[Kurzspots] Gerald's Game, I'll Give You the Sun, Good Time, Die dreizehnte Fee, Blade Runner 2049
Die letzten Kurzspots sind noch gar nicht lange her, aber es hat sich schon wieder einiges angesammelt. So viel, dass in naher Zukunft wahrscheinlich die nächsten folgen werden - momentan scheine ich ein bisschen im Film-Fieber zu sein.
Mit dabei heute: Ein ungeplant tödliches Spiel, ein zerstrittenes Geschwisterpaar und ein kriminelles Geschwisterpaar, eine Liebesgeschichte zwischen Fee und Hexenjäger, und ein Blade Runner der Zukunft.
Gerald's Game
mit Carla Gugino, Bruce Greenwood, Henry Thomas

2017 ist ein Jahr der Literaturverfilmungen - nicht nur von Büchern von Margaret Atwood, sondern auch oder gerade von Stephen Kings Werken. "Gerald's Game" galt dabei immer als unverfilmbar, weil sich der größte Teil der Handlung im Kopf der Protagonistin abspielt - und doch ist Regisseur und Drehbuch-Autor Mike Flanagan ein spannender, erschreckender und mitreißender Film gelungen. Carla Gugino liefert eine famose One Woman-Show ab und überzeugt sowohl in ihrer Verzweiflung, als auch in den Momenten, in denen sie Halluzinationen ihrer selbst als starke, freie Frau hat. Rückblicke in ihre Kindheit, die von einem noch immer unverarbeiteten Trauma geprägt ist, helfen ihr, einen Weg aus ihrer tödlichen Misere zu finden. Zugegeben, ihre psychischen Probleme setzen ein wenig zu früh ein, aber darüber sieht man gern hinweg, weil sie die treibende Kraft sind. Hautnah erleben wir nicht nur ihren Schmerz und ihre Angst mit, sondern auch den Mut, den sie immer und immer wieder sammelt. Das Finale ist nichts für schwache Gemüter, denn Jessie muss für ihre Befreiung so einiges opfern - aber wir werden belohnt mit einem guten und passenden Schluss. 4,5 Punkte.
Jandy Nelson schreibt mit einer unvergleichlichen Kraft, das war schon in ihrem Debüt "Über mir der Himmel" der Fall, und wenn das möglich ist, überwältigt einen "I'll Give You the Sun" tatsächlich noch mehr. Ihre Charaktere sind wunderbar unperfekt, ihre Dialoge mal schreiend komisch und mal herzzerreißend traurig. Vor allem aber erzählt sie so natürlich von Jugendlichen, ihren Leben, ihrem Leid und ihrer Liebe, dass diese komplett real wirken. Ich hatte oft das Gefühl, Noah und Jude persönlich zu kennen. Der metaphorische, literarische Schreibstil der Autorin mag nicht für jeden das Richtige sein, ebenso nicht die Art der Erzählung - denn während Judes Geschichte in der Gegenwart spielt, liegen Noahs Erlebnisse bereits in der Vergangenheit. Dieser Aufbau ergibt aber tatsächlich Sinn und wer sich darauf einlässt, wird eine sensibel erzählte Geschichte von Verlust, Freundschaft und Vergebung erleben, die ebenso zum lauten Lachen bringt wie zu der ein oder anderen Träne. Gute 4,5 Punkte.
Good Time
mit Robert Pattinson, Jennifer Jason Leigh, Benny Safdie

Robert Pattinson versucht seit fünf Jahren alles, um sein "Twilight"-Image loszuwerden, was ihn durchaus sympathisch macht. Anspruchsvolle Filme großer Regisseure sind mittlerweile ebenso in seinem Portfolio zu finden wie Indie-Werke wie es auch "Good Time" eines ist. Der Wille ist da, aber das muss nicht heißen, dass er oder seine Streifen mir besonders gefallen würden. Zugegeben, diesen hier hätte ich mir ohne eine Sneak Preview auch niemals freiwillig angesehen. Ich bin eigentlich ein großer Thriller-, Krimi- und Action-Fan und tatsächlich ist der Protagonist hier permanent auf Achse, aber ansonsten hat das Ganze herzlich wenig mit diesen Genres zu tun. Die Story ist total konfus und ergibt an vielen Stellen einfach keinen Sinn. Connie bewegt sich von einem Ort zum nächsten, um an das Geld für die Kaution seines Bruders zu kommen, aber er führt seine Pläne selten aus und trifft komplett unlogische Entscheidungen. Natürlich kann das teilweise mit seiner Verzweiflung begründet werden, aber es machte größtenteils eher den Eindruck, damit die Geschichte voran treiben zu wollen. Robert Pattinson stellt diesen kaputten Mann glaubwürdig dar und vor allem Benny Safdie spielt den behinderten Nick sehr authentisch, aber die restlichen Charaktere sind nervig und überzogen. Immerhin ist das Ende konsequent, aber mehr Gutes gibt es auch kaum zu sagen. Sehr knappe 2,5 Punkte.
Die dreizehnte Fee: Erwachen
von Julia Adrian

