Back Down to Earth


[Buchrezension] Nova & Quinton: True Love - Jessica Sorensen

Alles bleibt still, und ich reibe mir stöhnend das Gesicht. Am besten wäre es, einfach Schluss zu machen. Mein Leben zu beenden. Die Gedanken, die Erinnerungen und den Selbsthass hinter mir zu lassen, wie ich es schon seit einem Jahr will, statt Zeit und Atem zu vergeuden. Aber das packe ich anscheinend nicht. Stattdessen hänge ich herum und warte, dass irgendetwas passiert, auch wenn es das nie tut.
Ich trete von der Zeichnung zurück und gehe zur Tür, in die Zukunft, obwohl ich in der Vergangenheit bleiben will.

INHALT
Nova hatte sich immer ein Leben voller Glück und Zufriedenheit vorgestellt, gemeinsam mit ihrem Freund Landon, und nichts sollte ihnen etwas anhaben können. Doch diese Vorstellung hat sich als ein Traum erwiesen, und so lebt sie jetzt mehr schlecht als recht, verfolgt von Erinnerungen. Eines Tages trifft sie den gut aussehenden Quinton. Auch er hat einen Verlust durchmachen müssen und sucht daher seitdem in Alkohol und Drogen das Vergessen. Und obwohl die beiden wissen, dass sie nicht gut füreinander sind, fühlen sie sich doch unwiderstehlich zueinander hingezogen...

MEINE MEINUNG
Jessica Sorensen ist bekannt für ihre Liebesromane, die von der Dramatik, dem Herzschmerz und den schwierigen Charakteren leben. Da macht auch der Auftakt der "Nova & Quinton"-Reihe, "True Love", keine Ausnahme. Man lasse sich von dem kitschigen und gar nicht zum Inhalt passenden Untertitel nicht abschrecken, denn der Inhalt geht über die üblichen Liebesschwüre hinaus. Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven von Nova und Quinton, doch trotz der Ich-Perspektive fühlte ich mich zumindest anfangs nicht wirklich wie mittendrin in der Handlung.

Nova ist eigentlich eine starke junge Frau mit Köpfchen, die einmal wusste, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Doch ein Schicksalsschlag hat all ihre Träume kaputt gemacht, und seitdem begibt sie sich immer mehr auf den Pfad der Selbstzerstörung. Dies ändert sich auch nach dem Treffen mit Quinton nicht, denn dieser hat den gefährlichen Weg schon längst beschritten und zieht sie unwillentlich immer weiter mit rein. Er hat ein gutes Herz und liebt aufrecht, lässt sich aber von Schuld und Selbstmitleid zerfressen, weshalb er selten dazu kommt, seinen weichen Kern auch zu zeigen. Während die Protagonisten also durchaus sehr dreidimensional wirken, wurden die Nebenfiguren leider sehr oberflächlich gehalten. Delilah scheint anfangs eine fürsorgliche Freundin zu sein, die sich mit der Zeit immer mehr in eine Schlampe verwandelt; Dylans Beweggründe werden einem nie ganz klar; Novas Familie tritt allenfalls sporadisch auf - nur Tristan wirkt authentisch, weil man hinter seinen Schwierigkeiten auch noch einen echten Menschen erkennen kann, weswegen ich hier gespannt bin, was uns von ihm noch erwartet.

Von allen Sorensen-Romanen, die ich bisher gelesen habe, ist "True Love" definitiv der schwierigste. Jeder Charakter hat solch schwerwiegende Probleme, dass sie nicht nur ihn erdrücken, sondern auch den Leser. Daher kommt möglicherweise auch die schwache Zeichnung der Nebenfiguren: Weil die Autorin die Züge teilweise nur noch auf den vielen Drogen basierend aufzubauen scheint, weswegen man ihnen kaum nahe kommt. Und grade dieser große Drogenkonsum machte es mir persönlich auch so schwer, mich richtig einzufinden. Das Ganze wird nicht glorifiziert, sondern im Gegenteil wird den Protagonisten des Öfteren davon abgeraten, aber trotzdem wird so viel getrunken und geraucht, dass es mich irgendwann ermüdete.

Ansonsten aber kann insbesondere die Liebesgeschichte überzeugen, weil sie in dem Sinne gar keine Romanze durch und durch ist: Viel mehr halten sich Nova und Quinton aneinander fest, weil sie sich von Anfang an irgendwie zu kennen scheinen. Und gleichzeitig reißen sie alte Wunden wieder auf, was zu Leid und vielen [manchmal zu vielen] Tränen führt. Vor zu viel Melodramatik rettet dann der Schluss, der wirklich grandios gelungen ist - denn es gibt keine einfache Lösung, keine plötzliche Heilung aufgrund von Liebe, sondern die Figuren müssen sich selbst aus dem Sumpf ziehen, in den sie geraten sind, und sind damit auch noch nicht fertig. So endet der erste Band der Reihe mit einem kleinen Cliffhanger, der schon die Richtung vorgibt, in die die folgenden Teile gehen werden. Und eines ist sicher: Herzklopfen und -schmerz werden auch da nicht fehlen.

FAZIT
"True Love" ist der erste Band der neuen Reihe der Erfolgsautorin Jessica Sorensen, die sich um die von Leid gezeichneten Charaktere Nova und Quinton dreht. Wer die Romane der Schriftstellerin kennt, wird auf einiges an Schmerz, aber auch Romantik eingestellt sein - dieses Werk ist jedoch noch um einiges schwieriger und trauriger, weshalb es nicht ganz einfach ist, hineinzufinden. Band 2, "Second Chance", der noch diesen Monat erscheint, könnte da jedoch einiges aufholen. Dafür gibt es von mir 3,5 Punkte und den Tipp zum Ausprobieren!



Titel: True Love
Originaltitel: Breaking Nova
Autor: Jessica Sorensen
Übersetzer: Sabine Schilasky
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3453418011



  1 Kommentar:

  1. Von Jessica Sorensen habe ich irgendwie noch nie ein Buch gelesen. Ich dachte, das wäre so normale Romantik, auf die ich eigentlich nicht so stehe. Aber traurig und anders klingt eingentlich ganz gut, finde ich. Ich behalte das mal im Blick, danke ;)

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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