[Buchrezension] Der Mann, der kein Mörder war - Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt
Er hatte keine Wahl.
Er durfte nicht versagen, nicht noch einmal.
Dennoch zögerte er. Nein, sie würden es nicht verstehen. Ihm nicht verzeihen. Nicht wie er die andere Wange hinhalten.
Er gab dem Jungen einen Stoß, und der Körper fiel mit einem lauten Platschen ins Wasser. Überrascht von dem plötzlichen Geräusch in der Stille der Dunkelheit, fuhr der Mann zusammen.
Die Leiche des Jungen versank im Wasser und verschwand.
Der Mann, der kein Mörder war, kehrte zu seinem Auto zurück, das er auf einem kleinen Waldweg geparkt hatte, und fuhr nach Hause.
INHALT
Ein Jugendlicher verschwindet und eine Reihe von Fehlern führt dazu, dass die Polizei erst drei Tage später mit der Suche beginnt - zu diesem Zeitpunkt ist der Junge bereits tot. Nachdem seine schlimm zugerichtete Leiche gefunden wurde, muss Schadensbegrenzung passieren - also wird der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team herbei gerufen. Zufällig kommt ihnen bei ihrer Arbeit Sebastian Bergmann in die Quere, ein alter Weggefährte und genialer Psychologe. Er könnte ihnen zum Durchbruch verhelfen. Aber er scheint auch seine ganz eigenen Ziele zu verfolgen...
MEINE MEINUNG
Schwedenkrimis sind so eine Sache für sich. Sie gelten als Spitze des Krimigenres und begeistern in Buch- wie Filmform. Letzteren kann auch ich durchaus etwas abgewinnen - bei den Romanen fehlt es mir aber irgendwie. Wahrscheinlich liegt es mehr an der übergeordneten Kategorie Krimi an sich, denn wirklich fesseln können mich diese Werke selten. Zwar wartet "Der Mann, der kein Mörder war" durchaus mit einer Portion Gewalt und vielen zwischenmenschlichen Problemen wie Ehebruch, Mobbing und Trauer auf, aber trotzdem kam mir das alles vor wie schon mindestens einmal gelesen. Zudem hat mich der Stil irritiert: Von Absatz zu Absatz kann es vorkommen, dass die Perspektive gewechselt wird, dass die Gedanken und Gefühle der anderen anwesenden Figur beleuchtet werden, was zwar originell ist - aber auch sehr seltsam zu lesen.
Sebastian Bergmann ist dieser typische Krimi-Protagonist: Ziemlich von der Rolle, mit einer tragischen Vergangenheit, sich Süchten hingebend (in diesem Falle danach, Frauen zu verführen) und seinen Mitmenschen gegenüber feindselig und anmaßend. Seine zynischen Spitzen sind teilweise ganz witzig, aber ansonsten nervt sein Verhalten. Tatsächlich gefiel mir Torkel Höglund von der Reichsmordkommission deutlich besser mit seinen Moralvorstellungen und seinem Ehrgefühl, auch wenn er sich definitiv zu sehr von verschiedenen Personen ausnutzen lässt. Jeder der Ermittler hat sowieso seine eigenen Probleme, die sich aber so oft in den Vordergrund drängen, dass man zum Überblättern schon fast gezwungen wird. Interessant sind immerhin die Kapitel aus der Sicht des Mannes, "der kein Mörder war", die ein paar Hinweise zur Identität liefern, bei ein bisschen Kombinationsgabe aber auch sehr schnell zur Lösung führen.
Das war wahrscheinlich auch mein Hauptproblem mit dem Krimi: Ich wusste zu viel zu früh. Zugegeben, mir kann man in diesem Genre selten etwas vormachen, aber die falschen Fährten waren teilweise doch sehr offensichtlich. Hinzu kommen die persönlichen Probleme von Sebastian Bergmann, die furchtbar ausgewalzt werden - überhaupt stößt er erst ab Seite 200 zu den Ermittlungen hinzu, bis dahin suhlt er sich hauptsächlich in seinem Elend. Auch wenn ich mir frühzeitig Täter und Motiv zusammen gereimt hatte, war der Showdown immerhin spannend und der Schluss wartet noch mit einer sehr persönlichen Überraschung für Bergmann selbst auf, die aber auch wie ein Plotmittel für die folgenden Teile wirkt. Ob ich diese lesen werde, ist fraglich.
FAZIT
"Der Mann, der kein Mörder war" ist kein schlechtes Buch und Fans des Genres werden es mit Sicherheit zu schätzen wissen (oder es wahrscheinlich schon kennen). Krimis im Allgemeinen sind vermutlich einfach nicht mein Ding, weil ich zu früh weiß, wer hinter allem steckt, und dann die Lust verliere. Hier haben mich aber zusätzlich noch die psychischen Probleme genervt. Daher nur 2,5 Punkte.
