[Buchrezension] Lily Frost: Fluch aus dem Jenseits - Nova Weetman
Im Haus ist es ganz still, bis auf den rasselnden Atem neben mir.
Dann huscht etwas über den Boden und springt auf mein Bett. Es faucht, und mir wird klar, dass es Jasper ist. Ich streichle ihn in der Dunkelheit, aber er faucht weiter. Er hört auch, dass jemand atmet.
"Jasper - ist schon gut."
Er springt auf mein Kopfkissen, landet auf meinem Gesicht und ich bin so froh über seine Gesellschaft. Ich packe ihn und drücke ihn an mich. Da hört das Atmen auf und ich höre nur noch sein Miauen an meiner Brust. Mein ganzer Körper ist so verkrampft, dass mir schlecht wird. Vielleicht muss ich Jasper im Arm halten, damit mich das, was da geatmet hat, in Ruhe lässt.
Lilys Eltern haben ein Haus auf dem Land gekauft, und so zieht die Familie in das unscheinbare Städtchen Gideon. Lily ist darüber gar nicht begeistert: Nicht nur muss sie ihre Heimat verlassen, auch ist sie ohne ihre beste Freundin Ruby schrecklich einsam. Das Ganze wird nicht besser, als im neuen Anwesen auch noch seltsame Dinge passieren - Lily sieht Schatten, Pfützen bilden sich auf dem Boden und in ihrem Zimmer ist es immer schrecklich kalt. Bald ahnt sie, dass das etwas mit den Vorbewohnern zu tun haben muss. Ist dem Mädchen, das in ihrem Raum gelebt hat, etwas passiert?
MEINE MEINUNG
"Lily Frost" ist ein schauriger Jugendroman über ein altes, gruseliges Haus und das Verschwinden eines Mädchens, das nie aufgeklärt wurde. Nova Weetman hat einen angenehmen, atmosphärischen Stil, der einem genau wie der Protagonistin durchaus den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagt. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Lily, deren Gedanken, Gefühle und Ängste so sehr deutlich werden.
Leider hadert es durch die gerade einmal 235 Seiten ansonsten aber stark an der Figurenentwicklung. Die einzige, die man wirklich glaubt zu kennen, ist die sozial etwas unbeholfene, aber mutige Lily, der Rest ist komplett Beiwerk: Ihr liebevoller Vater und ihre irgendwie lieblose Mutter, der hübsche Danny und die Mädchen-Clique ohne Persönlichkeit - sie alle bestehen nur aus Klischees und wecken keinerlei Gefühle in einem. Ganz schade ist dies insbesondere bei dem Mädchen, das vorher im Haus der Familie gelebt hat, und deren Art und Motive nie klar werden.
Die Geschichte selbst ist durchaus spannend, wenn auch weder besonders originell noch wendungsreich. Aber einige Begebenheiten sind durchaus schön schaurig und wecken so immer wieder Interesse - schließlich wollen ja die Hintergründe geklärt werden. Doch auch wenn die Art, auf die Lily letztendlich die Wahrheit erfährt, durchaus fesselt, ist die Auflösung dann doch ziemlich enttäuschend. Es gibt keine rechte Erklärung, einzelne Stränge werden einfach offen gelassen. Der Schluss wirkt einfach ein wenig lustlos und so nicht besonders befriedigend - da hätten dem Ganzen ein paar Seiten mehr durchaus gut getan.
FAZIT
"Lily Frost" ist keine großartig neue Geistergeschichte, aber durch die Atmosphäre hat mich das Buch durchaus gepackt. Leider wirken die Figuren blass und am Ende wird zu wenig aufgelöst, um wirklich zufrieden zu stellen. So gibt es leider nur knappe 3 Punkte.
Titel: Lily Frost
Originaltitel: The Haunting of Lily Frost
Autor: Nova Weetman
Übersetzer: Friederike Levin
Verlag: Gulliver [Beltz]
Seitenzahl: 235 Seiten
ISBN-13: 978-3-407-74654-2
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