[Buchrezension] Dunkelsprung - Leonie Swann
"Wohin soll's denn gehen?", fragte der Taxifahrer.
"Weg", sagte Green. "Möglichst schnell! Irgendwohin, wo man nicht gleich im Stau steht."
Das Taxi setzte sich in Bewegung, und Green fühlte in der Reisetasche nach dem Legulas. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Eine feuchte Zunge leckte seine Hand, und Green entspannte sich.
Im Rückspiegel sah er in der Ferne noch kurz ein kleines lockenköpfiges Mädchen und einen großen Kerl im Trenchcoat, die vor seinem Bürogebäude standen und ihm nachstarrten.
Julius Birdwell fällt in einen Fluss - und wird von einer Nixe gerettet. Diese verlangt dafür jedoch eine Gegenleistung: Er muss ihre Schwester finden, die entführt worden ist. Julius macht sich also auf die Suche, ist aber als Ermittler denkbar ungeeignet. Er hat eigentlich auch viel zu viel mit dem Dressieren seiner Zirkusflöhe zu tun. Daher wendet er sich an den Detektiv Frank Green, der selbst so das ein oder andere Problemchen hat, zum Beispiel mit seiner geistigen Gesundheit. Unterstützung erhalten die beiden aber zum Glück noch von einer gehörnten Frau, einer alten Dame und einem schnell wachsenden Echsenwesen. Alle gemeinsam kommen sie einem sehr alten Zauberer auf die Spur, der nichts Gutes im Schilde führt...
MEINE MEINUNG
Leonie Swann ist bekannt für ihre skurillen Romanideen, feierte sie doch 2007 einen großen Erfolg mit ihrem Schafskrimi "Glennkill". Nun wagt sich die Autorin in "Dunkelsprung" an das Fantasy-Genre heran, das hier aber dennoch gekonnt mit Ermittlungsarbeit, Hinweisen und Auflösungen gespickt wird. Den Schreibstil muss man allerdings mögen: Hier wird viel mit unterschwelligem Humor und kuriosen Situationen gearbeitet, Emotionen werden eher kühl dargebracht und Perspektivenwechsel gibt es viele. Gerade diese Aspekte tragen jedoch zur Einzigartigkeit des Buches bei.
Eindeutige Protagonisten der Geschichte sind Julius und Green, denn die beiden kommen am Häufigsten zu Wort. Julius ist Juwelier und ehemaliger Einbrecher, der sich gern von seiner kriminellen Vergangenheit lossagen und einfach nur Direktor eines Flohzirkus sein möchte. Er ist meistens eher planlos und wirkt zwischenzeitlich recht einfältig, aber er kämpft für die Dinge, die ihm wichtig sind. Green dagegen schwirren sehr, sehr viele Gedanken im Kopf herum, die er nicht alle ordnen kann - weshalb er manchmal das Gefühl hat, verrückt zu werden. Abgesehen von einigen Rückfällen in Gefühle des unangebrachten Neids und der Ängstlichkeit entwickelt er sich jedoch zu einem Mann, der weiß, was er will. Die gehörnte Frau heißt Elizabeth und agiert animalisch und wild, verständlich bei ihrer Herkunft und dadurch auch glaubwürdig; der Bösewicht ist gar nicht so klischeehaft wie er anfangs scheint; und selbst die Flöhe besitzen alle Namen und verschiedene Eigenschaften. Kein Charakter kommt zu kurz, und mögen sie alle noch so seltsam sein, sie sind einem doch irgendwo sympathisch.
Es dauert nicht lang, bis Leonie Swanns Geschichte in Fahrt kommt und einen mitnimmt auf eine phantastische Reise voller Fabelwesen, die keine Wünsche offen lassen: Nixen, Drachen, Einhörner, Schneckenfrauen, menschliche Füchse, Feuersalamander und viele mehr. Jede Gestalt, von der man schon mal gehört hat, und jede, von der man noch nicht gehört hat, hat hier ihre eigene kleine Geschichte. Immer wieder werden dabei verschiedene Details eingestreut, die die Story so lebendig werden lassen. Einfach ist das Lesen dabei nicht, weil die Autorin auch mit Zeitsprüngen, -wechseln und Erinnerungslücken arbeitet, wobei sich mir nur Letzteres nicht wirklich erschlossen hat. Ansonsten wird dadurch jedoch nur noch mehr die Spannung geschürt, wenn der Leser gemeinsam mit den Protagonisten nicht nur der Auflösung des großen Ganzen auf die Spur kommen muss, sondern auch ihren eigenen Vergangenheiten und Erlebnissen.
Insgesamt hat der Roman ein paar kleinere Längen in Szenen, die durchaus ein wenig gekürzt hätten werden können - diese kommen jedoch nur sehr selten vor und werden von den vielen skurrilen und aberwitzigen Momenten schnell vergessen gemacht. Hier gibt es keine einfachen und schon hundertmal gelesenen Gags, stattdessen wird der Witz komplett aus den Situationen und Wortgefechten gezogen, während die Spannung sich aus den Ermittlungen ergibt. Action ist wenig zu finden, dafür aber wohl dosiert und fantastisch anders. Und wenn das Ende mit der letztendlichen Auflösung aller vorher losen Fäden so den Erwartungen widerspricht, die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren also komplett aufgelöst wird, dann kann man auch mit dem etwas offenen Schluss leben, weil eben trotzdem alles zusammen passt.
