[Buchrezension] Kieselsommer - Anika Beer
Mats schüttelte sich. Er hatte keine Zeit, zu lange darüber nachzudenken. Es fiel ihm bemerkenswert schwer, seinen Körper zur Mitarbeit zu überreden. Aber wenn er jetzt nicht versuchte, ins Haus zu gelangen - wer wusste schon, wann sich die nächste Gelegenheit bieten würde? Also huschte er auf raschen Sohlen hinüber zur Veranda.
Wahrscheinlich hätte er überrascht sein sollen, als er den schmalen Spalt sah, wo die Tür nicht ganz ins Schloss geschoben worden war. Vielleicht auch erleichtert, ein zweites Mal so unverschämtes Glück zu haben. Aber nach dem Blick des Mädchens nur Sekunden zuvor gelang ihm nichts von beidem. Im Gegenteil, er war sich jetzt ganz sicher: Sie hatte ihn tatsächlich bemerkt.
Und sie hatte die Tür für ihn offen gelassen.
Ella und Tilda sind seit drei Jahren beste Freundinnen und nun steht ihr erster gemeinsamer Urlaub an. Selten haben sich beide auf etwas so sehr gefreut wie auf diese zwei Wochen allein. Doch dann kommt alles anders: An ihrem ersten gemeinsamen Abend wünscht sich Ella, endlich ihrer großen Liebe zu begegnen - und am nächsten Tag treffen die beiden Mädchen auf Mats. Sofort besteht eine Verbindung zwischen ihm und Ella. Eine Verbindung, von der sich Tilda bald nach außen gedrängt fühlt. Das sollte doch ein Mädels-Urlaub werden? Beide Freundinnen versuchen, es einander recht zu machen, doch ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse kommen ihnen dabei immer wieder in die Quere...
MEINE MEINUNG
Anika Beers Debüt vor fünf Jahren habe ich wahnsinnig gern gelesen und seitdem ihren Werdegang zumindest verfolgt. Mit "Kieselsommer" ist nun ein sommerlicher Jugendroman erschienen, der eine Geschichte rund um Freundschaft und die erste Liebe verspricht. Genau das wird auch geboten, allerdings gänzlich anders als ich das erwartet hatte. Der Konflikt zwischen den Mädchen wird zwar im Klappentext benannt, dass sich insbesondere die eine aber so absurd daneben benehmen würde, hätte ich nicht vermutet. Da macht auch der locker-leichte Schreibstil nicht viel wett, ebenso wenig wie der stetige Wechsel der Perspektive, durch den man zwar Einblick ins das Innenleben jeder der Figuren bekommt, der sie aber auch nicht sympathischer macht.
Tilda ist durchaus noch eine Protagonistin, mit der man sich einigermaßen identifizieren kann: Sie ist fröhlich, willensstark und würde so gut wie alles für ihre Freundin tun. Dass in ihr als drittes Rad am Wagen immer mal wieder Eifersucht aufkeimt, ist zu verstehen. Nicht zu verstehen ist Ellas unmögliches Verhalten. Dadurch, dass sie früher gemobbt wurde - was nie in mehr als einem Halbsatz erwähnt wird -, ist sie sehr unsicher und schüchtern, traut sich selbst nichts zu. Das ist aber keine Entschuldigung dafür, ihre beste Freundin, die ihr so sehr geholfen hat, einfach sofort links liegen zu lassen, sobald ein Kerl in ihrem Leben auftaucht. Sie heult ständig und wird unangebracht eifersüchtig in den unwahrscheinlichsten Momenten - mit diesem Mädchen konnte ich einfach gar nichts anfangen. Und auch Mats war mir nicht sonderlich sympathisch. Zwar versucht er den Freundinnen ab und zu ein wenig Freiraum zu geben, aber er drängt sich dennoch ungefragt zwischen sie und reißt alles an sich. Er scheint als charmant und witzig angelegt zu sein, kam bei mir aber nur als großspurig und selbstverliebt an.
Ich hasse Insta-Love und "Kieselsommer" ist das perfekte Beispiel dafür, warum. Ella lässt einfach, ohne nachzudenken, einen fremden Jungen in ihr Ferienhaus einsteigen, weil seine Zeichnungen sie so berührt haben - und nachdem sie sich zum ersten Mal getroffen haben, sind sie nicht mehr zu halten. Nach wenigen Seiten spricht Ella bereits davon, er sei der Eine und sie hätte immer auf ihn gewartet - wer soll denn das glauben? Natürlich verhält sich auch Tilda nicht ganz richtig, indem sie sich so intensiv gegen die Beziehung wehrt, aber es ist schließlich ihr Urlaub, nicht der von Mats und Ella. Das Verhalten der Figuren und die kitschige, nervtötende Liebesgeschichte haben mich über weite Strecken nur wütend gemacht. Natürlich entsteht aus dem Ganzen ein Lerneffekt - aber aufgrund der Kürze kommt auch dieser nicht wirklich beim Leser an, sodass ich am Ende nur enttäuscht zurückblieb.
FAZIT
Auf der Suche nach einer sommerlich-leichten Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe habe ich mit "Kieselsommer" leider daneben gegriffen. Während sich die Charaktere fast ausschließlich total schlecht benehmen, kam bei mir einfach keine Freude, kein Wohlgefühl auf. Hinzu kommt ein übler Fall von "Liebe auf den ersten Blick", der auch den Rest zunichte macht. Vielleicht eher für jüngere Leser geeignet. Sehr knappe 2 Punkte.
Auf der Suche nach einer sommerlich-leichten Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe habe ich mit "Kieselsommer" leider daneben gegriffen. Während sich die Charaktere fast ausschließlich total schlecht benehmen, kam bei mir einfach keine Freude, kein Wohlgefühl auf. Hinzu kommt ein übler Fall von "Liebe auf den ersten Blick", der auch den Rest zunichte macht. Vielleicht eher für jüngere Leser geeignet. Sehr knappe 2 Punkte.
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