Back Down to Earth


[Buchrezension] Es duftet nach Sommer - Huntley Fitzpatrick

"Na, mach schon", blafft Mrs Partridge. "Sag's ihm. Wie es gemacht wird. Du bist schließlich schon lange genug dabei. Du weißt, wie ich meinen Rasen haben will. Erklär José hier, dass er nicht einfach so planlos kreuz und quer durch die Gegend mähen kann."
Die scharfe Spitze einer Hummerschere zwickt mich unter dem Arm und ich lasse Grandpa Bens Netz hinter mir auf den Boden gleiten. Das hier ist schon ohne Hummer im Handgepäck schlimm genug.
"Also José", sage ich energisch. "Mrs Partridge möchte ihren Rasen gern sehr gleichmäßig gemäht haben. Und horizontal."

INHALT
Schon ihr ganzes Leben wohnt Gwen auf der Insel Seashell - und weiß: Es ist schön, jeden zu kennen, aber manchmal kennt man auch Leute, die man gar nicht kennen will. So geht es ihr mit Cassidy Somers. Mit ihm verbindet sie eine Nacht, die sie gern vergessen würde. Doch diesen Sommer muss der reiche Junge zur Strafe für ein paar Vergehen den Gartenboy auf der Insel geben. Und da Gwen arbeitet und im Zuge dessen immer unterwegs ist, begegnet sie ihm pausenlos und wird immerzu an das Geschehnis erinnert - was sie in ein absolutes Gefühlschaos stürzt...

MEINE MEINUNG
Huntley Fitzpatrick hat sich mit ihrer locker-leichten und doch tief gehenden Schreibweise mit "Mein Sommer nebenan" letztes Jahr in mein Herz geschrieben - keine Frage also, "Es duftet nach Sommer" war da ein Muss. Die Ausgangslage ist eine andere, einige Dinge sind jedoch gleich geblieben: Wieder spielt sich die Handlung nur in der warmen Jahreszeit ab und wieder reißt einen der Stil sofort mit, lässt einen gemeinsam mit der Protagonistin ein paar Wochen voller Glück, aber auch Probleme erleben. Perfekte Lektüre für das Sonnenbaden also.

Gwen hat es nicht so wirklich einfach: Ihre Familie ist eher arm als reich und so muss sie in ihrer Freizeit viel arbeiten, um mit dem Geld ihre Mutter zu unterstützen. Sie hat früh erwachsen werden müssen, auch, um sich um ihren Bruder zu kümmern, und daher ist es verständlich, dass sie richtig manchmal nicht von falsch unterscheiden kann. Kein einziges Mal kommt sie daher wie eine "Schlampe" rüber, sondern nur wie ein Mädchen, das seine Macken hat - und darum ist sie so sympathisch. Cass ist mehr oder weniger das Gegenteil von ihr: Er entstammt einer reichen Familie und ist nahezu fehlerlos, so scheint es. Dass der Schein trügt, wird bald klar. Das heißt aber nicht, dass er keine liebenswerte Person ist, sondern im Gegenteil, genau das macht ihn so menschlich. Seine Art ist absolut süß und man kann gar nicht anders, als ihn bereits nach wenigen Seiten ins Herz zu schließen. Genauso geht es einem auch mit den anderen Figuren - ob nun die fidele und gut gelaunte Mrs Ellington; der kleine, unschuldige Emory mit viel Herzensgüte oder Gwens beste Freunde Nic und Viv, ein Paar, das kaum die Finger voneinander lassen kann. Bei Letzteren gibt es zum Ende hin allerdings eine einigermaßen plötzliche Entwicklung, die ruhig noch etwas besser hätte ausgearbeitet werden können.

