Back Down to Earth


[Buchrezension] Addicted to you: Atemlos - M. Leighton

"Ruf mich an, wenn du nach Hause willst, dann hole ich dich ab", sage ich zu ihr und gebe ihr ein Küsschen auf die Lippen, bevor ich den Helm aufsetze. Sie wirkt wie benebelt, und ich muss ein Lächeln unterdrücken. "Ach, mach dir nichts draus. Du musst heute noch nicht Ja sagen. Ich warte. Ich weiß, dass du es wert bist." Bevor ich das Visier runterklappe, grinse ich und zwinkere ihr zu. "Und ich auch."
Und damit fahre ich davon. Als ich in den Rückspiegel sehe, steht sie immer noch am Straßenrand und starrt mir hinterher.

INHALT
Auf dem Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin lernt die junge und schüchterne Olivia den Besitzer des Clubs kennen, in dem sie sich befindet: Cash. Ein Bad Boy wie er im Buche steht und doch so anziehend. Allerdings hat sie mit Kerlen wie ihm schlechte Erfahrungen gemacht. Kurz darauf begegnet sie auch seinem Zwillingsbruder Nate, der genauso aussieht, der sie genauso anmacht, der von seiner Art her aber der Typ Mann ist, den sie so dringend bräuchte. Immer wieder begegnet sie beiden Männern erneut, bemerkt die Chemie zwischen sich - und weiß bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht...

MEINE MEINUNG
M. Leighton konnte mit ihrem Auftakt zu ihrer Reihe um die Brüder Nash und Cash, "Atemlos", viele englischsprachige Leser begeistern. Liebesdreiecke sind noch immer sehr beliebt, und auch wenn es nicht meine favorisierte Art der Liebesgeschichte ist, wollte ich mich an dem als "explosiv" beschriebenen Roman versuchen. Erzählt wird die Geschichte zum Großteil aus der Ich-Perspektive von Olivia, immer wieder kommen jedoch auch die beiden Männer einzeln zu Wort. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, weist aber an vielen Stellen auch holprige Überleitungen auf und wirkt insbesondere in den Gesprächen oft sehr überzogen.

Olivia beschreibt sich von Anfang an als eher schüchtern und zurückhaltend und wird genauso auch von den Kerlen gesehen, bei mir kam dies allerdings überhaupt nicht an - dazu sind ihre Kommentare zu kokett, ihre Aktionen zu gewagt. Im Laufe der Handlung verwandelt sie sich eher in rein regelrechtes Flittchen, das nicht weiß, was es will und mir zunehmend auf die Nerven ging. Cash und Nash sind in ihrer Erzählweise kaum voneinander zu unterscheiden und entsprechen ansonsten vollkommen ihren gängigen Klischees - Cash ist der Bad Boy mit Tattoo und Motorrad, Nash der schicke Anwalt mit sanfter Art. Beide haben mich weder angemacht noch abgestoßen, Sympathie suchte ich aber auch vergebens. Sonstige Charaktere tauchen grundsätzlich nur sporadisch auf, wenn es grade passt, Hintergrundinformationen gibt es so gut wie keine, wodurch ausnahmslos alle blass bleiben.

Man muss sich das mal überlegen: Einführungsszene ist der Junggesellinnenabschied von - wohlgemerkt! - Olivias bester Freundin, danach taucht diese jedoch in keiner Szene mehr persönlich auf. Die gesamte Handlung spielt sich im Grunde nur zwischen Olivia, Cash und Nash ab, was nicht nur eintönig ist, sondern auch absolut einfallslos. Warum eigentlich habe ich nicht gleich von den Namen der männlichen Protagonisten auf den Inhalt geschlossen? Denn von vorne bis hinten ist beinahe der gesamte Plot absolut vorauszusehen. Befindet sich die Protagonistin in einer Bar, kommt einer der Männer dazu. Hat sie eine Panne, ruft sie einen der beiden an. Unterhält sich sich mit einer ihrer Freundinnen, geht es nur um ihr sogenanntes "Penis-Problem." Auf den Rat einer derer hin, mit beiden ins Bett zu steigen und zu testen, wer besser ist, tut Olivia dann auch genau das und fängt tatsächlich an, die Männer nach Strich und Faden zu hintergehen - ohne sich etwaige Gedanken darüber zu machen, natürlich. Denkt sie über den einen nach, ist kurz darauf der andere ebenso im Kopf. Bitte?!

Mal ganz abgesehen davon, dass die Liebesgeschichte weder Hand noch Fuß hat - Olivia und Cash bzw. Olivia und Nash sich nämlich jeweils ungefähr drei Minuten kennen, bevor sie sich schon gegenseitig so unfassbar anziehend finden, dass ein gegenseitiges Bespringen kurz bevor scheint - bestand da für mich einfach keinerlei Chemie. Oftmals wird nur auf das Körperliche eingegangen, wie attraktiv und gut gebaut das Gegenüber doch ist, aber von der Persönlichkeit her wird weder ein Aufwand um Weiterentwicklung noch um das Kennenlernen betrieben. Den Vogel schießt jedoch eine Auflösung kurz vor Schluss ab, die nicht nur wenig plausibel klingt, sondern von der Ausführung her auch noch total unmöglich ist. Hier hat die Autorin ganz klar versucht, es sich besonders einfach zu machen - und dabei ist ein so lächerliches Ende herausgekommen, dass ich dafür gar keine Worte finde.

