[Buchrezension] Das Puppenzimmer - Maja Ilisch
Es lag vielleicht daran, dass ich nicht mehr so einfach müde wurde und schlafen gehen konnte wie früher - ich war wach, solange ich wollte, und wenn ich beschloss, dass es an der Zeit war, zu schlafen, legte ich mich ins Bett, schloss die Augen, und schlief. Was fehlte, war diese wunderbare Phase zwischen Wachen und Schlafen, wenn ein Traum ankam, einen Knicks machte und sich vorstellte, und man vorsichtig um ihn herumgehen und von allen Seiten betrachten konnte, bevor man in ihn eintrat wie in einen Garten oder einen Süßigkeitenladen.
Florence ist ein junges Mädchen, aber als 14-jährige Waise hat sie die Hoffnung bereits aufgegeben, adoptiert zu werden, denn dafür ist sie eigentlich zu alt. Dann jedoch sucht sich ein wohlhabender Herr ausgerechnet sie aus den vielen Mädchen ihres Heimes aus, und Florence ist überglücklich. In der Villa der Molyneux', wie ihre neue Familie heißt, angekommen, merkt sie aber schon bald, dass etwas nicht stimmt. Eine Stunde am Tag muss mit sie mit Hunderten von Puppen in einem Zimmer verbringen, das niemand betreten und von dem niemand etwas wissen darf. Als sie in diesem Raum immer wieder ein mysteriöses Lachen und Weinen hört, weiß sie, dass sie da einem Geheimnis auf der Spur ist...
MEINE MEINUNG
Maja Ilischs Debütroman "Das Puppenzimmer" beschäftigt sich mit so vielen Themen, das eine übergreifende Einordnung eigentlich kaum möglich ist - es geht um Puppen, um Freundschaft, aber auch um Übersinnliches und Phantastisches, weshalb für beinahe jeden was dabei ist. Versehen ist das Ganze dann noch mit einer kleinen Portion Grusel und einem bildlichen, etwas altmodischen, aber dennoch im Großen und Ganzen leicht zu lesenden Stil, der einen schnell in die Geschichte hineinzieht.
Florence ist die Hauptfigur, die aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen berichtet. Überwiegend sympathisch und aufgeschlossen geht sie durch die Welt, dabei ist sie durchaus mutig und vor allem nicht auf den Mund gefallen. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie sich zum Ende hin immer mehr zum Schlechten und Naiven hin entwickelt [normal ja umgekehrt], was ich schade fand. Die Molyneux', Rufus und Violet, sind sehr kalt und unheimlich, auf ihre Weise aber auch faszinierend. Leider bleiben jedoch die übrigen Charaktere arg blass, insbesondere Alan und Lucy, mit denen sich Florence schnell anfreundet - die Gefühle kommen allerdings nie beim Leser an und die beiden bleiben einem seltsam fern.
Wenn die Autorin dagegen eines kann, dann, Atmosphäre verbreiten. Die gesamte Zeit über ist das Werk sehr mysteriös und geheimnisvoll, vor allem im ersten Drittel durchaus auch angenehm gruselig, ohne einen dabei jedoch in Angst und Schrecken zu versetzen. Gemeinsam mit Florence muss man hinter die Geheimnisse des Anwesens kommen: Was hat es mit den Puppen auf sich? Warum wirken Rufus und Violet so kalt und leblos? Warum darf Florence das Grundstück nicht verlassen und weshalb lässt sich kein Eingang zu dem riesigen Labyrinth im Garten finden? Auf all diese Fragen und mehr werden nach und nach Antworten gegeben, die meistens passen - manche fand ich allerdings glatt zu einfach bis einfallslos.
Während die erste Hälfte des Romans richtig gut und mitreißend ist, wird es dann jedoch plötzlich sehr abstrus. Es kommen phantastische Wesen ins Spiel, die meiner Meinung nach völlig übertrieben wirkten, und eine vorher bereits eingebrachte Figur entpuppte sich als etwas völlig anderes - und, vor allem, für mich auch völlig sinnloses, denn irgendwann verschwindet der Charakter einfach und taucht nicht wieder auf, sodass die Rolle nicht klar wurde. Als Leser hegt man die Hoffnung auf ein spannendes und erklärendes Finale, stattdessen aber verläuft sich das Buch auch hier einfach und endet mit einem Friede-Freude-Eierkuchen-Schluss, der keine wirkliche Auskunft gibt. Nach dem tollen Anfang ist das dann leider besonders enttäuschend...
