[Filmrezension] Jugend ohne Gott
„Wenn ich die Augen schließe, sehe ich eine Welt, in der alle Menschen
gleich sind. Eine Welt ohne Sektoren, es gibt keine Missgunst und keinen
Neid. Niemand muss kämpfen, nicht um sein Leben, nicht um Besitz, nicht
um Gerechtigkeit. Aber wenn ich meine Augen öffne, dann sehe ich die
Welt, wie sie ist: verlogen und kalt.“
STORY
In der Zukunft ist die Gesellschaft unterteilt in verschiedene Sektoren, es wird unterschieden zwischen Leistungsträgern und Leistungsempfängern. Der junge Zach gehört zu Ersteren, geht auf eine Eliteschule und fährt nun mit seinen Klassenkameraden in ein Camp, um dort um einen der begehrten Plätze einer Eliteuniversität zu kämpfen. Doch er hat eigentlich gar kein Interesse an dieser ewigen Konkurrenz, und als er Ewa begegnet, die durch das Verlassen ihres Sektors als Illegale gilt, kommen ihm noch mehr Zweifel am System. Er lässt sich auf eine Liebesbeziehung ein. Aber dann gibt es einen Todesfall, und plötzlich steht für beide alles auf dem Spiel...
MEINE MEINUNG
"Jugend ohne Gott" ist die sehr freie Verfilmung des gleichnamigen Romans aus dem Jahre 1937. Es ergibt Sinn, dass die Handlung in die nahe Zukunft verlegt wurde, schließlich kann man sich heutzutage kaum noch mit der Jugend der NS-Zeit identifizieren. Der Grundgedanke bleibt jedoch gleich: Die jungen Menschen verlieren Anstand und Gefühl, sie verrohen, die Gesellschaft verkommt zu einer Leistungsgesellschaft, in der das Zwischenmenschliche nicht mehr zählt. Das ist so aktuell wie erschreckend realistisch, allerdings wird diese Botschaft zu schwach durchgesetzt und die Erzählweise ist definitiv gewöhnungsbedürftig.
Insgesamt gibt es nämlich vier Perspektiven: Die von der Schülerin Nadesh, von Protagonist Zach, vom Lehrer und die von Schüler Titus. Die einzelnen Sichten ergeben gemeinsam ein Ganzes, sie füllen die Lücken der anderen, aber das hat auch gleichzeitig zur Folge, dass einem kein Charakter wirklich nahe kommt, weil man sie alle nur so knapp kennen lernt. Jannis Niewöhner und Emilia Schüle scheinen das neue deutsche Shooting-Paar zu sein und so geben sie auch hier die Verliebten - diese Gefühle kommen beim Zuschauer allerdings nicht an. Das mag auch daran liegen, dass sie innerhalb von wenigen Szenen alles füreinander aufgeben wollen. Alicia von Rittberg stellt die ehrgeizige und anstrengende Nadesh sehr realistisch dar und Fahri Yardim hat als Lehrer leider nicht so wirklich viel zu tun. Aber wie immer stellt Jannik Schümann alle anderen in den Schatten: Als kalter, immerzu arrogant lächelnder junger Mann, der vom Erfolg verwöhnt versucht, jeden auszustechen, ist er so glaubwürdig, dass man ihm nahezu alles zutrauen würde.
So sinnvoll und prinzipiell spannend es auch ist, dass die Handlung hier in einer dystopischen Zukunft spielt, die die Menschen in zwei Klassen teilt und sie dazu zwingt, für ihre Zukunft zu kämpfen - bei solch einer gewagten Änderung sollte das System dann auch ein wenig erklärt, sollten Hintergrundinfos geliefert werden. Das passiert hier allerdings nur mangelhaft, wodurch das Ganze sehr schwammig bleibt und wie eine Kulisse wirkt. Die Liebesgeschichte geht viel zu schnell und anders als im Trailer ist das Spannungslevel sehr viel niedriger als erwartet - so müssen die Schüler nicht aufs Blut miteinander kämpfen, und es dauert gar nicht lange, bis der Schauplatz vom Camp an andere Orte verlegt wird. Der Schluss passt durchaus, insbesondere im Hinblick auf die Botschaft rund um die gefühlskalte neue Elite, aber so richtig zufrieden lässt er einen nicht zurück. Es bleibt der Eindruck, dass mehr drin gewesen wäre.
Insgesamt gibt es nämlich vier Perspektiven: Die von der Schülerin Nadesh, von Protagonist Zach, vom Lehrer und die von Schüler Titus. Die einzelnen Sichten ergeben gemeinsam ein Ganzes, sie füllen die Lücken der anderen, aber das hat auch gleichzeitig zur Folge, dass einem kein Charakter wirklich nahe kommt, weil man sie alle nur so knapp kennen lernt. Jannis Niewöhner und Emilia Schüle scheinen das neue deutsche Shooting-Paar zu sein und so geben sie auch hier die Verliebten - diese Gefühle kommen beim Zuschauer allerdings nicht an. Das mag auch daran liegen, dass sie innerhalb von wenigen Szenen alles füreinander aufgeben wollen. Alicia von Rittberg stellt die ehrgeizige und anstrengende Nadesh sehr realistisch dar und Fahri Yardim hat als Lehrer leider nicht so wirklich viel zu tun. Aber wie immer stellt Jannik Schümann alle anderen in den Schatten: Als kalter, immerzu arrogant lächelnder junger Mann, der vom Erfolg verwöhnt versucht, jeden auszustechen, ist er so glaubwürdig, dass man ihm nahezu alles zutrauen würde.
