Back Down to Earth


[Buchrezension] Masterminds: Im Auge der Macht - Gordon Korman

Malik klatscht mit der flachen Hand auf die Backsteinmauer der Plastikfabrik. "Wir müssen irgendwie einen Weg hier rein finden."
Schon verrückt - da haben wir uns reingeschlichen, unerlaubt das Firmengelände betreten und uns wie Verbrecher vor den Guards im Gebüsch versteckt, aber Maliks Worte machen mir mehr Angst als alle anderen Ereignisse dieser Nacht.
Das ist doch Unsinn. Der riskante Teil ist schließlich fast vorbei. Warum schnappe ich plötzlich so hektisch nach Luft?
Vielleicht liegt es daran, dass überhaupt nichts vorbei ist.
Denn das hier ist erst der Anfang.

INHALT
Die kleine Gemeinde Serenity in New Mexico ist die schönste, sauberste und sicherste Stadt, die man sich nur vorstellen kann - mit 185 Einwohnern und fast komplett autonomer Lebensweise mit eigener Fabrik und Arbeit für jeden, leben die Einwohner in der Idylle schlechthin. So hat auch Eli immer gedacht, bis er eines Tages versucht, die Stadtgrenze zu übertreten und wie von einer schmerzhaften Barriere daran gehindert wird. Von da an ist ihm klar: Etwas stimmt nicht. Und gemeinsam mit drei seiner Freunde macht er sich daran, herauszufinden, was.

MEINE MEINUNG
Bei Büchern mit weniger als 300 Seiten bin ich eigentlich immer skeptisch ob der Ausarbeitung - und sowieso, wenn die Protagonisten dann auch noch unter 14 Jahre alt sind, weil ich mich dafür oft schon zu alt fühle. Gordon Korman ist es in seinem Auftakt der "Masterminds"-Reihe aber schon innerhalb von wenigen Kapiteln gelungen, mir die Zweifel zu nehmen. Erzählt wird die Geschichte aus fünf verschiedenen Ich-Perspektiven: Eli, Hector, Tori, Malik und Amber. Damit gibt es ein recht ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Protagonisten. Die Erzählstimmen ähneln sich zwar recht stark, die einzelnen Figuren kann man aber gut auseinander halten.

Eli ist ein recht gut integrierter Bürger Serenitys, der die Abläufe der Stadt kaum in Frage stellt und selten dagegen rebelliert - wenn man von den Flausen absieht, die er sich mit seinem Kumpel Randy ausdenkt. Dessen Verdienst ist es auch, dass Eli zum ersten Mal misstrauisch wird und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Malik ist dagegen ein ziemlicher Rabauke und schon länger der festen Überzeugung, dass in "Happyhausen", wie er es nennt, nicht alles richtig ist. Sein unsicherer und unterwürfiger Freund Hector, der mit der Zeit aber über sich hinaus wächst, folgt ihm natürlich auf seiner Spurensuche. Tori ist ebenfalls eine sehr starke Figur, die mit ihrer Intelligenz punktet und daher natürlich auch auf der Suche nach Antworten ist. Nur Amber sträubt sich anfangs gegen die Enthüllungen und ist daher lange Zeit relativ anstrengend, macht aber eine tolle Wandlung durch.

Dass Jugendliche in einer scheinbaren Idylle aufwachsen, an der sie irgendwann zweifeln, nur um dann ein schreckliches Geheimnis aufzudecken, ist natürlich nicht ganz neu. Der Autor setzt diesen Grundgedanken aber nicht nur überaus interessant, sondern auch sehr originell  um. Anfangs sieht man Serenity durch die Augen der Kinder und kann die Begeisterung über einen solch perfekten Ort regelrecht nachvollziehen, auch wenn man im Gegensatz zu ihnen natürlich weiß, dass mehr dahinter steckt. Die Art, auf die die Einwohner der Stadt leben, ist so ganz anders als man es selbst kennt und gerade deswegen faszinierend. Richtig fesselnd wird es aber, als Eli bei einem Stromausfall Dingen auf die Spur kommt, die er nie vermutet hätte - und ab da lässt einen die Geschichte eigentlich keine Atempause mehr.

Auf gewitzte, aber auch jugendlich-frische Weise schmieden die Freunde einen Plan, um mehr herauszufinden - und geraten dabei nicht nur einmal in höchste Gefahr. Natürlich, einiges geht etwas zu glatt und die 13-jährigen sind auch fast schon ein bisschen zu schlau für ihr Alter. Mit der Auflösung, was es mit der Stadt auf sich hat, ergibt allerdings auch das Sinn. Tatsächlich werden nur wenige Fragen geklärt, aber das ist auch gut so, denn auf diese Weise bleibt genug Stoff für die kommenden Bände. Und so, wie die Reihe begonnen hat, werden einen als Leser da mit Sicherheit noch so einige Überraschungen erwarten.

FAZIT
Im Gegensatz zu meinen Erwartungen entpuppte sich "Im Auge der Macht" als nicht zu kurz und die Protagonisten sind mit ihren jungen Jahren reifer als so manche aus Young Adult-Romanen. Eine spannende und nervenaufreibende Geschichte, die sich mit den kommenden Teilen sicher noch steigern wird. Sehr gute 4 Punkte!


Titel: Im Auge der Macht
Originaltitel: Masterminds
Autor: Gordon Korman
Übersetzer: Sandra Knuffinke, Jessika Komina-Scholz
Seitenzahl: 263 Seiten
ISBN-13: 978-3-407-74594-1
Bereitgestellt durch Blogg dein Buch

  3 Kommentare:

  1. Hey,

    ich fand das Buch ja auch super, auch wenn es "Mein böses Blut" doch sehr ähnelt. Aber da das Setting anders ist, gab es dennoch 5 Sterne :)

    Freue mich auch schon auf die Fortsetzung!

    LG
    Sonja

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    1. Für 5 Punkte wurden mir ein paar zu wenige Fragen beantwortet und dafür hat es mich nicht genug mitgerissen - aber ich kann mir hier definitiv eine Steigerung in Band 2 vorstellen, die die höhere Wertung dann wert wäre. Ich bin gespannt und freue mich, dass uns beiden das Buch gefallen hat!

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    2. Für 5 Punkte wurden mir ein paar zu wenige Fragen beantwortet und dafür hat es mich nicht genug mitgerissen - aber ich kann mir hier definitiv eine Steigerung in Band 2 vorstellen, die die höhere Wertung dann wert wäre. Ich bin gespannt und freue mich, dass uns beiden das Buch gefallen hat!

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Die Bloggerin

Kittyzer, 22 Jahre alt, früher als Sonne bekannt. Gebürtige Niedersachsin, die für die Arbeit nach Rheinland-Pfalz gezogen ist. Schreibt über Bücher, Filme, Serien und Mainz. Um mehr zu erfahren, → klicke hier

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