[Buchrezension] Falling Kingdoms: Flammendes Erwachen - Morgan Rhodes
In diesem Moment hörten sie hinter sich Schritte, und als sie sich umdrehten, sahen sie einen schwarzhaarigen Jungen auf sich zukommen. Cleos Herz setzte einen Schlag aus, als ihr klar wurde, dass sie ihn kannte - und dass es der junge Mann war, der sie seit Wochen in ihren Träumen verfolgte.
Jonas Agallon.
"Was hast du...?", setzte sie an, verstummte aber, als seine Lippen sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
"Guten Morgen, Prinzessin", sagte er. "Wie schön, Euch wiederzusehen."
Und dann rammte er ohne ein weiteres Wort Nic die Faust ins Gesicht und warf ihn zu Boden.
Einst bildeten die Königreiche Auranos, Limeros und Paelsia das Land Mytica, in dem die Menschen friedlich nebeneinander lebten. Doch durch Gier und Macht wurde das Reich gespalten, und nun herrscht zwischen den verschiedenen Herrschaftsgebieten Hass und Neid. Auf der Suche nach den vier verloren gegangenen magischen Essenzen begegnen sich die auranische Prinzessin Cleo, der limerische Prinz Magnus und der einfache Bauernsohn Jonas - alle getrieben von ihren eigenen Sorgen und Wünschen. Die drei stehen auf unterschiedlichen Seiten und erleben aus ihrer Perspektive mit, wie ein Krieg zwischen den Ländern ausbricht. Die einzige Möglichkeit, die Menschheit zu retten, ist nun, die verschwundene Magie wiederzufinden...
MEINE MEINUNG
Mit dem Auftakt ihrer "Falling Kingdoms"-Reihe, "Flammendes Erwachen", erschafft Morgan Rhodes ein High Fantasy-Abenteuer, das jetzt so neu nicht klingt - von einem Krieg zwischen verschiedenen Königreichen hat man schließlich schon öfter gelesen -, das in der Umsetzung aber überzeugt. Der Schreibstil ist fesselnd und schnell für sich einnehmend, die Sicht wechselt immer wieder zwischen den drei Hauptcharakteren sowie einigen weiteren Schlüsselfiguren, deren Perspektive die Geschichte entschieden voran bringt.
Cleo ist eine anfänglich etwas schwache und auch recht naive Protagonistin, die ihren Weg noch finden muss und sich bis dahin nicht wirklich durchsetzen kann. Als es jedoch darauf ankommt, streift sie ihre Unsicherheit ab und wird zu einer kämpferischen, mutigen wie sympathischen Figur. Prinz Magnus lässt einen dafür sehr zwiegespalten zurück, weil seine Art kühl und unnahbar ist, außer, es geht um seine Schwester Lucia. Sein Motiv wird jedoch gut erklärt und seine Art bleibt meistens trotzdem gut verständlich, weswegen man durchaus mit ihm mitfühlt. Und auch Jonas, getrieben von Zorn und Trauer über den Tod seines Bruders, ist ein nachvollziehbarer Charakter, weil seine Gefühle und Handlungen so eindringlich und authentisch beschrieben werden - ob man nun seiner Meinung ist oder nicht.
Einige Nebenfiguren wie der Gardist Theon, dem Cleo bald näher kommt, oder ihre Freundin Mira sowie ein paar andere blieben mir etwas blass, was ich schade fand. Zwar spielt Mira letztere keine allzu große Rolle, dennoch hätte ich mir hier etwas mehr Ausarbeitung gewünscht, schließlich sind die Personen wichtig für den weiteren Verlauf. Dafür gefielen mir der machthungrige, skrupellose und bösartige König Gaius sowie sein Verbündeter, der Häuptling von Paelsia, der in seiner Gier schlechte Entscheidungen trifft, äußerst gut, was die Kritikpunkte wieder aufgewertet hat.