FAZIT
Die vielen Kritiken zu "Atemlos" kann ich persönlich gar nicht nachvollziehen. Die Ausarbeitung der Charaktere ist mangelhaft und Nebenfiguren tauchen so selten auf, dass sie auch gleich hätten weggelassen werden können, die Geschichte dreht sich komplett nur um Olivia und ihre Entscheidung für einen der beiden, und der Schluss ist so unglaubwürdig, dass es mich schier umgehauen hat. Eine Empfehlung kann ich hier einfach nicht aussprechen. 1 Punkt.



Titel: Atemlos
Originaltitel: Down to You
Autor: M. Leighton
Übersetzer: Kerstin Winter
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 336 Seiten
ISBN-13: 978-3453418325



  6 Kommentare:

  1. Das Buch riecht ja nach einem selten doofen sinnfreien Beststeller, bei dem man sich nur in Grund und Boden schämen will. 1. Liebesdreieck. 2. Die Namen wtf?! 3. Ausnutzen und hintergehen als Haupthandlung. Meine Güte...

    Lieben Dank für deine abschreckende Rezi. Das Liebesdreieck im Klappentext hatte da schon geholfen, aber jetzt bin ich mir sicher 1000% die Finger davon zu lassen!

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  2. Hallo Sonne.
    Kommt darauf an, wie "explosiv" so privat definiert ist, denke ich. Dein Zitat läßt einen aber eher an pubertäre Textexperimente denken. Wobei man/frau sich fast anstrengen muß, um beim Schreiben diese Stereotype nicht zu umgehen. Fehlt nur, daß Olivia "lange Spaziergänge am Strand" liebt.

    Wozu Zeit auf Nebencharaktere verwenden, wenn es nicht einmal für den Dreier der Protagonisten reicht. Lenkt zudem nur vom Holterdipolter der "Leidenschaften" ab.

    Der blödeste aller blöden Plot twist wäre eigentlich, daß Cash/Nate keinen Bruder hat...

    Mein Beileid zur Lektüre! :-)

    bonté

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  3. Huuui :-O
    Ich fand den Klappentext echt gut bzw. dein Geschreibsel zu dem Inhalt ;-) und dann ist das Buch so schlecht :-O
    Echt traurig :-( Wenn es eine andere Autorin geschrieben hätte, die sich mehr Gedanken gemacht hätte, wäre es bestimmt gut geworden.

    LG Dene ;-)

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  4. @Tina:
    Also ich kenne ja deine Vorlieben zum Teil und ich kann dir wirklich versprechen, dass du das Ganze mindestens so hassen würdest wie ich :D Da ist wirklich keinerlei Handlung zu finden, stattdessen nur abstruse Dialoge und Handlungen. Grauenhaft! Sei froh, dass du es nicht gelesen hast ;)

    @RoM:
    Zu "langen Spaziergängen am Strand" hat Olivia gar keine Zeit, denn sie hat ja alle Hände damit voll, den beiden Kerlen hinterher zu laufen ;) Ich würde es ihr aber auf jeden Fall zutrauen...
    Zum Twist: Du liegst da leider gar nicht falsch...Daher ist es ja so schlimm.
    Ich vermute, du hättest das Buch auch schreiben können. In besser!

    @Dene:
    Nun ja, zugegeben ist der Inhalt jetzt ja auch nicht der Originellste, den man sich ausdenken kann, daher hätte eine andere Autorin da schon recht viel verändern müssen - besonders beim Plot Twist zum Ende hin, der wirklich ganz schrecklich ist. Aber so schlimm hätte es absolut nicht werden müssen, da hast du vollkommen Recht!

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  5. Cash und Nash - ich musste das zweimal lesen, um sicher zu gehen, dass das wirklich so ist.
    Die Buchstelle, die du zitiert hast, hat mir eigentlich ganz gut gefallen, weswegen ich den kompletten Post lesen wollte - und niemals hätte ich erwartet, dass die Geschichte so einfallslos sein soll. Aber, nachdem ich ja schon immer gut auf deine Meinung vertraut habe, weiß ich, um welches Buch ich einen weiten Bogen machen werde (;

    grüüße!

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  6. Obwohl deine Rezi mich eigentlich abschrecken sollte, hat sie bei mir genau den gegenteiligen Effekt *g* Sie macht mich total neugierig, vor allem weil ich auch schon begeisterte Rezensionen dazu gelesen habe. Ich sollte mir wahrscheinlich doch selbst ein Bild davon machen.

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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