[Buchrezension] Partials: Aufbruch - Dan Wells
Hinter ihnen explodierte die Brücke in einer riesigen und so gleißenden Feuerkugel, dass Kira sogar hinter dem Lastwagen die Augen schmerzten. Die Fahrbahn erbebte, Autos flogen durch die Luft, und die Druckwelle stieß den Lastwagen, der seinerseits die Flüchtlinge über den Asphalt schob, drei Meter weiter. Kira ließ das Funkgerät fallen und hielt sich die Ohren zu. Als die Druckwelle nachgelassen hatte, torkelte sie aus der Deckung und sah sich um.
Zwanzig Meter vor ihnen, dicht vor dem nächsten Träger, war die Brücke verschwunden.
INHALT
Einst wurden die Partials geschaffen, Supersoldaten, um für die Menschen einen Krieg zu gewinnen und die Welt besser zu machen. Doch dann richteten sie sich gegen ihre Schöpfer und richteten fast die gesamte Art zugrunde. Nur noch wenige tausend Überlebende haben es sich nun auf Long Island eingerichtet. Doch auch wenn seitdem kein Partial mehr gesichtet wurde, so gibt es doch noch ein anderes Problem: Aufgrund einer Krankheit können keine Kinder mehr nach ihrer Geburt überleben. Die junge Kira sieht die einzige Chance darin, einen Partial zu finden und das Geheimnis seiner Immunität zu lüften - doch damit begibt sie sich in große Gefahr...
MEINE MEINUNG
Dan Wells konnte mich mit seinem Debüt "Ich bin kein Serienkiller", das vor einigen Jahren erschien, nicht überzeugen. "Partials" geht nun aber in eine gänzlich andere Richtung, nämlich die der Dystopien, was sehr anspricht. Dabei verfolgt der Autor zwei unterschiedliche Ansätze - es geht nicht nur um ein neues System, das das Volk unterdrückt, sondern ebenso um eine Krankheit, die die Vermehrung der Menschen verhindert. Erzählt wird die Geschichte dabei aus der personalen Sicht der 16-jährigen Kira, der Schreibstil ist anschaulich und mit medizinischen Details gespickt, die so gut wie nie verwirrend werden.
Kira ist eine angenehm erwachsen wirkende Protagonistin, dafür, dass sie noch so jung ist. Das mag auch daran liegen, dass die Menschen in dieser Dystopie sehr früh Verantwortung für sich selbst übernehmen mussten und müssen. So erscheint Kira von Anfang an sehr reif und nachdenklich, nur wenn das Gespräch auf Familie kommt, wird sie recht unsicher. Die übrigen Charaktere, wie ihr Freund Marcus, oftmals mit einem frechen Spruch auf den Lippen; ihre Schwestern; der zur Abwehr gehörende Jayden oder der sympathische, wenn auch überwiegend emotionslose, Samm gehören zur Geschichte dazu und tragen oftmals einen wichtigen Teil dazu bei - allerdings blieben sie mir alle, auch Kira manchmal, seltsam fern, weswegen ich mich nicht immer in das Werk hineinfinden konnte.
Die Story selbst ist interessant und das System wohlüberlegt und wirklich gut aufgebaut. Zwar gibt es die typischen Elemente, diese werden aber gut mit neuen Ideen verknüpft. Dan Wells gestaltet seinen Roman medizinischer als es viele sonstige Dystopien sind. Diese Details sorgen dafür, dass das Ganze sehr glaubwürdig wirkt. Allerdings gibt es besonders im ersten Drittel sehr viele Längen. Hauptperson Kira kehrt oft zu ihrem Ausgangspunkt zurück oder beginnt ihre Gedankengänge, die sie wenige Seiten zu vor hatte, erneut. Die Figuren müssen natürlich eingeführt werden, dies geschieht allerdings etwas zu ausführlich, wodurch man als Leser anfangs nicht wirklich gefesselt ist.
Dies ändert sich, als die Suche nach einem Partial für die Forschung nach einem Gegenmittel beginnt. Die Action kommt hier nicht zu kurz und es wird zwischendurch wirklich mitreißend, besonders, als im Laufe der Handlung immer mehr Geheimnisse aufgedeckt, aber auch neue Fragen aufgeworfen werden. Es gibt ein paar überraschende Wendungen und bis zum nervenaufreibenden Schluss bleibt der Spannungsbogen überwiegend im oberen Bereich. Abgeschlossen wird der 1. Band der Trilogie mit einem zufriedenstellenden Ende ohne Cliffhanger. Da aber viele Fragen offen bleiben und eine neue Reise bevorsteht, wird definitiv die Neugierde geweckt.
FAZIT
Teil 1 der "Partials"-Reihe von Dan Wells, "Aufbruch", überzeugt besonders im medizinischen Bereich mit den Fakten und insgesamt mit den Geheimnissen, deren Lösung man unbedingt wissen möchte. Die Figuren blieben mir persönlich aber zu fern und der Beginn war mir zu langatmig, um das Buch als wirklich gut beschreiben zu können. Lesenswert ist es jedoch definitiv - und vom Nachfolger erhoffe ich mir eine deutliche Steigerung. 3,5 Punkte!
Titel: Partials: Aufbruch
Originaltitel: Partials
Autor: Dan Wells
Übersetzer: Jürgen Langowski
Verlag: ivi [Piper]
Seitenzahl: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3492702775
Hallo Sonne.
AntwortenLöschenMein Ausblick auf die Reihe wäre ja ein Zusammengehen von Menschen und Partials. Ein überlebensbund quasi.
bonté
Mal sehen. Meine Dystopienmüdigkeit hält weiterhin an und wird nur hin & wieder sporadisch unterbrochen. Allerdings gefällt mir an "Partials", dass die Story mal nicht dem immergleichen Muster zu folgen scheint und keine Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Dass die Charaktere dir dann allerdings fern blieben, klingt jetzt nicht so schön. Irgendwie sollten gerade diese greifbar sein, um richtig mitfierbern zu können. Wie schon erwähnt: mal sehen. Deine Review war aber wie stets sehr aufschlussreich. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Reni
@RoM:
AntwortenLöschenNach Band 1 ist das von einigen Personen durchaus gewünscht, insgesamt gestaltet sich das aber schwierig wegen des Rassenhasses ;) Bin gespannt, ob und wann das noch kommt...
@Reni:
Also ich kann dir sagen, dass sich "Partials" von der Ausarbeitung her durchaus wirklich von der breiten Masse der Dystopien abhebt. Mir persönlich war das ganze dann eben ein wenig zu kühl, viele andere schienen grade das zu mögen. Vielleicht war ich auch voreingenommen, weil das Buch von Dan Wells kommt? Wer weiß ;)
Da du von Dystopien allgemein ja aber eher genug hast, würde ich auch diese noch etwas ruhen lassen. Ist halt toll gestaltet, aber eben doch recht typisch.
Ich fand Partials 1 gut, allerdings hatte ich einige Einstiegsschwierigkeiten, obwohl viel passiert, fand ich das erste Drittel etwas träge. Keine Ahnung warum. Als dann die Partials, bzw. Samm, ins Spiel kommt mochte ich das Buch sehr. Allerdings waren mir die Personen immer recht fern. Vielleicht ist das auch die Art, wie Männer oft schreiben. Autorinnen sind da meist gefühlvoller :-)
AntwortenLöschenLG,
Damaris