So sinnvoll und prinzipiell spannend es auch ist, dass die Handlung hier in einer dystopischen Zukunft spielt, die die Menschen in zwei Klassen teilt und sie dazu zwingt, für ihre Zukunft zu kämpfen - bei solch einer gewagten Änderung sollte das System dann auch ein wenig erklärt, sollten Hintergrundinfos geliefert werden. Das passiert hier allerdings nur mangelhaft, wodurch das Ganze sehr schwammig bleibt und wie eine Kulisse wirkt. Die Liebesgeschichte geht viel zu schnell und anders als im Trailer ist das Spannungslevel sehr viel niedriger als erwartet - so müssen die Schüler nicht aufs Blut miteinander kämpfen, und es dauert gar nicht lange, bis der Schauplatz vom Camp an andere Orte verlegt wird. Der Schluss passt durchaus, insbesondere im Hinblick auf die Botschaft rund um die gefühlskalte neue Elite, aber so richtig zufrieden lässt er einen nicht zurück. Es bleibt der Eindruck, dass mehr drin gewesen wäre.
FAZIT
Mit einem tollen deutschen Cast und einer interessant angepassten Story verspricht die Buchverfilmung "Jugend ohne Gott" fesselnde, aufgrund der Thematik auch zum Nachdenken anregende, Stunden. Vieles wird aber zu knapp angerissen und Verständnis für die Liebenden, die so viel riskieren, kommt nur wenig auf. Insbesondere für den Ausbau der Charaktere und der neuen Welt hätte sich mehr Zeit gelassen werden sollen. So bleibt es nur bei mittelmäßigen 3 Punkten.
Mit einem tollen deutschen Cast und einer interessant angepassten Story verspricht die Buchverfilmung "Jugend ohne Gott" fesselnde, aufgrund der Thematik auch zum Nachdenken anregende, Stunden. Vieles wird aber zu knapp angerissen und Verständnis für die Liebenden, die so viel riskieren, kommt nur wenig auf. Insbesondere für den Ausbau der Charaktere und der neuen Welt hätte sich mehr Zeit gelassen werden sollen. So bleibt es nur bei mittelmäßigen 3 Punkten.
Meine Empfehlung für Fans deutscher Schauspieler, die sich an dem eher blassen Weltentwurf nicht stören.
Auch wenn deine Rezension jetzt gemischt ausfällt, möchte ich mir Jugend ohne Gott definitiv noch anschauen. Finde die Handlung an sich interessant und mag auch den Cast. Da finden sich doch einige meiner deutschen Lieblingsdarsteller wieder, sodass ich da echt neugierig bin. Habe aber schon in mehreren Rezensionen gelesen, dass leider etwas Potenzial verschenkt wurde und man halt doch merkt, dass es ein deutscher Film ist.
AntwortenLöschenDankeschön für deine lieben Worte <3.
Ich weiß auch schon welche Partei ich wähle, aber ich hoffe, dass ich anderen weiterholfen konnte, das würde mich echt freuen.
Ich bin gespannt, was du zum Film sagen wirst, solltest du ihn dir (auf DVD zum Beispiel) noch ansehen. Das Cast ist wirklich gelungen und die (abgewandelte) Idee auch. Vielleicht kannst du da ja über meine Kritikpunkte hinweg sehen ;)
LöschenSchöne Rezi:) Bin genau deiner Meinung; ich hab den Film letzte Woche geguckt und war auch ziemlich enttäuscht; denn diese Geschichte hätte man nicht die Zukunft verlegen müssen, wenn man sie nicht erklärt. Andererseits wird die Sicht ja aus Perspektive der Charaktere erzählt und da sie ja schon ihr ganzes Leben in dieser Gesellschaft leben, wäre es unlogisch, wenn sie alles erklären würden.
AntwortenLöschenSchön fand ich die Mehrperspektivität, die dafür gesorgt hat, dass sich die Geschichte wie ein Puzzle zusammen setzt; andererseits hat man so viele Fehlschlüsse gezogen, die gar nicht nötig waren (z.B. wusste ich nicht, dass sie sich schon so lange kennen). Und wir früh wusstest du, was Titus getan hat?
Und.. oh je.. diese Liebesgeschichte.
Fandest du den Lehrer feige?
Liebe Grüße,
Kat
Ich kann dein Argument nachvollziehen - alles haarklein zu erläutern, wenn den Charakteren dieses System bereits bekannt ist, wäre natürlich unlogisch gewesen. Aber zumindest hätte auf anderem Wege - und wäre es eine Erklärung am Anfang gewesen - in die Tiefe gegangen werden müssen.
LöschenDass es Titus war, war mir schon relativ früh klar, spätestens als Jannik Schümann das erste mal sein sehr böses Grinsen gezeigt hat. Und beim Lehrer muss man immer überlegen, was man selbst in der Situation getan hätte - um sein eigenes Leben zu bewahren hätte man vielleicht genauso gehandelt. Er hat ja später auf jeden Fall noch Stärke bewiesen.
Oh, den hab ich ja noch gar nicht auf dem Schirm gehabt. Ich mag ja Emilia Schüle, die ich für eine der talentiertesten jungen deutschen Schauspielerinnen halte. Ist auf die Watchlist gepackt.
AntwortenLöschenIch fand, dass Emilia Schüle ein bisschen kurz kam - weil ihr Charakter einfach so gar keine Tiefe erfahren hat -, aber gespielt hat sie gut. Ich wünsche dir viel Spaß beim Schauen!
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