[Buchrezension] Kirschroter Sommer - Carina Bartsch
Ich starrte ihm nach, bis ich erneut nach meinem Buch griff. Aber schon nach einer gelesenen Zeile schmiss ich es zurück aufs Bett. Ich rollte mich auf den Bauch und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Langsam, aber sicher machte er mich mürbe, und ich wollte nicht mürbe werden! Ich wollte ihn hassen, anstatt mir die ganze Zeit Gedanken über ihn zu machen! Warum musste ich ausgerechnet auf ihn so reagieren? Weshalb konnte er mir nicht einfach egal sein?
Es war so dumm, so unsagbar dumm von mir. Und ich hasste mich dafür...
Emelys beste Freundin Alex ist zurück in ihre Heimatstadt gezogen, was nur eines bedeutet: Spaß bis zum Abwinken! Leider wohnt sie ab jetzt allerdings bei ihrem Bruder Elyas - dem Mann, der Emely 7 Jahre zuvor zutiefst verletzt hat. Sie hasst ihn und möchte eigentlich nichts mit ihr zu tun haben, weckt dadurch jedoch gerade erst seinen Kampfgeist. Von nun an wird sie ihn kaum noch los und schon bald fühlt sie sich wieder überaus seltsam in seiner Gegenwart. Zum Glück ist da noch der mysteriöse Luca, der ihr unglaublich romantische E-Mails schreibt und damit ihr Herz berührt...
MEINE MEINUNG
Wer von Carina Bartsch bisher noch nichts gehört hat, der lebt wahrscheinlich auf dem Mond. Denn sie hat das geschafft, was sich so viele Indie-Autoren erträumen: Ihr Buch wurde der Bestseller schlechthin bei den E-Books, woraufhin ein Verlag auf sie aufmerksam wurde. "Kirschroter Sommer" klingt dabei extrem klischeehaft und, das kann man nicht anders sagen, ist es auch. Der flüssig-leichte Schreibstil und die Ich-Perspektive lassen einen das Ganze aber dennoch schnell lesen, wenn es für das Alter der Hauptcharaktere auch alles ein wenig sehr jugendlich wirkt.
Emely ist 23 Jahre alt, die Protagonistin - und wirkt oftmals wie ein Mädchen von maximal 16 Jahren. Sie ist zwar durchaus recht witzig und schön sarkastisch, gleichzeitig findet sie aber auch an allem etwas auszusetzen und nörgelt an jedem herum, auch an ihrer besten Freundin und am liebsten an Elyas. Dabei betreibt sie einen Aufwand, um ihm zu zeigen, dass sie ihn hasst, dass man als Leser schon regelrecht empört ist. Elyas selbst nämlich schließt man ihm Gegensatz zu ihr sofort ins Herz. Er ist nicht nur wahnsinnig charmant und sieht umwerfend aus, er hat auch noch eine wahnsinnig dickköpfig-niedliche Art. Wäre ich eine Freundin von Emely - ich hätte ihr bestimmt des Öfteren angeboten, ihn an ihrer Stelle zu nehmen.
Die beste Freundin Alex ist eine typische Quasselstrippe und geht der Hauptfigur dabei - wie so vieles andere - gehörig auf die Nerven. Es ist zwar durchaus manchmal anstrengend für den Leser, ihre zumeist unnötigen Probleme aufgezwungen zu bekommen, dennoch ist sie eine eindeutige Sympathieträgerin. Schön charakterisiert fand ich auch Elyas' Clique, in die Emely und Alex schnell aufgenommen werden. Die verschiedenen Personen sind beinahe alle durchweg ansprechend gestaltet, besitzen ihre eigenen Geschichten und wirken nie übertrieben.
Die Geschichte selbst ist natürlich wirklich arg stereotyp. Da ist Emely, die sich einfach nicht so recht entscheiden kann und sich grundsätzlich gegen alles wehrt, was ihr gut tun könnte. Da ist der E-Mail-Freund Luca mit einer extrem kitschigen Art, bei dem man natürlich sofort weiß, wer sich dahinter verbirgt. Und natürlich der zuckersüße Love Interest, der alles für sie tut und leider nichts zurückbekommt. So plätscherten für mich die ersten 300 Seiten belanglos dahin, weil irgendwie nichts passiert und sich die Protagonistin ausnahmslos grauenhaft benimmt. Nicht selten wollte ich sie einfach irgendwo runterschubsen, damit sie zur Vernunft kommt. Natürlich hat ihr Verhalten einen Grund - dass sie sich aber auch nach der Aufklärung weiterhin so aufführt, war für mich nicht nachvollziehbar.
Romantisch ist der Roman durchaus, keine Frage. Besonders auf den letzten 200 Seiten prickelt es anständig und von da an konnte ich mich auch richtig in die Geschichte fallen lassen. Endlich kommen sich die beiden näher, es wird spannend ob der witzigen und schlagfertigen Gespräche, und man wagt glatt schon zu hoffen, dass sich die Autorin vielleicht überlegt hat, die Klischees sein zu lassen und stattdessen einen unkonventionellen Weg zu gehen. Leider aber kehrt sie am Ende zu ihrer alten Form zurück und präsentiert uns einen Cliffhanger, der es in sich hat - und der wahnsinnig nervt, wenn man Emelys Art schon vorher nicht leiden konnte. Natürlich ist die Neugierde auf Band 2 da, ich hoffe aber dringend, dass die Zickigkeit da etwas heruntergeschraubt wird...
FAZIT
"Kirschroter Sommer" von Carina Bartsch ist sicherlich ganz unterhaltsam, aber auch unfassbar klischeehaft und vorhersehbar. Zudem nervt die Protagonistin mit ihrem egoistischen und unmöglichen Verhalten extrem. Wäre das Ende nicht gewesen, hätte es wohl mehr von mir gegeben - so hoffe ich einfach auf eine Steigerung in Band 2, denn Potenzial ist da. 3 Punkte!