Florence ist die Hauptfigur, die aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen berichtet. Überwiegend sympathisch und aufgeschlossen geht sie durch die Welt, dabei ist sie durchaus mutig und vor allem nicht auf den Mund gefallen. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie sich zum Ende hin immer mehr zum Schlechten und Naiven hin entwickelt [normal ja umgekehrt], was ich schade fand. Die Molyneux', Rufus und Violet, sind sehr kalt und unheimlich, auf ihre Weise aber auch faszinierend. Leider bleiben jedoch die übrigen Charaktere arg blass, insbesondere Alan und Lucy, mit denen sich Florence schnell anfreundet - die Gefühle kommen allerdings nie beim Leser an und die beiden bleiben einem seltsam fern.
Wenn die Autorin dagegen eines kann, dann, Atmosphäre verbreiten. Die gesamte Zeit über ist das Werk sehr mysteriös und geheimnisvoll, vor allem im ersten Drittel durchaus auch angenehm gruselig, ohne einen dabei jedoch in Angst und Schrecken zu versetzen. Gemeinsam mit Florence muss man hinter die Geheimnisse des Anwesens kommen: Was hat es mit den Puppen auf sich? Warum wirken Rufus und Violet so kalt und leblos? Warum darf Florence das Grundstück nicht verlassen und weshalb lässt sich kein Eingang zu dem riesigen Labyrinth im Garten finden? Auf all diese Fragen und mehr werden nach und nach Antworten gegeben, die meistens passen - manche fand ich allerdings glatt zu einfach bis einfallslos.
Während die erste Hälfte des Romans richtig gut und mitreißend ist, wird es dann jedoch plötzlich sehr abstrus. Es kommen phantastische Wesen ins Spiel, die meiner Meinung nach völlig übertrieben wirkten, und eine vorher bereits eingebrachte Figur entpuppte sich als etwas völlig anderes - und, vor allem, für mich auch völlig sinnloses, denn irgendwann verschwindet der Charakter einfach und taucht nicht wieder auf, sodass die Rolle nicht klar wurde. Als Leser hegt man die Hoffnung auf ein spannendes und erklärendes Finale, stattdessen aber verläuft sich das Buch auch hier einfach und endet mit einem Friede-Freude-Eierkuchen-Schluss, der keine wirkliche Auskunft gibt. Nach dem tollen Anfang ist das dann leider besonders enttäuschend...
FAZIT
"Das Puppenzimmer" beginnt äußerst spannend, ideenreich und auch ein bisschen gruselig, schwächelt aber bei den Nebencharakteren extrem. Außerdem hat man ab der Hälfte das Gefühl eines Overloads, weil es doch sehr abstrus und seltsam wird. Zu guter Letzt verläuft sich das Ganze dann irgendwie im Sand und endet völlig offen, was hier meiner Meinung nach einfach nicht passt. So wurde der gute erste Eindruck leider überwiegend zunichte gemacht, weswegen es nur für 3 Punkte reicht.
"Das Puppenzimmer" beginnt äußerst spannend, ideenreich und auch ein bisschen gruselig, schwächelt aber bei den Nebencharakteren extrem. Außerdem hat man ab der Hälfte das Gefühl eines Overloads, weil es doch sehr abstrus und seltsam wird. Zu guter Letzt verläuft sich das Ganze dann irgendwie im Sand und endet völlig offen, was hier meiner Meinung nach einfach nicht passt. So wurde der gute erste Eindruck leider überwiegend zunichte gemacht, weswegen es nur für 3 Punkte reicht.
Titel: Das Puppenzimmer
Originaltitel: -
Autor: Maja Ilisch
Übersetzer: -
Verlag: dotbooks
Seitenzahl: 359 Seiten/629 KB
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