INHALT
Ein Jugendlicher verschwindet und eine Reihe von Fehlern führt dazu, dass die Polizei erst drei Tage später mit der Suche beginnt - zu diesem Zeitpunkt ist der Junge bereits tot. Nachdem seine schlimm zugerichtete Leiche gefunden wurde, muss Schadensbegrenzung passieren - also wird der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team herbei gerufen. Zufällig kommt ihnen bei ihrer Arbeit Sebastian Bergmann in die Quere, ein alter Weggefährte und genialer Psychologe. Er könnte ihnen zum Durchbruch verhelfen. Aber er scheint auch seine ganz eigenen Ziele zu verfolgen...
MEINE MEINUNG
Schwedenkrimis sind so eine Sache für sich. Sie gelten als Spitze des Krimigenres und begeistern in Buch- wie Filmform. Letzteren kann auch ich durchaus etwas abgewinnen - bei den Romanen fehlt es mir aber irgendwie. Wahrscheinlich liegt es mehr an der übergeordneten Kategorie Krimi an sich, denn wirklich fesseln können mich diese Werke selten. Zwar wartet "Der Mann, der kein Mörder war" durchaus mit einer Portion Gewalt und vielen zwischenmenschlichen Problemen wie Ehebruch, Mobbing und Trauer auf, aber trotzdem kam mir das alles vor wie schon mindestens einmal gelesen. Zudem hat mich der Stil irritiert: Von Absatz zu Absatz kann es vorkommen, dass die Perspektive gewechselt wird, dass die Gedanken und Gefühle der anderen anwesenden Figur beleuchtet werden, was zwar originell ist - aber auch sehr seltsam zu lesen.
Sebastian Bergmann ist dieser typische Krimi-Protagonist: Ziemlich von der Rolle, mit einer tragischen Vergangenheit, sich Süchten hingebend (in diesem Falle danach, Frauen zu verführen) und seinen Mitmenschen gegenüber feindselig und anmaßend. Seine zynischen Spitzen sind teilweise ganz witzig, aber ansonsten nervt sein Verhalten. Tatsächlich gefiel mir Torkel Höglund von der Reichsmordkommission deutlich besser mit seinen Moralvorstellungen und seinem Ehrgefühl, auch wenn er sich definitiv zu sehr von verschiedenen Personen ausnutzen lässt. Jeder der Ermittler hat sowieso seine eigenen Probleme, die sich aber so oft in den Vordergrund drängen, dass man zum Überblättern schon fast gezwungen wird. Interessant sind immerhin die Kapitel aus der Sicht des Mannes, "der kein Mörder war", die ein paar Hinweise zur Identität liefern, bei ein bisschen Kombinationsgabe aber auch sehr schnell zur Lösung führen.
Das war wahrscheinlich auch mein Hauptproblem mit dem Krimi: Ich wusste zu viel zu früh. Zugegeben, mir kann man in diesem Genre selten etwas vormachen, aber die falschen Fährten waren teilweise doch sehr offensichtlich. Hinzu kommen die persönlichen Probleme von Sebastian Bergmann, die furchtbar ausgewalzt werden - überhaupt stößt er erst ab Seite 200 zu den Ermittlungen hinzu, bis dahin suhlt er sich hauptsächlich in seinem Elend. Auch wenn ich mir frühzeitig Täter und Motiv zusammen gereimt hatte, war der Showdown immerhin spannend und der Schluss wartet noch mit einer sehr persönlichen Überraschung für Bergmann selbst auf, die aber auch wie ein Plotmittel für die folgenden Teile wirkt. Ob ich diese lesen werde, ist fraglich.
FAZIT
"Der Mann, der kein Mörder war" ist kein schlechtes Buch und Fans des Genres werden es mit Sicherheit zu schätzen wissen (oder es wahrscheinlich schon kennen). Krimis im Allgemeinen sind vermutlich einfach nicht mein Ding, weil ich zu früh weiß, wer hinter allem steckt, und dann die Lust verliere. Hier haben mich aber zusätzlich noch die psychischen Probleme genervt. Daher nur 2,5 Punkte.
Hallo,
AntwortenLöschenich schreibe gerade den Rückblick auf Februar und habe dabei deine Rezension gelesen.
Als Fan des Genres kann ich dir aber sagen, dass mir das Buch auch überhaupt nicht gefallen hat.
Also gib dem Krimi ruhig noch eine Chance ;-).
Viele Grüße,
Corinna