Back Down to Earth


[Laberparade] The Interview

"Wie oft wird America noch den gleichen Fehler machen?" - "So oft es eben nötig ist!"

STORY
Dave Skylark ist der Moderator einer Talkshow und Aaron Rapoport sein Regisseur und Produzent, und gemeinsam sind sie ein gutes Gespann. Doch Aaron will mehr als nur leeres Gewäsch und überredet seinen Kumpel daher zu einem Interview mit Kim Jong-un, der ein großer Fan der Sendung ist. Doch kurz vor dem Termin mischt sich das FBI ein - und verlangt etwas Großes: Den Mord am nordkoreanischen Diktator nämlich, heimlich begangen von Dave. Gezwungenermaßen folgen die Männer den Anweisungen. Nur machen sie dabei alles falsch, was irgend möglich ist...

MEINE MEINUNG

CHARAKTERE
Wie man das von einer Rogen/Goldberg/Franco-Komödie gewohnt ist, sind die Figuren vor allem eines: Durchweg bescheuert. Dave Skylark ist der eingebildete, teilweise etwas naive Moderator, der in fast allem ein Spiel sieht und sich gerne von netten Geschenken und Worten einlullen lässt. Sein bester Kumpel Aaron ist der Regisseur seiner Fernsehshow und zwar etwas bodenständiger und vor allem intelligenter, er lässt sich aber auch stark von den Meinungen anderer Leute beeinflussen. Ziemlich genial ist aber vor allem Kim-Jong-un - mit seinen machtgierigen und gewalttätigen Momenten, aber auch mit seinen traurigen aufgrund seiner Beziehung zum Vater ist er ein überraschend vielseitiger Charakter, auch wenn man am Ende natürlich nicht weiß, wie echt seine Aussagen wirklich waren.

SCHAUSPIELER
Und wenn hier noch eines stimmt, dann sind es die Schauspieler. James Franco macht endlich mal wieder nicht nur mit seinen leicht ekligen Selfies auf Facebook und seinen vorhandenen oder nicht vorhandenen homosexuellen Neigungen von sich reden [wobei, mit letzterem schon, die kommen schließlich auch hier zum Tragen], sondern mit seiner glaubwürdigen, abgedrehten und richtig guten Leistung hier. Seth Rogen spielt seine Rolle natürlich ebenso gut, vor allem in den Momenten, in denen ihm einmal wieder klar wird, wie schlau er im Gegensatz zu seinem besten Kumpel eigentlich ist. Und Randall Park, der für seine Rolle als nordkoreanischen Diktator gut 6 Kilo zunahm, ist absolut genial in allen Stimmungslagen seiner Rolle, weil er die wahre Figur so realitätsnah, vor allem vom Aussehen her, porträtiert.

GESCHICHTE
Über den Inhalt des Films muss wohl nicht viel gesagt werden - allein durch die Kontroversen und den Hacker-Angriff durch Nordkorea sowie die damit verbundene Zurückziehung des Films dürfte einem alles Wissenswerte wohl durchaus bekannt sein. Glücklicherweise wird der Verlauf der Geschichte selbst durch die Trailer nicht deutlich und so erwartet einen während der gut 2 Stunden doch wenigstens noch die ein oder andere Überraschung. Prinzipiell ist die Idee auch ziemlich genial: Vor allem, weil sich hier gar nicht mal so groß über Kim Jong-un lustig gemacht wird, sondern tatsächlich auch über Amerika selbst, die Sanktionen, ihr Art, sich immer einzumischen und die Sensationsgeilheit der Massen. Das Ganze ist also durchaus auch eine leichte Parodie auf sich selbst, was erfrischt.