Die Geschichte selbst zieht schnell in ihren Bann und überzeugt insbesondere dadurch, dass man jede der Sichtweisen vollkommen nachvollziehen kann. Jeder der 3 Protagonisten kommt aus einem völlig anderen Königreich, hat daher andere Ziele und Vorstellungen - und, nicht zu vergessen, sie sind Feinde -, aber dennoch hat man bei jedem Charakter wieder das Gefühl, dass er im Recht ist. Dadurch und durch die interessanten Geschehnisse bleibt der Roman die gesamte Zeit über sehr spannend und mitreißend. Nur die Liebesgeschichte Cleo betreffend ging mir zu schnell und kam mir vor, als gäbe es sie nur, damit das Mädchen schneller erwachsen wird.
Die High Fantasy-Elemente sind toll gewählt und, wie das für eine solche Art von Roman üblich ist, der Schreibstil ist dem angepasst - nur zwischenzeitlich fallen da ein paar Formulierungen aus dem Rahmen, dies ist aber nicht weiter schlimm. Die Idee rund um die verschollenen Essenzen, deren Fehlen das Verkümmern der Welt verursachen, ist sehr innovativ und gibt der Story immer wieder Auftrieb. Das, in Verbindung mit dem sich anbahnenden Krieg, lässt das Ganze spätestens ab der Hälfte zu einem echten Pageturner werden. Die zwischenzeitlichen Kämpfe sind authentisch beschrieben und zwar blutig, aber nicht übertrieben grausam, und dabei schreckt die Autorin auch nicht davor zurück, neuartige Wege zu gehen. Bis zum Ende hat man so absolut das Gefühl, dass sie weiß, worauf sie hinaus will, und so wird Band 2 ganz bestimmt ebenso Freude bereiten.
FAZIT
"Falling Kingdoms: Flammendes Erwachen" ist High Fantasy, die zu begeistern weiß, und besonders durch die Idee mit der verschwundenen Magie Innovation beweist. Die Charaktere sind überwiegend glaubwürdig und nur selten etwas blass, und bis auf eine etwas schwache Romanze zwischen zwei Charakteren überzeugt der Roman im Zwischenmenschlichen wie auch von der Geschichte her. Ich freue mich auf den Nachfolger und vergebe gute 4 Punkte!
Titel: Flammendes Erwachen
Originaltitel: Falling Kingdoms
Autor: Morgan Rhodes
Übersetzer: Christine & Anna Julia Strüh
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3442479191
Huhu Sonne ^^,
AntwortenLöschenda ich deinen Neuzugängepost nicht kommentiert hab, kombiniere ich das jetzt mal mit diesem Buch hier.
Schön, dass es dir gefallen hat, ich bin High Fantasy ja meist etwas skeptisch gegenüber, allerdings weiß ich nicht wirklich warum. Ich weiß nur, dass ich mich immer ein bisschen überreden muss :)!
Um jetzt auch gleich zu deinem neuesten (so weit ich weiß :D) High Fantasy Neuzugang zu kommen..
Ich hab "Throne of Glass" schon gelesen vor ein paar Tagen und ich hab so ein Gefühl, dass es dir nicht gefallen könnte, da ich deine Bewertungen nun ja schon etwas länger lese und ich glaube, dass du wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlägst.
Oder aber es geht dir so wie mir.
Ich fand das Buch nämlich richtig grottenschlecht gemacht, die Handlung gespickt von Logikfehlern und Charakteren, die irgendwie total...ach, ich weiß auch nicht, blöd waren :D, aber die Autorin hat es trotzdem fertiggebracht, dass ich unbedingt wissen musste, wie es ausgeht und ich es nicht weglegen konnte ^^.
Theoretisch: Ein echtes *****ß-Buch und praktisch: irgendwie mitreißen. Ich habe keine Ahnung, wie so etwas geht!
Die anderen Neuzugänge kommentiere ich gleich noch bei dem richtigen Post ;)!
Alles Liebe,
Clärchen :)
Wow, echt schöne Rezension! :) Auf meine muss man noch ein wenig warten, aber dann denke ich, wirst du sie vielleicht trotzdem lesen - auch wenn wir das Buch gleich bis zum Ende durchdiskutieren werden :D
AntwortenLöschenEhrlich? Obwohl man denkt, dass Krieg zwischen Königreichen ein recht ausgelutschtes Thema ist, hat mich gerade DAS angesprochen.