Titel: Kirschroter Sommer
Originaltitel: -
Reihe: Emely & Elyas
Reihe: Emely & Elyas
Autor: Carina Bartsch
Übersetzer: -
Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3499227844
Heißt die Protagonistin nicht Emely? Vor kurzem gab's ne Diskussion über die merkwürdige Schreibweise des Namens :D
AntwortenLöschenGrüß Dich, Sonne.
AntwortenLöschenEin "Ich-hasse-ihn-weil-ich-ihn-liebe"-Roman demnach. Und wenn ich frei interpretiere, dann um 200 Seiten zu lang geraten. Daß Nervigkeit auch charmant zu wirken vermag, zeigt ja Miss Stiles in '10 Things...'.
Zumindest ist Dein Interesse für die Weiterführung des Reigens d'amour noch grün.
Wie selbstlos, daß Du Elyas für Emely übernommen hättest!
;-)
Merci für Deine Genesungswünsche.
bonté
@Lucina:
AntwortenLöschenDanke für den Kommentar - ich kannte den Namen bisher nur als "Emily" und habe die Schreibweise daher total verwechselt :D
@RoM:
In der Tat, ist die Rolle von Julia Stiles in "Zehn Dinge, die ich an dir hasse" weniger nervig geraten, das mag aber auch daran liegen, dass der Film sehr viel schneller vorbei ist. Und naja, etwas macht die Figur schon wütend, wenn man sich das Hin und Her ansieht ;)
Band 2 der Reihe habe ich bereits gelesen und der hat mir sehr viel besser gefallen, die Rezension dazu kommt die Tage. Es ist eben immer von Vorteil, wenn man sich mit der Protagonistin identifizieren kann.
Hi, again.
AntwortenLöschenDann freue ich mich auf Deinen Gesamteindruck.
Apropos "Eindruck".
Gerade eben Max Black in ihrem schwarzen Kleid bewundert und mich köstlich über ihr Mienenspiel amüsiert. Damit glasiert sie ihre Oneliner in Zuckerguß. Bin begeistert und harre der Box.
Genehme Nachtruhe...
bonté
Sooooo, ich habe die Woche über mein Smarti immer mal schön mitgelesen, aber nun komme ich endlich mal zum Kommentieren. :)
AntwortenLöschenIch finde es wirklich erstaunlich wie unterschiedlich "Kirschroter Sommer" bei den Lesern ankommt. Ich habe die beiden Bücher ja damals als eBook gelesen, als sie zwar schon einen gewissen Bekannheitsgrad hatten, der "Hype" aber noch nicht allzu groß war - selbst im Bekanntenkreis macht die Dilogie momentan eine begeisterte Runde. Umso gespannter war ich, wie die Taschenbücher nun ankommen werden, inbesondere bei den Bloggern. Ich hatte nämlich schon so einen Verdacht und muss sagen:
ich kann deine Meinung zum Buch gut nachvollziehen, da wie immer toll und verständlich begründet. :)
Mir ging es auf den ersten Seiten ähnlich, wobei ich Emely jetzt nicht wirklich als nervig empfunden habe. Schwierig ja, aber mit der Zeit konnte ich sie verstehen lernen und mir machte dieses Hin & Her von Seite zu Seite immer mehr Spaß. Sogar trotz der etlichen Klischees. Gut, z. B. die Schwangerschaftszene im Club oder die Joggingrunde fand ich schon typisch und etwas überzogen (da konnte ich mir den einen oder anderen Augenverdreher auch nicht verkneifen), aber trotzdem recht unterhaltsam. Was wohl einfach daran lag, dass ich sowohl Emely und Elyas in mein Herz schloss. Wenn auch nicht gleich von der ersten Seite an.
Da fand ich selbst den Cliffhanger zwar fies, aber nicht wirklich störend oder gar nervig. Hätte ich "Kirschroter Sommer" einige Montate vor Erscheinen des zweiten Bandes gelesen, wäre ich aber wohl leicht angesäuert gewesen. :P
Was ich aber wirklich faszinierend fand war, dass mich die Story derart mitreißen konnte, obwohl sie tatsächlich sehr vorhersehbar und klischeebehaftet ist. Das hat mich am Ende komischerweise überhaupt nicht mehr gestört und somit war es zwar kein perfektes Leseerlebnis für mich, aber dennoch ein schönes und höchst unterhaltsames. Nicht zuletzt, weil mir "Türkisgrüner Winter" da auch nochmal eine Schippe besser gefallen hat... und da geht es dann gleich weiter. :)
Liebe Grüße
Reni
@RoM:
AntwortenLöschenKat Dennings sieht allerdings immer klasse aus, da braucht sie kein Kleid für ;) Wobei ich ihres glatt schon zu tief ausgeschnitten & Carolines richtig hässlich fand. Aber die Sprüche haben das schnell vergessen lassen. Bin ja mal gespannt, was da noch kommt...
@Reni:
Danke dir für deinen ausführlichen Kommentar und natürlich auch dein Kompliment bzgl. der Rezension ;) Ich konnte mit Emily in Band 1 einfach nichts anfangen. Ihre Art ist oftmals sehr egoistisch bzw. verletzend, auch ihren Freunden gegenüber. Das fand ich doch recht schade und aus diesem Grund konnte ich mich mit ihr nicht so recht identifizieren. Unterhaltsam und schön romantisch ist die Geschichte selbst aber auf jeden Fall - und für mich ab circa Seite 300 ebenfalls sehr mitreißend. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach ein bisschen zu hoch/nicht angepasst...