[Buchrezension] Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks - Cynthia Hand
Der 3. Dezember. An all das erinnere ich mich. In allen Einzelheiten.
Steven. El und Beaker. Mom. Noch mal Steven.
Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wie Typ spielte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mit einer der Cheerleaderinnen zu tun hatte.
Ich habe einfach nicht darauf geachtet. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, während mein Bruder in dieser Nacht vielleicht irgendwo da draußen in der Dunkelheit war, wo ihm zum ersten Mal das Herz gebrochen wurde. Und 17 Tage später war er tot.
Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres hat sich Alexis' Bruder umgebracht, und seitdem ist nichts mehr, wie es war. Sie kann sich anderen Menschen nicht mehr öffnen, trennt sich von ihrem Freund und lässt nicht einmal ihre Mutter an sich heran. Ihr Therapeut empfiehlt ihr, ihre Gedanken aufzuschreiben, doch gefangen in Trauer und irrationaler Wut hilft ihr das auch nicht weiter. Erst als noch etwas Schreckliches geschieht, merkt sie, dass sie aufwachen und sich ihrer größten Angst stellen muss: Davor, am Tod ihres Bruders schuld zu sein.
MEINE MEINUNG
Cynthia Hand wird vielen eher durch ihre Fantasy-Trilogie "Unearthly" bekannt sein, die sich im Engel und Aufträge dreht. "Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks" ist dagegen ein Jugendbuch direkt aus dem realen Leben ohne phantastische Elemente und dafür mit einer erschreckend authentischen Situation. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Alexis, der Stil ist jugendlich, bildlich und emotional, ohne zu dick aufzutragen. Vor allem die immer wieder eingeschobenen Tagebucheinträge, die oft von vergangenen Erlebnissen berichten, geben einem einen sehr guten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin.
Durch die nahe Erzählweise kann man sich von Anfang an sehr gut mit Alexis' Trauer und Abschottung identifizieren, vor allem aufgrund der Schuldgefühle, die sie mich sich herumträgt, und die wohl fast jeder kennen lernt, wenn jemand Nahes stirbt. Dass ihre Welt zusammenbricht, ist völlig verständlich, und so kann man auch ihre teils regelrecht gemeinen Handlungen nachvollziehen - vor allem freut man sich aber auch über jeden Schritt zur Besserung. Ihr Ex-Freund Steven ist ein einfühlsamer Kerl mit großem Herz, ebenso wie ihre anderen Freunde Beaker und El, die für sie da sein wollen, aber nicht wissen wie. Ihre Kindheitsfreundin Sadie ist eine ebenfalls sehr besondere Person, die ihr auf unkonventionelle Art beisteht, und in den Rückblicken lernt man sogar den verstorbenen Ty kennen, der einen in seiner Kaputtheit tief berührt. Die Figuren wirken allesamt lebendig und es fällt einem nicht schwer, sie alle auf die ein oder andere Weise ins Herz zu schließen.
Die Atmosphäre ist oftmals sehr schwermütig, gar erdrückend - kein Wunder bei dem Thema. Autorin Cynthia Hand spricht einige Dinge drastisch an und zeigt ganz deutlich, wie eine Tat wie diese Familien und Freundschaften zerstören kann. Gleichzeitig geht sie aber auch sehr sensibel mit den Gefühlen aller Beteiligten um, beleuchtet sie von vielen Seiten und gibt den Figuren Hoffnungsschimmer. Es ist nicht nur eine Geschichte von Verlust und Trauer, sondern auch von Zusammenhalt und Ehrlichkeit. Mit ein paar Längen im Mittelteil animiert das Buch nicht dazu, es am Stück durchzulesen, fesselt aber in den emotionalen und vor allem in den dramatischen Szenen am Schluss. Nachdenklich lässt es dann zurück, aber auch sehr froh ob der Zukunft der Protagonistin, die man begleiten durfte.
FAZIT
"Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks" hat ein schweres Thema als Schwerpunkt, das zwar eindeutig und in allen Facetten beschrieben wird, aber auch eine einfühlsame Erzählung erfährt - nicht zuletzt wohl, weil Autorin Cynthia Hand etwas ähnliches erlebt hat. Ein paar Längen haben sich eingeschlichen, ansonsten aber überzeugt der Roman in punkto Emotionalität und Charaktere. 4 Punkte.
Titel: Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks
Originaltitel: Last Time We Say Goodbye
Autor: Cynthia Hand
Übersetzer: Sarah Heidelberger
Verlag: HarperCollins ya!
Seitenzahl: 320 Seiten
ich hab das buch schon so oft gesehen und mir jedes Mal gedacht, ich nehms lieber nicht mit. Danke für die Bekehrung! :D
AntwortenLöschenAber lies das Buch besser, wenn du nicht grade sowieso ne schlechte Phase hast, das könnte ziemlich depressiv machen ;) Ansonsten aber aufgrund der authentischen Darstellung sehr zu empfehlen - solltest du es dir kaufen, wünsche ich dir schöne Lesestunden!
LöschenIch kann dir nur zustimmen! Ich mochte das Buch auch recht gern. Ich habe das Buch während meiner Busfahrt angefangen und habe festgestellt, dass es wirklich nicht für Busfahrten geeignet ist :D
AntwortenLöschenIch habe das Buch um 2 Uhr morgen beendet und die ein oder andere (oder mehrere) Träne/n verdrückt.
Von mir hat das Buch auch 4 Sterne, weil es mir ab der Mitte langatmig geworden ist. Das Ende hat das aber wieder wettgemacht :)
Liebste Grüße
Kerime
Da kann ich dir wirklich nur zustimmen - es war, wie ich ja auch geschrieben haben, in der Mitte teilweise echt zu lang, da hätte ein wenig was rausgenommen werden können. Aber die authentische Darstellung ist echt ergreifend, daher kann ich auch deine ein oder anderen Tränen gut nachvollziehen kann :D
LöschenSchön, dass wir einer Meinung sind!