Der Schreibstil ist einfach phänomenal fesselnd, da gebe ich dir recht!
Von den drei Hauptcharakteren mag ich Magnus eindeutig am meisten und ich hoffe sehr, dass er gegen seinen Vater rebelliert!
Jonas und Cleo sind auch nett, aber er irgendwie mein Liebling ;)
Die Nebenfiguren erfüllen ihren Zweck, zu mehr scheinen sie fast nicht zu dienen, das Gefühl hatte ich jedenfalls. Aber damit hatte ich irgendwie auch kein Problem...
Sehr unsympathisch war mir dagegen Magnus Vater... also echt. So ein verlogenes Stück Sch****!
Ansonsten kann ich dir einfach nur noch zu stimmen: Ein Werk, was begeistert! :)
Liebste Grüße <3
Liebe Sonne,
AntwortenLöschenes freut mich echt, dass dir "Falling Kingdoms" auch so gut gefallen hat. Armes armes Buch, das leider einen echt merkwürdigen deutschen Titel mit auch noch einem Mädchengesicht auf dem Cover verpasst bekommen hat :-/ Ich hoffe, dass sich trotzdem noch so einige von seinem Inhalt überzeugen lassen. Ich fands echt klasse. Schön, wie du über die Charaktere schreibst. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung^^ Auch wenn es leider erst im Dezember so weit sein wird.
Liebe Grüße!
Hi, Sonne.
AntwortenLöschenWas Du über die drei Protagonisten schreibst, daß sie einander Feinde sind und dennoch keine antagonistischen Züge aufweisen, bringt die Einsicht gut auf den Punkt, daß Konflikte nur von denen angestachelt, geschürt und betrieben werden, die ihren prächtigen Vorteil darin sehen. Das Blut der Gemeinen für die Macht des darauf Geilen.
Hört sich jetzt wie ein vertrockneter Apo-Spruch an. ;-)
Wochenende - Zeit Dich der Vergnügungssucht zu widmen...
bonté
@Clärchen:
AntwortenLöschenAlso, High Fantasy ist auch nicht immer meins - die Welten sind meist schon sehr komplex und manchmal auch arg verwirrend, was nicht immer meins ist. Dieses hier ist aber wirklich jugendgerecht und leicht zu lesen, ich kann es also nur empfehlen ;)
Zu "Throne of Glass": Eine Freundin von mir, mit deren Meinung ich oft übereinstimme, fand das Buch total klasse, ich mache mir also lieber keine Vorstellungen, weil ich euch beiden Glauben schenken mag, dass es mir genauso ergehen könnte wie euch, aber Erwartungen machen das ja meist kaputt. Ich hoffe sehr, dass es mir besser gefällt als dir - lieben Dank für deine Meinung jedenfalls :D
@Lisa:
Lesen werde ich deine Rezension auf jeden Fall, mal sehen, ob ich dann auch Zeit für nen Kommentar finde ;) Denke aber schon!
Über unseren Lieblingscharakter haben wir ja schon heiß diskutiert, find ich total klasse, dass wir da so unterschiedlicher Meinung sind!
Dass die Nebencharaktere so blass bleiben, hat mich halt etwas gestört, aber wie du siehst, nicht genug, um mir den Spaß zu nehmen ;) Ist auf jeden Fall was Besonderes, und da wiederum bin ich froh, dass wir das gleich sehen!
@Tina:
Ah Gott ja, dieses Cover -.- Ich meine, ich finde das Original jetzt auch nicht überwältigend schön, aber gegen das deutsche ist es der Burner, echt. Und diese komischen Untertitel hab ich ja eh noch nie verstanden...
Ich bin ebenso wie du sehr gespannt auf den Fortgang der Geschichte und wünsche dir schon mal sehr viel Spaß damit, wirst es ja früher lesen als ich ;) Bin gespannt auf deine Meinung!
@RoM:
Sehr schön zusammengefasst - besser hätt ich's nicht machen können. Des einen Freud, des anderen Leid. Und wie immer sind die Machtgeilen auf der "richtigen" Seite...