"Es duftet nach Sommer" ist vor allem wieder eines: Eine Lektüre zum absoluten Wohlfühlen. Und gleichzeitig gelingt es Huntley Fitzpatrick dabei, auf berührende Art in die Tiefe zu gehen und einen mit ihrer durchdachten Geschichte zu beeindrucken. Es geht eben nicht nur um Gwen und Cass, sondern auch um Freundschaft, Zukunftsängste, Familie und das Leben selbst. Schon allein Gwens Besuche bei Mrs Ellington, um die sie sich ein wenig kümmern soll, sind nicht nur unheimlich witzig aufgrund der frechen Art der Frau, sie zeigen auch den Wert des Lebens. Das ist vor allem wichtig für die Entwicklung der Protagonistin, denn an ihren Aktionen in der Vergangenheit bemerkt man ihre Unsicherheit. Das heißt aber nicht, dass nicht auch sie des Öfteren einen guten Spruch auf Lager hat - und durchaus auch weiß, was sie will. Sowieso gibt es einige Szenen, die so eine lebensechte Komik besitzen, dass man sich wie mittendrin fühlt.

Das einzige Problem des Buches ist nur, dass versucht wird, sehr, sehr viele Aspekte gleichzeitig zu verarbeiten, obwohl man sich einige vielleicht lieber für ein anderes Werk aufgespart hätte. So kommen ein paar der Handlungsstränge etwas zu kurz und wirken nicht komplett ausgereift - wie zum Beispiel der, der sich um Gwens beste Freunde Nic und Vivie dreht. Ansonsten jedoch wird die Spannung durchgehend hochgehalten, die Gefühle reißen einen mit und die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam, stetig und unendlich süß, ohne je auch nur ansatzweise kitschig zu werden. Romantische Leser kommen hier also sicherlich besonders auf ihre Kosten - allen anderen sei dieser Roman aufgrund der wunderbaren Charaktere aber mindestens genauso sehr ans Herz gelegt.

FAZIT
"Es duftet nach Sommer" ist Huntley Fitzpatricks neuer Sommer-Roman und weiß wieder genauso wie ihr Erstlingswerk mit der schönen Atmosphäre, den tollen Figuren und der rundum gelungenen Liebesgeschichte zu begeistern. Der Plot ist allerdings etwas zu voll gepackt und wird so zwischenzeitlich etwas zäh bis unübersichtlich. Dennoch: Eine absolute Empfehlung! Sehr gute 4 Punkte.


Titel: Es duftet nach Sommer
Originaltitel: What I Thought Was True
Reihe: Nein
Autor: Huntley Fitzpatrick
Übersetzer: Catrin Frischer
Verlag: cbj
Seitenzahl: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3570157503

  5 Kommentare:

  1. Hört sich ja schon verlockend an, vielleicht sollte ich doch nochmal den ersten Band lesen :)

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  2. Du weißt ja, dass ich "Mein Sommer nebenan" so sehr mochte. Darum ist auch "Es duftet nach Sommer" ein Muss für mich. Kleine Mängel sind da grad egal, wobei mir die Unübersichtlichkeit jetzt etwas stutzig macht. Kommt man da nicht mehr richtig mit oder hinterher? Auf die Personen freue ich mich jetzt schon!
    LG,
    Damaris

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  3. @Hannah:
    "Mein Sommer nebenan" ist zwar nicht Band 1 [es sind also nicht die gleichen Figuren], aber das Buch ist extrem lesenswert. Ich zumindest liebe es! Solltest du es versuchen, wünsche ich dir sehr viel Spaß!

    @Damaris:
    Also man kommt schon mit, mit der "Unübersichtlichkeit" meinte ich jetzt eher, dass es tatsächlich so viele Stränge gibt, dass man sich manchmal schon fragt, wo jetzt das ein oder andere Thema abgeblieben ist, das doch eigentlich so wichtig war.
    Ansonsten aber sehr empfehlenswert! Nicht ganz so toll wie "Mein Sommer nebenan", aber genauso mitreißend auf jeden Fall ;)

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  4. Schöne Rezi :)
    Das hört sich echt gut an :)
    Liebe Grüße Nina

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  5. Hallo,

    den Erstling der Autorin mochte ich auch sehr und fand es richtig sommerlich. Deswegen möchte ich "Es duftet nach Sommer" auch unbedingt noch lesen.

    Ich kann mir gut vorstellen, was du damit meinst, dass der Plot zu voll gepackt ist. Normalerweise würde mich das abschrecken, tut es hier (zum Glück) nicht.

    Deine Rezension hat mir gut gefallen, denn sie macht so richtig Lust auf das Buch :)

    LG

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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