonders Diego ist ein echter Charmeur.
Eve Edwards versteht es, den Spannungsbogen durch Überraschungen und Verwicklungen immer oben zu halten und den Leser so bei Laune. Da gibt es die Stiefsöhne von Jane, die ihr das Erbe streitig machen wollen und auch vor den größten Grausamkeiten nicht zurückschrecken, die Gefährlichkeit von James' Reise oder die Anfeindungen gegen Diego und die Vorurteile gegen ihn. Zwar ist vieles sehr vorhersehbar, dennoch fesseln die einzelnen Stränge. Am Ende jedoch wird vieles etwas zu schnell gelöst – nicht nur, dass James' Fahrt arg kurz abgehandelt wird, auch die Probleme, die es aus der Welt zu schaffen gibt, lösen sich innerhalb weniger Seiten durch ebenso recht wenig Zutun in Luft auf. Dennoch ist der Schluss zuckrig-niedlich und damit zufriedenstellend. Eben ein unterhaltsamer Jugendroman mit hohem Spaßfaktor.
FAZIT
„Die Herzentflammte“ gefiel mir vielleicht nicht ganz so wie der Vorgänger, dennoch hat auch dieses Buch der Autorin mich wieder wunderbar mitreißen und mitfühlen lassen können. Wer Liebesromane für Jugendliche mit netten historischen Fakten mag, dürfte hier sehr gut beraten sein. 4 Punkte!
Titel: Die Herzentflammte
Originaltitel: The Queen's Lady
Reihe: The Lacey Chronicles
Reihe: The Lacey Chronicles
Autor: Eve Edwards
Übersetzer: Anne Braun
Verlag: Klopp
Seitenzahl: 380 Seiten
ISBN-13: 978-3781705135
A pleasant morning, Sonne!
AntwortenLöschenEin Leben am Hofe - welcher auch immer - machte es geradezu nötig eine Mauer um die eigene Person zu errichten. Jede "Schwäche" (Emotion) konnte hier gegen einen verwandt werden. Kein guter Ort um sich den Sehnsüchten des duldsam pochenden Herzens zu offenbaren.
Es liegt somit zwangsläufig Spannung an.
Diego dürfte als Spanier & Katholik kein wirklich gutes Standbein in England haben. Immerhin trachteten Radikale nach dem Leben der Königin.
Apropos...
Wie kommt Sie im Roman rüber?
Der erwähnte Widersacher Raleigh ist nicht zufällig DER Raleigh?!
Du bemängelst am Cover eine gelöste Haarsträhne - dabei ist der Hauch Unvollkommenheit ein Element, das feminine Schönheit erst interessant werden läßt.
Gut, das Cover gefällt mir deshalb aber auch nicht besser... ;-)
bonté
Ich weiß, ich bin fließige Leserin deines Blogs. Kommentieren ist aber nicht so meine Stärke :D
AntwortenLöschenAuf Ruby Sparks bin ich auch durch deinen Blog gekommen. Paranormal Activity 4 habe ich auch nur vorgestellt, weil ich Teil 1 und 3 geschaut habe. Snow White habe ich bisher auch noch nicht gesehen, unbedingt machen muss ich das auch nicht, aber irgendwann, wenn er mal im TV kommt :D
LG und noch einen schönen Sonntag :)
Also das klingt doch gar nicht schlecht und du machst mich neugierig! Ich habe bei der Karo (von Karo adores) schon ähnliches über das Buch gehört, dessen Cover mir schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Ich glaube, demnächst werde ich dann mal Ausschau nach dem Vorgängerband halt (der gleich wie heißt?). :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Reni
@RoM:
AntwortenLöschenWie immer trefflich formuliert. Genau so wird dies auch im Buch beschrieben, weswegen es mir unter anderem auch sehr gefiel. Und soweit ich weiß, ist die Darstellung der Königin durchaus realistisch - ein wenig kalt vielleicht, aber gerecht. Und doch, natürlich, bekannte Persönlichkeiten tauchen hier oft auch - so eben auch Raleigh ;) Das muss ja sein!
Ansonsten: Sicherlich, Unvollkommenheit ist kein Makel [wer ist das schon?] und dennoch...hätte ich einfach Lust, diese Strähne wegzuwischen. Das wird wohl das Problem sein :D
@Sandrina:
Ach, ich bin ebenfalls nicht die große Kommentiererin. Da freut es mich umso mehr, dass du trotzdem mit liest und mir immer mal wieder was da lässt ;)
Bis "Snow White & the Huntsman" im Fernsehen kommt ist es natürlich noch eine Weile hin - aber für einen Kauf ist der Film zu schlecht :D Chris Hemsworth ist allerdings wie immer durchaus sehenswert!
@Reni:
Also Band 1 habe ich Anfang des Jahres auch rezensiert, der gefiel mir noch ein Stück besser und ist mit "Die Sehnsuchtsvolle" betitelt. Mir sagt die Buchreihe im Gegensatz zu anderen Werken der Autorin sehr zu und kann sie nur empfehlen. Wenn's dich interessiert, würde ich sagen, lege sie dir einfach mal zu - ich würde dir aber auch eines der Bücher ausleihen, wenn du magst ;)