UMSETZUNG
Das wird schon dadurch deutlich, dass sich zu Beginn einige Schauspieler  selbst darstellen, um Schockierendes über sich selbst zu berichten - was für einige Lacher gut ist. Der kurze Cameo von Joseph Gordon-Levitt war dabei natürlich mein Highlight. Ansonsten ist es zwischenzeitlich seltsam mit diesem Film: Im einen Moment hat er eine richtig gute Szene, und im nächsten wird es dann so schlecht, dass man Rogen und Goldberg verklagen möchte. Die Qualität wird nicht konstant gehalten, sondern hat immer wieder Ausbrüche nach unten wie nach oben. So ist beispielsweise die wieder einmal deutlich anzumerkende wahre Freundschaft zwischen Franco und Rogen ein definitiv positiver Aspekt und ihr Zusammenspiel ist absolut wahnwitzig, dies wird jedoch zum Ende komplett durch wirres, blutiges und teilweise echt ekliges Gemetzel zunichte gemacht. Wer also durchgehende Brüller erwartet, wird enttäuscht, darf sich aber dennoch immer mal wieder auf sehr überzeugende Momente freuen.

FAZIT
"The Interview" könnte richtig gut sein, wenn er durch den abstrusen und manchmal widerlichen Showdown nicht so vieles kaputt machen würde. Ansonsten kann der Streifen durch die talentierten Schauspieler, viele gute Gags und eine originelle Idee überzeugen - nur ziehen die schlechteren Szenen das Gesamtbild leider immer wieder runter. Insgesamt gibt es von mir daher nur gute 3 Punkte.



  4 Kommentare:

  1. Den Film will ich mir nächste Woche auch ansehen, und habe bereits das erwartet, was du beschreibst. Einerseits die tolle Chemie zwischen Franco & Rogen, die man ja schon kennt, aber eben auch diese seltsamen, klaumakartigen, deplatzierten Ausbrüche nach unten. Das hat mich schon bei "Das ist das Ende" etwas gestört, aber ich hoffe, dass mich der Film trotzdem ganz gut unterhalten wird :)
    Und die Sache mit JGL, da haste mich jetzt neugierig gemacht... ;)

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    1. Ich habe gar nichts auf deinem Blog gesehen - hast du dir den Film eigentlich tatsächlich angesehen?
      Und ja, ich find's immer wieder schade. Wenn Goldberg und Rogen sich von den Witzen her mal wieder an die frühen Werke halten würden, dann könnte dabei mal wieder richtig was rauskommen. Ich meine, "Das ist das Ende" fand ich ja zum Schießen, aber das lag hauptsächlich daran, weil die Darsteller sich so wunderbar selbst parodiert haben.
      Hier ist eben die Story klasse, aber einiges ziemlicher Murks. Und das bei Franco und Rogen, die, wie du ja auch sagst, zusammen einfach klasse sind.

      Ich wäre aber so oder so noch gespannt, was du zu sagen hast ;)

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  2. Bore da, Sonne.
    Da der Diktator selbst im eigenen Land eher eine Schimäre ist, scheint mir eine realitätnahe Darstellung mehr hypothetischer Natur zu sein. Aber vermutlich weiß der verzogene Sohnemann selbst nicht wr er ist. :-)

    Yep, die amerikanische Eigensatire wird in den Kritiken ausgiebig als eigentlicher Gedanke des Films gewertet. Obschon ich denke, eher hier, weil durch das Gehacke der Focus in den Staaten eher auf Nord-Korea schwenkte.

    Hat der Film an sich die Publicity verdient?
    Nö, weil er sich nicht weit vom 'Hot Shots'-Kielwasser bewegt. Und ja, weil den Welttotalitaristen der Stingefinger gezeigt gehört.
    Hätten sich übrigens auch die Jecken aus Köln dran halten können...

    bonté

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    1. Ja, gut, natürlich weiß man nicht so genau, wie der Mann nun wirklich ist - aber in der Tat kann man ihn sich so ganz gut vorstellen. Aufmerksamkeit heischend, nach der Anerkennung seines Vaters trachtend, schon immer eher belächelt. Das wurde hier ganz gut eingefangen.

      "Eigentlicher Fokus" ist die Selbstironie hier natürlich nicht. Es wird schon hauptsächlich auf andere Länder eingegangen. Aber man muss es ja anerkennen, dass auch die Amerikaner ab und zu mal zum plötzlichen Anerkennen der eigenen Schwächen tendieren :D

      Beim Zwiespalt kann ich dir ansonsten nur zustimmen!

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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