[Buchrezension] Elias & Laia: Die Herrschaft der Masken - Sabaa Tahir
Darin schiebt mich hinter sich. Seine Knöchel um den Griff des Messers sind weiß, während das Tor mit einem Ächzen aufschwingt. Wie ein Finger tastet sich das Gefühl des Entsetzens an meiner Wirbelsäule hinauf. Ich spähe über die Schulter meines Bruders in die Gasse hinaus.
Da draußen ist nichts weiter als das ruhige Geräusch des Sandes. Nichts als ein gelegentlicher Windstoß und die verriegelten Fenster unserer schlafender Nachbarn.
Ich seufze erleichtert und mache einen Schritt um Darin herum.
Das ist der Moment, da sich die Maske aus der Dunkelheit schält und durch das Tor tritt.
Das Volk der Kundigen wird seit Jahrhunderten vom Imperium und den Masken, grausamen und gut ausgebildeten Killern, unterdrückt. Laia gehört zu den Menschen, die ihr Leben in Armut und Angst fristen. Doch als ihre Familie getötet und ihr Bruder entführt wird, schließt sie sich dem Widerstand an, um etwas dagegen zu unternehmen. Elias dagegen wird zur Maske ausgebildet und steht kurz vor seinem Abschluss. Doch er will nicht morden - und wehrt sich daher stark gegen die ihm aufgezwungenen Taten. In der Militärakademie, die Elias ausbildet, treffen die beiden aufeinander. Und aus Feinden werden Verbündete...
MEINE MEINUNG
Sabaa Tahirs "Die Herrschaft der Masken" ist High Fantasy für Jugendliche mit jungen Figuren und einem leicht zu verstehenden Setting, aber auch viel Grausamkeit, die die schrecklichen Umstände, in denen die unterdrückten Menschen, aber auch die auszubildenden Masken, leben, verdeutlicht. Die beiden Hauptfiguren Laia und Elias erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive von den Geschehnissen, wobei sie sich lange Zeit gar nicht begegnen, was viel Raum für Charakterentwicklung lässt.
Laia ist anfangs eine sehr ängstliche Protagonistin, deren innere Stärke einem aber, wenn es um ihre Lieben geht, nicht lange verborgen bleibt. Verständlich ist, dass sie oft hin- und hergerissen ist zwischen ihrem Instinkt zu Überleben und ihrem Drang zur Befreiung ihres Bruders. Im Laufe der Handlung entwickelt sie sich jedoch zu einer willensstarken und eigenständigen jungen Frau. Elias ist teilweise sehr perfekt, weil er bereits von Anfang an ein gutes Herz besitzt und das Elend der Kundigen beenden will. Lange Zeit tut er dennoch recht wenig, wobei man seine Motive und Gedankengänge aber immer nachvollziehen kann. Ihre Stärke zeigt die Autorin dennoch vor allem mit den Nebenfiguren: Ob die einerseits doch weiche und andererseits sehr hörige Helena, die grausame Kommandantin oder der undurchsichtige Mazen, hier gelingt es einem nur schwer, zwischen Feind und Freund zu unterscheiden.
Die Geschichte ist natürlich im High Fantasy-Bereich in vielen Elementen wieder zu erkennen: Ein unterdrücktes Volk, ein Widerstand, eine Rebellion - und dazu typisch für Jugendbücher, eine verbotene Liebe sowie Gefühle für einen dritten im Bunde. Letzteren Aspekt fand ich etwas störend, weil unpassend, zum Glück werden beide Romanzen aber nicht groß ausgeweitet. Ansonsten gelingt es Sabaa Tahir sehr geschickt, einen die altbekannten Themen aufgrund ihres wunderschönen Erzählstils und ihres Detailreichtums vergessen zu lassen. Klasse ist auch, dass sie die Kundigen und das Imperium nicht in Schwarz und Weiß aufteilt, sondern bei beiden sowohl positive als auch negative Seiten aufzeigt.
Lange Zeit gibt es außer des Settings kaum etwas wirklich Phantastisches, später jedoch wird mit so ziemlich allen bekannten Sagengestalten aufgewartet, gespickt mit gruseligen Prüfungen und unheimlichen sogenannten Auguren. Die Geschehnisse sind oftmals brutal und voller Toter, nicht selten werden Menschen misshandelt - dies passiert aber nicht aus Selbstzweck, sondern dient einzig und allein der Verdeutlichung der Grausamkeiten des Regimes und der Wichtigkeit der Veränderung. Damit geht es erst zum Ende des Buches wirklich los und dann ist es auch schon wieder vorbei, weshalb man äußerst froh sein kann, dass nun ein 2. Teil angekündigt wurde. Dieser wird dann wohl gemeinsam mit eventuellen weiteren Nachfolgern Licht ins Dunkel bringen und uns erneut einführen in diese faszinierende und grausame Welt.
FAZIT
Jugend-High Fantasy vom Feinsten, genau das ist Sabaa Tahirs "Die Herrschaft der Masken". Durch die starken Figuren und die konstant hohe Spannung lässt einen die Autorin kaum bemerken, dass die Grundzüge der Geschichte doch ein wenig bekannt sind. Der 2. Band ist für 2016 angekündigt und wird sich vom Üblichen hoffentlich noch mehr entfernen - dann steht einer Steigerung nichts im Wege. Gute 4,5 Punkte!
Titel: Die Herrschaft der Masken
Originaltitel: An Ember in the Ashes
Autor: Sabaa Tahir
Übersetzer: Barbara Imgrund
Verlag: Lübbe One
Seitenzahl: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3-8466-0009-2
Hört sich interessant an :) Lange Zeit war Fantasy ja so gar nicht mein Ding, aber in letzter Zeit reizt mich das Genre doch immer mehr. Danke also für den Tipp.
AntwortenLöschenUnd, ich sage das übrigens nich nur so daher, du bist mein Top-Buchtippgeber und ich hab dank dir schon ganz viele Bücher auf meine Wunschliste gesetzt und hoffe sie irgendwann lesen zu können :)
Oh, ich freue mich total über deinen lieben Kommentar - du kannst dir sicher vorstellen, dass ich als Buchbegeisterte grundsätzlich total begeistert bin, wenn ich jemand anderen für ein von mir gemochtes Werk interessieren kann ;)
LöschenVon daher freue ich mich auch sehr, dass ich dich neugierig gemacht habe - hier lohnt es sich wirklich! ;)