Blade Runner 2049
mit Ryan Gosling, Robin Wright, Sylvia Hoeks
In der Zukunft, nachdem die Konkurs gegangene Tyrell Corporation von Niander Wallace übernommen wurde, werden Replikanten nicht mehr als Sklaven angesehen. Da einige frühere Versionen dieser Klone sich aber noch immer verstecken und als gefährlich gelten, gibt es weiterhin die Blade Runner, die sie aufspüren und töten sollen. Solch einer ist auch Officer K. Als dieser jedoch einem Geheimnis auf die Spur kommt, das nie jemand für möglich gehalten hätte, beginnt er zu zweifeln.
Ich oute mich gleich zu Beginn: Den originalen "Blade Runner" habe ich nie gesehen - und wahrscheinlich werde ich es auch nicht mehr tun. Trotzdem wollte ich diesen sehr späten Nachfolger sehen, und das lag nicht einmal wirklich an Ryan Gosling, sondern zum einen eher an Regisseur Denis Villeneuve, und zum anderen an dieser düsteren dystopischen Zukunft, die mich schon in den Trailern beeindruckt hat. Zugegeben - diese Vorschauen haben etwas anderes versprochen, als der Film dann geboten hatte und das wird wahrscheinlich mit ein Grund dafür sein, dass er nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die er verdient gehabt hätte. "Blade Runner 2049" ist kein Actionfilm mit Explosionen und Verfolgungsjagden, auch wenn es durchaus Kampfszenen gibt. Das Tempo ist stattdessen eher zurückgenommen, und es wird viel Wert darauf gelegt, diese verstrahlte Welt mit ihrer alles umfassenden Technologie zu zeigen, die den Menschen die Menschlichkeit nimmt. Ein starker Protagonist, aber noch viel stärkere Frauenfiguren, runden das Bild ab. Jared Letos von einem Gottkomplex getriebener Wallace ist mysteriös und ganz eindeutig nicht bei Sinnen, aber er kam mir als Einziger zu kurz vor. Der Film ist wohl kein Blockbuster für den typischen Kinogänger, denn er erfordert ein Mit- und Nachdenken. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt werden. Gute 4 Punkte.
mit Ryan Gosling, Robin Wright, Sylvia Hoeks

Hyvää iltaa, Sonne.
AntwortenLöschen'Blade Runner' ist einer meiner Klassiker der SF-Genres - selbst in der "Der-Film-braucht-ein-Happy-End!"-Version der damals (1982) kaltfüssig gewordenen Produzenten.
Egal welchen Cut man/frau nun goutiert, 'Blade Runner' ist in den gut drei Jahrzehnten nicht um eine Sekunde gealtert (cineastisch), noch hat die Handlung einen Yota an Relevanz verloren. Geschieht mit Filmen nicht wirklich oft.
Du schreibst, dass Dich die Bilder Villeneuves beeindrucken konnten - dabei kommen sie nie "über" die atmosphärische Dichte des Vorgängers. Eine jede Einstellung atmet Lebendigkeit & gleicht einem vollendet komponierten Gemälde.
Ob ich Dein Interesse für die literarische Inspiration wecken könnte!?
Philip K. Dicks "Do Androids Dream Of Electric Sheep"...
Apropos!
Mit "Electric Dreams" gibt es aktuell eine britische Serie, die sich jeweils einer Kurzgeschichte von Dick annimmt. Hier der Link zu einer kurzen Review der ersten Episode.
https://www.youtube.com/watch?v=ktwg3ZpdKHQ
for your consideration.
bonté