Eindeutige Protagonisten der Geschichte sind Julius und Green, denn die beiden kommen am Häufigsten zu Wort. Julius ist Juwelier und ehemaliger Einbrecher, der sich gern von seiner kriminellen Vergangenheit lossagen und einfach nur Direktor eines Flohzirkus sein möchte. Er ist meistens eher planlos und wirkt zwischenzeitlich recht einfältig, aber er kämpft für die Dinge, die ihm wichtig sind. Green dagegen schwirren sehr, sehr viele Gedanken im Kopf herum, die er nicht alle ordnen kann - weshalb er manchmal das Gefühl hat, verrückt zu werden. Abgesehen von einigen Rückfällen in Gefühle des unangebrachten Neids und der Ängstlichkeit entwickelt er sich jedoch zu einem Mann, der weiß, was er will. Die gehörnte Frau heißt Elizabeth und agiert animalisch und wild, verständlich bei ihrer Herkunft und dadurch auch glaubwürdig; der Bösewicht ist gar nicht so klischeehaft wie er anfangs scheint; und selbst die Flöhe besitzen alle Namen und verschiedene Eigenschaften. Kein Charakter kommt zu kurz, und mögen sie alle noch so seltsam sein, sie sind einem doch irgendwo sympathisch.
Es dauert nicht lang, bis Leonie Swanns Geschichte in Fahrt kommt und einen mitnimmt auf eine phantastische Reise voller Fabelwesen, die keine Wünsche offen lassen: Nixen, Drachen, Einhörner, Schneckenfrauen, menschliche Füchse, Feuersalamander und viele mehr. Jede Gestalt, von der man schon mal gehört hat, und jede, von der man noch nicht gehört hat, hat hier ihre eigene kleine Geschichte. Immer wieder werden dabei verschiedene Details eingestreut, die die Story so lebendig werden lassen. Einfach ist das Lesen dabei nicht, weil die Autorin auch mit Zeitsprüngen, -wechseln und Erinnerungslücken arbeitet, wobei sich mir nur Letzteres nicht wirklich erschlossen hat. Ansonsten wird dadurch jedoch nur noch mehr die Spannung geschürt, wenn der Leser gemeinsam mit den Protagonisten nicht nur der Auflösung des großen Ganzen auf die Spur kommen muss, sondern auch ihren eigenen Vergangenheiten und Erlebnissen.
Insgesamt hat der Roman ein paar kleinere Längen in Szenen, die durchaus ein wenig gekürzt hätten werden können - diese kommen jedoch nur sehr selten vor und werden von den vielen skurrilen und aberwitzigen Momenten schnell vergessen gemacht. Hier gibt es keine einfachen und schon hundertmal gelesenen Gags, stattdessen wird der Witz komplett aus den Situationen und Wortgefechten gezogen, während die Spannung sich aus den Ermittlungen ergibt. Action ist wenig zu finden, dafür aber wohl dosiert und fantastisch anders. Und wenn das Ende mit der letztendlichen Auflösung aller vorher losen Fäden so den Erwartungen widerspricht, die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren also komplett aufgelöst wird, dann kann man auch mit dem etwas offenen Schluss leben, weil eben trotzdem alles zusammen passt.
FAZIT
"Dunkelsprung" ist ein Fantasy-Roman, der sich deutlich von anderen des Genres abhebt. Nicht nur spielen hier Flöhe eine Rolle, die - sonst eher ungeliebt - hier irgendwie ins Herz geschlossen werden, auch viele andere phantastische Wesen tragen einen Teil zur Geschichte bei. Zusammen mit der absurden, aber herrlich komischen Story ergibt sich hier ein Werk, das durch seine Andersartigkeit geneigte Leser erfreuen dürfte. Gute 4 Punkte und eine Lese-Empfehlung!
"Dunkelsprung" ist ein Fantasy-Roman, der sich deutlich von anderen des Genres abhebt. Nicht nur spielen hier Flöhe eine Rolle, die - sonst eher ungeliebt - hier irgendwie ins Herz geschlossen werden, auch viele andere phantastische Wesen tragen einen Teil zur Geschichte bei. Zusammen mit der absurden, aber herrlich komischen Story ergibt sich hier ein Werk, das durch seine Andersartigkeit geneigte Leser erfreuen dürfte. Gute 4 Punkte und eine Lese-Empfehlung!
Titel: Dunkelsprung
Originaltitel: -
Autor: Leonie Swann
Übersetzer: -
Verlag: Goldmann
Verlag: Goldmann
Seitenzahl: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3442313877
Vielleicht sollte ich das Buch doch lesen??? Hm....
AntwortenLöschenIch kann dir nur dazu raten - es ist definitiv etwas sehr Besonderes ;)
LöschenBore da, Sonne.
AntwortenLöschenUnterschwelliger Humor ist ja von der Sorte, der nicht sofort auf der geistigen Zunge explodiert, sondern um die Ecken anreizt. Mehr samtener Hauch, als Dampfwalze. Doch immer wieder anmerkenswert.
Bei der Lektüre mitzudenken ist ein weiterer Reiz, wenn die Grauzellen ins Schunkeln geraten dann tippt der Geist sanft mit.
Nur gut, daß besagter Roman seinen Weg auf meinen Beistelltisch gemacht hat... :-)
Feine Zeiten - und immer das Ende eines weiteren Jahres im Auge behalten. Be always youthful in your heart!
bonté
Ich finde das auch sehr erfrischend, wenn ich nicht das Gefühl habe, lachen zu MÜSSEN, weil der Witz so offensichtlich ist, Leonie Swann arbeitet mit ihrem Humor sehr überzeugend ;)
LöschenIch freue mich, dass das Buch bereits bei dir ist und wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen - ich könnte mir eigentlich vorstellen, dass es dir gut gefallt.
Und ansonsten, ich bin zwar etwas spät, aber ich wünsche ein frohes neues Jahr!